Viele Linzer finden ihr Glück im Ausland

Andrea Tierney | Foto: privat
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So mancher Linzer hat es im Ausland zu großem Ruhm gebracht. Helmut Sohmen zum Beispiel ist Großreeder in Hongkong und befindet sich als solcher unter
den 1000 reichsten Menschen der Welt. Kevin Wimmer spielt derzeit als Stammspieler bei Tottenham in London um den Titel in der englischen Premier League. Auch Florian Klein vom Vfb Stuttgart oder Torhüter Heinz Lindner von Eintracht Frankfurt haben gute Chancen, bei der EM 2016 in Frankreich dabei zu sein. Dazu kommen erfolgreiche Geschäftsleute wie Investmentbanker Dominik Thumfart, oder Künstler von Weltformat wie Parov Stelar, der viel Zeit auf Tournee verbringt. Sie sind dabei aber nur die Spitze des Eisberges. Zahlreiche Linzer hat es ins Ausland gezogen. Genaue Statistiken werden nicht geführt, allerdings
gibt es für alle, die auf Dauer im Ausland leben, die Möglichkeit, sich beim Netzwerk Oberösterreich International zu registrieren. Dieses zählt 89 Mitglieder aus Linz, wobei die meis-ten in Ländern wie Deutschland, der Schweiz oder den USA beheimatet sind. Aber auch Nationen wie Australien oder Brasilien sind durchaus häufig das Ziel. Manche Linzer zieht es aber auch in abgelegenere Regionen wie Tansania, Nicaragua oder Kambodscha.

Vielseitiges Betätigungsfeld

Genauso wie die Länder, variieren auch die Tätigkeiten, denen Linzer im Ausland nachgehen. Viele Studierende nutzen die Gelegenheit für ein Semester oder ein Jahr auf einer internationalen Universität. Auch Au-Pairs sind nach wie vor gefragt. Mit der immer internationaleren Ausrichtung von Konzernen erhalten auch Mitarbeiter häufiger die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten. Nicht zu vergessen sind jene, die sich für andere einsetzen und für Hilfsorganisationen dort tätig sind, wo am dringendsten Hilfe gebraucht wird.

Andrea Tierney

lebt in London und ist als freischaffende Künstlerin tätig.
Ich lebe schon seit 27 Jahren in London, vorher 9 Jahre in Manchester. Eine zufaellige Bekanntschaft mit einem englischen Schauspieler, der in Wien gastierte, brachte mich zum Entschluss, nach England zu gehen.
So ging ich gleich als 24-jaehrige gleich nach Abschluss meines Studiums der Malerei an der Akademie fuer Bildende Kuenste in Wien nach England.
Arbeitete 14 Jahre lang als Kunst und Werkerzieherin an Mittelschulen in London.

Weitere Studien am Hypermedia Research Centre und am Central Saint Martins College for Art and Design gaben mir die nötigen Grundlagen, um als freischaffende Kuenstlerin im Bereich Malerei/Textiles Design/Neue Medien zu arbeiten.

Meine Ausstellung mit dem Titel 'What's in a Line?' im Watermans Arts Centre in London geht gerade heute zu Ende und war ein grosser Erfolg.

Ich bin jedoch immer in Verbindung mit Linz und Urfahr und mache mindestens zwei Mal im Jahr Heimatbesuch. Als Mitglied des BVOOE Vereinigung Kunstschaffender Oberösterreichs) bin ich oft an Ausstellungen beteiligt, wie zum Beispiel gerade jetzt bei einer Neue Medien Ausstellung in der Galerie im Kulturquartier im Ursulinenhof (siehe Anhang).

Mein Bruder Bernhard Schinko, Textilingenieur bei Linz Textil und auch viel ausstellender Kuenstler lebt in Linz.

Was mir an London so gefällt?
London ist unerschöpflich! Junge Künstler, Designer, Architekten, Musiker, Schauspieler, Sportler und Chefs erneuern die Stadt ständig mit ihren Ideen und Unternehmungen. Ein Stadtteil nach dem anderen wird von den Aktivitäten der jungen Generationen wiederbelebt. Allerdings gibt es auch eine sehr schadhafte Entwicklung der Property Developers die unerschwingliche Apartmenthaeuser bauen und so die Mieten und Wohnungspreise hinauftreiben. Ich liebe es in verschiedene Stadtteile zu fahren und ihre Besonderheiten auszukundschaften. Galerien und Museen sind natürlich immer meine Hauptziele.

Meine beiden Töchter, Elsa (Juwelierin) und Anna (Schauspielerin) leben ebenfalls in London. Sie sprechen beide gut deutsch und betrachten sich als halbe Österreicherinnen, da ihre Grossmutter in Linz sie in den Ferien immer bei sich hatte.

Was ich an Linz vermisse?
Ich vermisse die Donau! Am Donauufer entlang zu spazieren, über die beiden Bruecken zu schlendern (besonders die Eisenbahnbruecke!), den Poestlingberg mit der Bahn hinauf zu fahren - das bringt mich immer nach Linz zurück. Ich bin immer so erfreut, wenn ich Neues an Linz entdecke. Immer hat sich in meiner Abwesenheit etwas Neues entfaltet. Das macht mir Freude. Das Ars Electronica Center, das Lentos und das OK sind natürlich immer meine Hauptbesuchsziele. Ein Spaziergang auf den Schlossberg, wo ich ein Jahr lang als Studentin wohnte, ist auch immer wichtig. Ausserdem liebe ich es, in einem Cafe zu sitzen und die Passanten zu betrachten.

