Food Coops: Gefahr oder große Chance?

Das Franck.Kistl zählt ca. 100 Mitglieder. Neue werden kaum noch aufgenommen, um den Nachbarschafts-Charakter zu erhalten. | Foto: privat
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  • Das Franck.Kistl zählt ca. 100 Mitglieder. Neue werden kaum noch aufgenommen, um den Nachbarschafts-Charakter zu erhalten.
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Wie vergangene Woche berichtet, ist ein Streit zwischen Wirtschaftskammer und den "FoodCoops" entbrannt. Erstere fordert, dass "gleiches Recht für alle" gelten müsse. Sprich: Auch die Betreiber der FoodCoops einen Gewerbeschein benötigen. Das erscheint insofern plausibel, da sich jeder, der mit Lebensmitteln handelt, der Kontrolle der Gewerbebehörde, dem Betriebsanlagenrecht und der Lebensmittelaufsicht unterziehen muss. Die FoodCoops agieren demzufolge "rechtswidrig", wie WKO-Präsident Rudolf Trauner betont. So eindeutig ist die Sachlage allerdings nicht, und die FoodCoops sehen ihr Tun missverstanden. "Was wir machen ist, dass wir Bestellungen von unseren Mitgliedern sammeln und dann einmal pro Woche gemeinsam direkt bei verschiedenen Bauern einkaufen", erklärt Marie-Edwige Hartig vom Franck.Kistl, der größten Linzer FoodCoop. Der Einkauf wird dann gemäß der Bestellungen auf die Mitglieder aufgeteilt. Gewinne gibt es keine, alle arbeiten ehrenamtlich. Laufende Kosten werden durch einen geringen Mitgliedsbeitrag gedeckt. Kunden gibt es keine, nur Mitglieder. "Wir arbeiten mit einer ebenfalls ehrenamtlich entwickelten Software. Dadurch ist bei uns auch alles supertransparent", sagt Hartig. Es sei geradezu paradox, "dass alle es gut finden, wenn möglichst viele Menschen bei Bio-Bauern direkt einkaufen. Aber wenn dann dieser Einkauf organisiert wird, es dann plötzlich schlecht ist", findet Daniela Jansesberger, Obfrau des Franck.Kistls. "Im Grunde nehmen wir den Bauern ja sogar viel Arbeit ab, weil sie nicht mit jedem einzelnen Kunden abrechnen müssen, sondern mit der ganzen Einkaufsgemeinschaft", so Jansesberger.

Kooperation mit Händlern
Das sieht man auch bei der Landwirtschaftskammer so, die sich voll hinter die FoodCoops stellt. "Ich halte von der Idee und dem Konzept sehr viel", sagt Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Karl Grabmayr. Viele Bauern, vor allem Direktabnehmer,#+würden von den FoodCoops profitieren. Zumal FoodCoops direkt bei den Bauern einkaufen, die Preise nicht stark nach unten drücken und großen Wert auf eine vielfältige Anbaukultur legen. "Das ist viel zu einfach", sagt Manfred Zöchbauer von der Sparte Handel der Wirtschaftskammer, der hier eine klare gewerbliche Tätigkeit erkennt. "Wenn man gemeinsam einkauft, bekommt man bessere Preise, erspart sich die Handelsspanne und erspart sich womöglich auch noch die Umsatzsteuer. All das führt zu wirtschaftlichen Vorteilen und damit ist es laut Gewerbeordnung ganz klar eine gewerbliche Tätigkeit", so Zöchbauer, der eine "enorme Wirtschaftsfeindlichkeit" seitens der FoodCoops ortet.

Mehr als nur Lebensmittel

Ein wesentliches Argument der FoodCoop-Betreiber ist auch, dass ihre Idee weit über die Einkaufsgemeinschaft hinaus geht. "Wir betreiben auch Nachbarschaftshilfe. Hier kommen Leute miteinander in Kontakt, die sonst nie miteinander reden würden, sogar FPÖ-Wähler und Asylwerber", sagt Jansesberger. Dadurch würde auch ein wichtiger Beitrag für positive Integration geleistet. "Zudem haben viele Migranten keinen Zugang zu regionalen Lebensmitteln. Wir helfen ihnen da beim Bestellen", so die Franck.Kistl-Obfrau. Zudem wäre ein Angriff auf die FoodCoops auch ein Angriff auf ehrenamtliche Arbeit im Allgemeinen. "Wenn man das weiterdenkt, müssten andere ehrenamtliche Einrichtungen wie Reparatur- und Nähwerkstätten oder verschiedene Nachbarschaftshilfen auch verboten werden, wenn es den nötigen Gewerbeschein nicht gibt", sagt Hartig.

Runder Tisch

Es treffen beim Thema FoodCoops also Welten aufeinander. Die Wirtschaftskammer erwägt rechtlich mittels Anklagen vorzugehen, will aber lieber einen Kompromiss. Helfen soll ein runder Tisch, bei dem voraussichtlich auch die Landesräte Michael Strugl, Max Hiegelsberger und Rudi Anschober teilnehmen werden. Es wird keine einfache Diskussion werden, und mit Sicherheit eine, die die Kompromissbereitschaft aller Beteiligten auf die Probe stellen wird.

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