Fisch und Gemüse aus der Stadt – für die Stadt
Nachhaltige Fisch- und Gemüsezucht kann man derzeit am Linzer Hauptplatz entdecken.
Wie sich Menschen künftig ernähren, ist ein großes Thema des diesjährigen Ars Electronica Festivals. Unter dem Titel "Post City" beschäftigt es sich mit den Lebensräumen der Zukunft. Neue Ideen für die Fisch- und Gemüsezucht gibt es derzeit am Linzer Hauptplatz zu bestaunen. Dort präsentiert Aquaponic Austria von 3. bis 7. September eine Schauanlage in der futuristischen aufblasbaren Kuppel "Pneumozell". Besichtigt werden kann die Anlage noch bis 7. September, täglich von 10 bis 21 Uhr (am 5. September bis 24 Uhr).
Innovative Landwirtschaft
Aquaponik ist die lokale Produktion gesunder Lebensmittel, hauptsächlich im Inneren von Gebäuden. Die Anlagen können jede beliebige Größe haben, von einer kleinen Anlage im Gartenhäuschen des Einfamilienhauses bis zu Stadtfarmen zur lokalen Lebensmittelversorgung. Das Wasser wird in einem Kreislaufsystem geführt, dadurch ist der Wasserverbrauch extrem gering. Auch dürfen keine künstlichen Düngemittel oder Antibiotika für die Fische eingesetzt werden, da es sich um ein biologisches System handelt.
Frische Lebensmittel aus der Stadt
Ziel von Aquaponic ist die nachhaltige und klimafreundliche Nahrungsmittelproduktion in der Stadt für deren Bewohner. Ohne weite Transportwege werden Fisch und Gemüse direkt in der Nachbarschaft produziert. So genießen auch die Städter den Vorteil von Lebensmitteln frisch von Stadtbauern. Die Ausscheidungen der Fische düngen die Pflanzen. Im Gegenzug reinigen die Pflanzen das Wasser in dem die Fische heranwachsen. Das Prinzip ist einfach und der Natur abgeschaut: Was das eine Lebewesen ausscheidet, ist Lebensgrundlage des nächsten. So werden dieselben Ressourcen mehrfach genutzt, und es gibt keinen Abfall.
Wertschätzender Umgang mit Ressourcen
In Europa leben zu Zeit ca. 70 Prozent aller Menschen in Städten, weltweit ist jeder zweite Mensch ein Städter. Die Städter, also 54 Prozent der Weltbevölkerung, verbrauchen 80 Prozent aller Energieressourcen. Täglich werden 22,4 Hektar fruchtbarer Ackerboden alleine in Österreich versiegelt, in 20 Jahren entspricht das dann der Fläche des Burgenlands und in 166 Jahren wäre der gesamte fruchtbare Ackerboden in Österreich versiegelt. Zudem entfallen 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs auf die Landwirtschaft. Die Menschheit muss in Zukunft mit irehn Ressourcen wertschätzender umgehen und etwas für die nächsten Generationen übrig lassen. Aquaponik beschäftigt sich daher mit einer der vielen innovativen Lösungen für die Probleme, die die Menschheit seit der Industrialisierung selbst geschaffen hat.
Produktion im Keller
Bei Aquaponic-Austria werden Tilapien gezüchtet, die zur Familie der Buntbarsche gehören. Tilapia gelten als robuste Süßwasserfische, die warme Wassertemperaturen schätzen und wenig anfällig für Krankheiten sind. Sie sind Allesfresser und gute Futterverwerter, die auch vegetarisch ernährt werden können. Auf problematische Futtermittel aus Fischmehl oder -öl, die aus Wildfängen im Meer stammen, kann so weitgehend verzichtet werden. Die Tilapien leben in Fischbecken, wobei auf einen Kubikmeter Wasser etwa 50 bis 70 Kilogramm Fisch kommen – eine artgerechte Besatzdichte, die für diesen Schwarmfisch optimal ist.
Das Gemüse wird erdfrei gezogen, als Haltesubstrat für die Wurzeln kann zB Kokosfaser dienen, oder aber die Wurzeln hängen direkt in das nährstoffreiche Wasser, welches aus den Fischtanks in die Pflanzenzuchtbehälter gepumpt wird.
Das erdfreie Anpflanzen hat zudem den Vorteil, dass kaum Krankheitserreger für die Pflanzen in das System gelangen können. Durch die konstante Wassertemperatur von ca 24-26°C, welche die Fische benötigen, kann man mehrmals im Jahr schmackhafte Tomaten, Salate und Kräuter ernten, auch im Winter. Durch die neue LED-Lichttechnologie kann das Sonnenlicht bestens nachgebildet werden.
In Zukunft können wir also die Keller unserer Gebäude als Fisch- und Gemüsefarmen nutzen, und einfach auf dem Nachhauseweg von der Arbeit im Gebäude nebenan Salat und Fisch für das Abendessen mitnehmen. Das verringert auch den Co2 Fußabdruck enorm, denn das Abendessen kommt dann nicht mehr aus weit entfernten Ländern mit dem Lkw in die Stadt gestaut, sondern einfach aus der Nachbarschaft. Diese Salate und Tomaten sollen sogar besser schmecken: Sie sind frischer, da sie nicht unreif geerntet und über Tausende von Meilen als Globetrottergemüse transportiert werden.
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