Heinz Hollerweger

ist Maschinenbau-Ingenieur für Audi an verschiedenen deutschen Standorten:
Ich bin seit 1977 in der BRD als Maschinenbau Ingenieur für die Fa Audi an verschiedenen Standorten tätig ( zuletzt als Geschäftsführer der quattro GmbH)
Obwohl ich nun schon 38 Jahre in Deutschland bin , habe ich meine Linzer Dialekt kein bißchen verlernt , das hört jeder schon von Weitem – den hab ich mir auch über all die Jahre bei Vorträgen oder auch Vorstandspräsentationen unverblümt erhalten . Sicherlich hab ich ein Stück der deutschen Lebensart schon angenommen, dabei wird mir aber die Faszination meiner Heimat , der Menschen und deren Art zu Leben, immer stärker bewusst. So vermisse ich das Flair der Stadt, vom Markt über die Konditorei Indrak bis zum Traxlmayr das Leben am und mit dem Fluß, die Donaulände, den Pöstlingberg und deren künstlerische und kulturelle Vielfalt. Ich habe noch immer eine Wohnung in Linz und schätze Kurzurlaube und Aufenthalte in der Stadt sehr.

Regina Tauschek

promovierte Soziologin, arbeitet seit 18 Jahren für verschiedene humanitäre Einsätze im Ausland und lebte über längere Zeit auf dem Balkan, in zahlreichen Staaten in Afrika und Asien und mehrere Jahre in Haiti. Sie leitet humanitäre Hilfsprojekte und Wiederaufbauprogramme, ist im Finanzmanagement tätig und fungiert als Consultant. Zuletzt arbeitete Sie an einem EU-Projektantrag für intern Vertriebene in Pakistan, deren prekäre Lebenssituation verbessert und ihre Rückkehr in ihre Heimatdörfer vorbereitet wird.

Begonnen habe ich meine Auslandstätigkeit im Jahr 1996, nachdem der Balkankrieg zu Ende war. Mein erster Einsatz war als Volontär auf der Suche nach Überlebenden im dalmatinischen Hinterland, um die Menschen nach den kalten Wintermonaten mit Lebensmitteln zu versorgen. Wir stießen hauptsächlich auf ältere Menschen, und zwar jene, die zu schwach waren, um während des Krieges zu flüchten und zurückblieben. Am meisten beeindruckte mich das Ehepaar, wo die Frau 96 Jahre und der Mann 98 Jahre alt waren, die neben ihrem zerbombten Haus im kleinen Stall wohnten. Wir waren die ersten Menschen seit 6 Monaten, die die beiden besuchten und sie mit Nahrungsmittel versorgten. Das war eine sehr prägende Erfahrung und von da an wusste ich, in diesem Bereich tätig zu sein ist mehr als nur ein Job, ich empfand es als eine Berufung.
In einem der reichsten Länder geboren und mit einem österreichischen Pass ausgestattet zu sein, ist ein Privileg und kein Verdienst. Mit diesem Privileg ausgestattet, sehe ich es als meine moralische Verpflichtung zumindest einen kleinen Beitrag für mehr Gerechtigkeit zu leisten und mich für jene Menschen einzusetzen, die fürs eigene Überleben auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
Ich bin ein neugieriger Mensch und Andersartiges hat mich schon immer interessiert und fasziniert. Mein Interesse für Menschen und unterschiedliche Kulturen habe ich zu meinem Beruf gemacht. Meine Tätigkeit ist sowohl inhaltlich als auch aufgrund seiner kulturellen Vielfalt sehr abwechslungsreich und ein ständiger Lernprozess. Im Team lernen wir alle voneinander, das macht die Arbeit auch so spannend und bereichernd. Ich bin auch immer wieder selbst überrascht und beeindruckt, welche großartigen Ergebnisse in einem multi-kulturellen Kontext erzielt werden. Deshalb bereitet mir meine Arbeit auch so große Freude.
Aus diesem Grund ist mir hierzulande die Panik vor Flüchtlingen völlig unverständlich, zumal ich seit 18 Jahren mit Menschen, wie sie heute als Flüchtlinge zu uns kommen, zusammenarbeite und großartige Projekt umgesetzt und tiefe und wertvolle Freundschaften geschlossen habe.

Wenn ich von zuhause weg bin, vermisse ich eigentlich nichts Wesentliches, weil ich mich auf meine Einsätze vorbereite und mich auf die Umgebung im Allgemeinen sehr gut einstellen kann. Ein Gefühl des Heimwehs kenne ich eigentlich nicht. Das Internet ist heutzutage eine enorme Erleichterung Kontakt mit der Familie und Freunde zu halten. Das war bis vor 10 Jahren noch wesentlich schwieriger. Was ich jedoch immer schätze, wenn ich nach Linz komme, sind 24 Stunden Strom, 24 Stunden Wasser (inkl. Warmwasser!), das breite Angebot an Nahrungsmittel insbesondere Gemüse und Obst sowie die Gewissheit, mich völlig angstfrei bewegen zu können. In den meisten Ländern, wo ich bisher gearbeitet habe, gab es das nicht. Was ich persönlich derzeit in meiner Heimat jedoch als sehr unangenehm erlebe, ist der stark ausgeprägte (Sozial)Neid, der schleichende Verlust an Mitgefühl und der zunehmende Hass gegenüber Fremden. Das kenne ich aus dem Ausland ebenfalls nicht, außer in Ländern, wo bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen.

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Foto: Cityfoto
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