Die Motivation muss ausgenützt werden
Mehr Entzugsbetten gefordert. Arbeitsprojekte sollen die Rückkehr in den Alltag erleichtern.
KLAGENFURT. In Kärnten war unlängst der neunte Drogentote in diesem Jahr zu beklagen. im vergangenen Jahr forderte das Suchtgift in unserem Bundesland acht Menschenleben. Nun werden Forderungen nach mehr Therapieplätzen und Präventionsprogrammen laut. Die WOCHE sprach mit Ernst Nagelschmied, Leiter der Drogenberatung Viva, über Wege aus der Sucht.
WOCHE: Herr Nagelschmied, wie schätzen Sie die Situation in Kärnten ein?
Nagelschmied: Es ist sehr leicht an Drogen zu kommen und derzeit ist sehr viel Suchtgift am Markt. Als ich 1986 in der Suchtberatung angefangen habe, wurde noch nach Wien gefahren um an Drogen zu kommen. Nun ist von Heroin, Kokain bis hin zu synthetischen Drogen alles in Klagenfurt verfügbar.
WOCHE: Welche Auswirkungen hat das auf die Suchtkranken?
Nagelschmied: Als ich in der Drogenberatung angefangen habe, hat es noch den Junky, den Kokainabhängigen und den Alkoholiker gegeben, die sich streng voneinander abgegrenzt haben. Mittlerweile haben wir es meist mit Mischkonsumenten zu tun, dadurch steigt auch das Risiko und die Therapien werden noch aufwändiger.
WOCHE: Wie steht es um die Betreuung der Suchtkranken in Klagenfurt?
Nagelschmied: Die Stadt setzt sich sehr ein. Wir können jährlich 50.000 Spritzen tauschen, haben fünf Streetworker, rund sieben Psychologen in der Beratungsstelle, die sich um die Betroffenen kümmern können. Ein Problem sind aber die Entzugsbetten. Wenn ein Abhängiger einen Entzug machen will, muss man ihm sofort die Möglichkeit dazu geben. Wenn es zu einer Wartezeit kommt, kann die Motivation verloren gehen.
WOCHE: Wie kann es gelingen, dass die Suchtkranken nach dem Entzug nicht rückfällig werden?
Nagelschmied: Nach dem Entzug muss eine Therapie gesichert sein. Im Falle eines Rückfalls muss auch die Möglichkeit einer weiteren Therapie bestehen. In weiterer Folge spielen die Beratungsstellen eine wichtige Rolle, da sie den Kontakt zu den Patienten langfristig aufrecht erhalten können. Wir haben in den vergangenen Jahren mit Beschäftigungsprojekten sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie helfen den Patienten in einen geregelten Tagesablauf zurückzukehren. In diesem Bereich wäre es wichtig weitere Initiativen zu setzen.
WOCHE: Kann man den Erfolg der Beschäftigungsprojekte durch Zahlen belegen?
Nagelschmied: Von den neun Teilnehmern unseres letzten Projektes haben drei Personen den Einstieg in den zweiten Arbeitsmarkt geschafft. Das ist der erste Schritt zurück in ein geregeltes Leben.
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