Die Linzer Wahlplakate und was sie uns sagen
Wissenschaftler der JKU haben für die StadtRundschau Plakate der Linzer Parteien untersucht.
Die Sozialwissenschaftler der Johannes Kepler Universität und Kunstuniversität Linz, Thomas Philipp und Andre Zogholy, haben sich die Plakate der Linzer Parteien für die kommende Gemeinderatswahl genauer angesehen und nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten bewertet. Dabei kamen zahlreiche Besonderheiten zum Vorschein. So haben zum Beispiel die Grünen zwar Spitzenkandidatin Eva Schobesberger bildlich sehr gut inszeniert, aber ihr Name ist kaum lesbar, was für die Bürgermeisterkandidatur nachteilig ist. Einige fragwürdige Punkte weist auch das Plakat der NEOS auf. „‚Passend‘ ist kein politisches Buzzword, der Spruch ‚Wohnen geht besser‘ erinnert ein wenig an eine Möbelwerbung und die Tätigkeit ‚Stadtentwickler‘ wird zu wenig mit Politikern verbunden, so die beiden Experten.
Schlichtes SPÖ-Plakat
Das ausgewählte SPÖ-Plakat fällt kaum auf und ist mit Text überfrachtet, während es gleichzeitig unnötig große Leerflächen gibt. Sehr auffällig ist hingegen das KPÖ-Plakat, welches aber in zu wenig Dialog mit dem Betrachter tritt. Die ÖVP setzt ihren Spitzenkandidaten gut in Szene, vergisst aber darauf, Slogan und Bild in Einklang zu bringen. „Zudem betrifft das Stauthema vor allem die Pendler, die wählen allerdings nicht in Linz“, sagt Philipp. Am wenigsten Fehler leistete sich die FPÖ. „Das Plakat ist stimmig und holt die eigene Wählerschaft ab, ist für FPÖ-Verhältnisse sogar wenig angriffig“, so die Wissenschafter.
FPÖ: Spitzenkandidat Detlef Wimmer wirkt entschlossen. Der offene obere Hemdknopf und die Jeans vermitteln eine Lockerheit. Händehaltung vermittelt eine Sheriff-Pose, dazu ein freundliches Gesicht. Der Slogan spricht die fremdenfeindliche Haltung der FPÖ an.
Fazit: Spitzenkandidat ist gut in Szene gesetzt. Plakat holt die eigenen Reihen sehr gut ab.
Grüne: Mit Bildungsthema werden SPÖ und ÖVP angegriffen. Jemand braucht hier Nachhilfe. Problem: Eva Schobesberger ist selbst Bildungsstadträtin. Die Spitzenkandidatin ist sehr sympathisch positioniert, ihr Name ist allerdings schlecht herausgearbeitet.
Fazit: Gut gestaltet, Kernbotschaft kommt rüber. Aber: Angriff aufs eigene Ressort.
KPÖ: Hier wird eine politische Haltung angeprangert. Gleichzeitig wird ein Heilsversprechen ausgesprochen. Die Sterne auf blauem Hintergrund signalisieren Angriff auf FPÖ oder EU. Mangel: Ein Plakat ohne Personen wirkt 2015 schon etwas angestaubt.
Fazit: Sehr auffälliges Plakat, allerdings fehlt die Spitzenkandidatin. Holt eigene Wähler ab.
NEOS: Baustelle symbolisiert, dass nichts weitergeht. Angegriffen wird die regierende SPÖ. „Passend“ ist kein politisches Wording. Könnte auch ein Inserat einer Möbelfirma sein. Vertane Chance: Statt Beton im Hintergrund wäre ein visionäres Bild besser gewesen.
Fazit: Spitzenkandidat gut platziert, aber unglücklicher Slogan. Dazu zerstört der Helm das Bild.
ÖVP: Der Spitzenkandidat ist viel größer als bei den anderen Parteien. Er ist sympathisch und seriös in Szene gesetzt. Der Slogan lässt klar auf das Verkehrsthema schließen, allerdings ist davon auf dem Plakat überhaupt nichts zu sehen. Text und Bild passen nicht zusammen.
Fazit: Klare Inszenierung des Spitzenkandidaten. Aber: Bild und Text harmonieren nicht.
SPÖ: Es gibt eine Old-School-Trennung zwischen Bild und Text. Das Plakat wirkt aufgeräumt und übersichtlich. Der Bürgermeister ist sympathisch und seriös in Szene gesetzt. Allerdings gibt es viele freie Flächen. Zudem ist die Textmenge ebenfalls über der Grenze.
Fazit: Bürgermeister sympathisch, Gestaltung etwas überholt, Platz schlecht genutzt.
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