Wenn der Urlaub für Kinder zur Qual wird
Viele Kinder leiden an Heimweh. Der Grund dafür liegt aber nicht an einer ortsgebundenen Sehnsucht.
BEZIRK. Die Sommerferien sind in ihre erste Woche gestartet und mit ihnen etliche Kinder- und Ferienlager im ganzen Land. Was für viele Kinder nach Spiel, Spaß und Abenteuer klingt, kann für Einzelne zu einer wahren Qual werden. Aber was genau geht in einem jungen Menschen vor, wenn das Heimweh beginnt zu plagen und die lang ersehnten Ferien zum Albtraum werden?
Der psychologische Aspekt
Heimweh hat in erster Linie mit Trennungsängsten zu tun. Anders als bei Erwachsenen, deren Heimweh zumeist ortsbezogen ist, sehnen sich Kinder nach ihren Bezugspersonen – in der Regel nach Mutter und Vater. Aber Heimweh bildet sich nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Prozess, der sich in der Kindeserziehung wiederfindet. Die Lilienfelder Kinder- und Jugendpsychologin Cornelia Steger weiß davon zu berichten: "Heimweh entsteht dann, wenn Kinder in ihrer Sozialkompetenz nicht ausreichend trainiert sind."
Die richtige Erziehung
Laut Steger kann man das Sozialverhalten eines Kindes bereits ab der Geburt beeinflussen. Eine primäre Bindung zu Mutter und Vater ist zwar unerlässlich, doch kann man den Kreis der Bezugspersonen, je nach Entwicklungsstand des Kindes, erweitern. "Ein Kind soll nicht ausschließlich von Mama und Papa umgeben sein. Ein paar regelmäßige Stunden mit Oma und Opa oder Tante und Onkel sind für die Entwicklung in jungen Jahren sehr wichtig. Ab dem Alter von zwei Jahren kann ein Kind auch schon eine Nacht am Wochenende bei den Großeltern bleiben."
Vertrauen gibt Sicherheit
Auch ein richtiges Verabschieden muss gelernt sein, will man dem Kind eine innere Sicherheit geben. "Gleich, ob man nur schnell einige Einkäufe tätigt oder den ganzen Tag in die Arbeit geht – es ist Gift für Kinder, wenn man sich einfach davonstiehlt, um einem etwaigen Protest zu entgehen. Man muss immer authentisch bleiben und sagen, wohin man geht und wann man wiederkommt. Ansonsten droht ein Vertrauensverlust", gibt die Psychologin zu bedenken.
Der Fehler vieler Eltern
Auch wenn Sätze wie "ich bin ganz traurig, dass du wegfährst" oder "ich werde dich furchtbar vermissen" auf den ersten Blick sehr liebevoll erscheinen, so sind diese äußerst kontraproduktiv. "Ein Kind versteht anders als ein Erwachsener. Was oft nur nett gemeint ist, kann schwere Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen auslösen, was wiederum das Heimweh fördert", mahnt Steger.
"Am besten ist es, wenn man dem Kind positive Sätze wie 'ich bin schon gespannt was du mir alles erzählen wirst' oder 'du wirst viele tolle Sachen mit vielen neuen Kindern erleben' mit auf den Weg gibt, die nicht auf der Gefühlsebene behaftet sind."
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