Damals waren mehr Gäste im Ort unterwegs
Wegfall der Privatbetten am See hat auch Auswirkungen auf die örtlichen Gastronomiebetriebe.
PÖRTSCHACH, REIFNITZ. In den goldenen Zeiten des Wörthersee-Tourismus gab es in den Gemeinden kaum ein Haus, vor dem nicht ein "Zimmer frei"-Fähnchen vor der Haustüre wedelte. Viele der Privatvermieter haben mittlerweile aufgegeben, Auslöser waren einerseits die gestiegenen Ansprüche der Urlaubsgäste und andererseits Nachwuchsmangel. Der Wegfall der Privatvermieter hat auch große Auswirkungen auf die Gastronomie und das Leben in den Gemeinden, da die Pensionsgäste ihr Abendessen meist außer Haus einnahmen und in den Orten unterwegs waren.
Geänderte Ansprüche
Wasserskischulbetreiber und Bootshändler Rene Mureny ist in Reifnitz aufgewachsen und erlebte, wie sich der Tourismus in der Wörtherseegemeinde geändert hat. "Wir haben in den achtziger Jahren selbst Zimmer vermietet. Ende des Jahrzehnts ist die Nachfrage an Privatbetten enorm eingebrochen", erzählt Mureny. Ein Ursache war neben den geänderten Ansprüchen der Urlaubsgäste auch die Interessen der Kinder der Privatvermieter. "Viele Kinder haben studiert und sind dann in die Stadt gezogen. Mittlerweile kehrt diese Generation zurück und lässt sich in ihrer Heimatgemeinde nieder", erklärt der Reifnitzer.
Stammgäste kommen
Der Pörtschacher Dieter Mikula ist in einem Haus aufgewachsen, in dem Privatzimmer vermietet wurden. "Im Sommer haben meine Geschwister und ich in einem Zimmer geschlafen. Wir hatten immer Stammgäste, die bis heute noch bei meiner Mutter regelmäßig Urlaub machen. Sie gehören mittlerweile schon fast zur Familie", erzählt Mikula. Neue Gäste kommen nicht mehr in die Privatpenison in Pörtschach. " Die Ansprüche der Urlaubsgäste haben sich geändert und in das Haus müsste viel investiert werden. Wenn die Stammgäste wegfallen, wird meine Mutter nicht mehr vermieten", erzählt der 54-Jährige.
Kaum Gäste im Ort
Kritisch sieht Mikula auch die großen Hotelkomplexe, die in der Gemeinde entstanden sind. "Den Gästen wird alles geboten, daher verlassen die Gäste auch sehr selten die Anlagen. Die Pensionsgäste waren wichtig für die Gastronomie. Sie haben Abends immer auswärts gegessen, daher leidet jetzt auch die Gastronomie im Ort", sagt Mikula. Ein weiteres Problem sind die vielen Zweitwohnsitze, die in der Gemeinde entstanden sind. "Die Zahl der Zweitwohnsitze ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Aktuell werden zwei weitere Appartementhäuser in Pörtschach geplant. Wichtiger wäre es in der Gemeinde leistbare Wohnungen für die Jugend zu schaffen und so den Ort zu beleben", sagt Mikula.
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