"Pfiat di, du oida Bandit"
BEZIRK LILIENFELD (ip). Als Freund und Opfer zugleich verabschiedete sich ein Mann aus dem Bezirk Lilienfeld von einem 63-jährigen Angeklagten per Handschlag und mit den Worten: „Pfiat di, du oida Bandit!“ Auf Schadensgutmachung, laut Anklage in Höhe von 13.650 Euro, verzichtete der Zeuge.
"Karriere" wurde fortgesetzt
Mit mindestens zehn teils einschlägigen Vorstrafen wurde der Pensionist zuletzt im Juni 2012 bedingt aus der Haft entlassen. Bereits wenige Wochen danach setzte er sein kriminelles Leben fort. Die St. Pöltner Staatsanwältin Barbara Kirchner wirft dem Rückfalltäter vor, im Herbst 2012 im Bezirk Lilienfeld ein Ölgemälde aus der Wohnung einer Bekannten gestohlen zu haben. „Ja, ich war in einer finanziellen Notlage“, bestätigte der Beschuldigte.
Inventar abtransportiert
Sein nächstes Opfer war bereits zu seinem Freund geworden, als dieser im Sommer 2013 nach einem Urlaub feststellen musste, dass nicht nur der 63-Jährige sondern auch zahlreiche Gegenstände weg waren. Er hatte ihn im Haus seiner verstorbenen Mutter im Bezirk Lilienfeld einquartiert – kostenlos und mit zusätzlich finanzieller Unterstützung. Zum Abtransport der Gegenstände müsste der Beschuldigte zumindest einen Kleinlaster verwendet haben. Möglicherweise gemeinsam mit einem zweiten Mann habe er unter anderem eine Standuhr, Münzen, Dirndlkleider, etwa 30 Paar Schuhe, Schmuck, zwei neuwertige Motorsägen, Kameras und eine 100 Jahre alte Ziehharmonika weggebracht. Der Angeklagte bestreitet dies, doch sein Quartiergeber meinte auf die entsprechende Frage von Richterin Doris Wais-Pfeffer: „Na, wer soll´s denn sonst gewesen sein!?“
Geständig sei, so Verteidiger Josef Gallauner, sein Mandant im Zusammenhang mit einem Einmietbetrug in Herzogenburg, wobei er bei seiner Abreise auch noch den Schlüssel des Zimmers mitgenommen habe.
Der Vorwurf, er habe in Herzogenburg einem Pizzeriachef einen BMW im Wert von 1.200 Euro herausgelockt, mit dem Versprechen, einen Monat danach mit dem Geld, das er von der Krankenkasse erwarte, zu bezahlen, versuchte der Angeklagte zu entkräften. Es sei ausgemacht gewesen, dass er den Betrag abarbeiten würde. Ein Fahndungsfoto in der Zeitung ließ jedoch nicht nur den Gastronomen zur Polizei gehen. Auch andere Personen, die sich von dem Pensionisten über den Tisch gezogen fühlten, erstatteten Anzeige. Gallauner beantragte aufgrund einiger Aussagen die Einvernahme weiterer Zeugen, sowie ein Gutachten über den Wert des Ölgemäldes, das weder in der Albertina noch im Leopoldmuseum in Wien einen Abnehmer fand. Wais-Pfeffer vertagte daher den Prozess.
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