Drei-Länder-Treffen des Österreichischen Grenzlandvereins anlässlich 20 Jahre Österreich in der EU
Europa muss noch weiter zusammenwachsen, ohne die Identität der Nationen zu untergraben
Anlässlich des Jubiläums „20 Jahre Österreich in der EU“ lud der Österreichische Grenzlandverein auf Initiative von Präsident Dr. René Alfons Haiden und Niederösterreichs Landesvize LHStv. Mag. Karin Renner ins Atrium nach Hohenau an der March. Neben den Botschaftern der Tschechischen Republik und dem Botschafter der Slowakischen Republik waren zwei Spitzenrepräsentanten der Österreichischen Innen- und EU-Politik als Redner in die niederösterreichische Grenzlandgemeinde gekommen - nämlich niemand geringere als Altbundeskanzler Dr. Franz Vranitzky und Dr. Franz Fischler, langjähriger österreichischer EU-Kommissar.
Der Österreichische Grenzlandverein hat es sich vor allem zur Aufgabe gemacht, klein- und mittelständische Unternehmen in der Grenzregion zu beraten und über die Grenzen Netzwerke zu schaffen, die den Betrieben neue Chancen und neue Märkte eröffnen, um damit auch neue Arbeitsplätze gerade in den Grenzlandregionen zu schaffen. „Wichtig ist uns für die Zukunft vor allem die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, wobei nicht nur die Straße, sondern vor allem auch die Bahn und der Wasserweg der Donau, die nur zu rund zehn Prozent ausgelastet ist, anzusprechen sind. Zudem setzen wir uns für einen aktiven Kulturaustausch ein, im Bereich der Bildung lobbyieren wir für eine Erweiterung der Sprachkenntnisse vor allem bei der Jugend“, so Präsident René Alfons Haiden.
LHStv. Mag. Karin Renner strich in ihren Worten vor allem die Bedeutung der EU als Friedensprojekt heraus. „Das historische Werk der europäischen Einigung, welche unserem Kontinent bisher den längsten Zeitraum von Frieden, Freiheit und Wohlstand gebracht hat, ist noch lange nicht vollendet. Wie nahe die Gespenster der Vergangenheit an unseren Grenzen stehen, sehen wir aktuell bei der Krise rund um die Ukraine. Europa muss stark bleiben, Europa muss stärker werden, ohne aber die nationalen Identitäten, die wertvollen Traditionen und ihre Kultur, welche die Nationen einfach haben müssen, zu untergraben“, so Renner.
Für Altbundeskanzler Dr. Franz Vranitzky sind die Wichtigkeit und die Bedeutung des europäischen Einigungsprozesses ungebrochen. „Wenn wir zurückblicken, haben im vorigen Jahrhundert zwei Weltkriege unseren Kontinent zerstört, Menschen haben ihr Eigentum, ihre Ersparnisse, ja in vielen Bereichen auch ihre Zukunft verloren. Die globale Wirtschaftskrise in den 30er Jahren führte zu Massenarbeitslosigkeit, bereitete aber auch den Weg zu Radikalismen. Europa hat sich verändert, aus monarchistischen Strukturen wurde ein Miteinander von Demokratien. Man war sich einig: Einen dritten Weltkrieg darf es nicht geben, das führte zum Schulterschluss – wobei wir uns nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass Europa weiterhin eine Baustelle ist und der Einigungsprozess, aber auch die Reform der Strukturen noch lange nicht abgeschlossen sind“, so Vranitzky.
„Wir haben es geschafft, die Grenzen aus Wachtürmen und Stacheldraht abzubauen, bei den Grenzen in den Köpfen sind wir aber erst am Beginn“, so Ex-EU-Kommissar Dr. Franz Fischler. „Der Weg der Einigung ist unumkehrbar, was wir aber auch brauchen, ist eine vernünftige Aufgabenteilung zwischen den Mitgliedsstaaten und der EU. Die EU muss sich nicht um jedes Detail kümmern, sondern nur um die wirklich wichtigen Dinge. Zudem müssen wir unseren ‚geistigen Output‘ erhöhen. Europa stellt derzeit rund sieben Prozent der Weltbevölkerung, es wird weniger werden, weil andere Kontinente stärker wachsen, was auch für den wirtschaftlichen Output gilt. Wir müssen mit intelligenten Produkten, mit Forschung, Innovation und Gehirnschmalz punkten - denn nur so werden wir langfristig bestehen. Hier vertraue ich der Jugend, die neue Wege gehen wird“, so Fischler.
(Schluss) fa
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