"Wir müssen Sehnsüchte wecken"
Wie die Destination Millstätter See weiter punkten will
SPITTAL. Auch wenn weiter an den "Berg- und Seeberührungen gearbeitet" werden soll, wollen die Touristiker der Region des Millstätter Sees "punktgenau beim Urlauber Sehnsüchte wecken". Dies war die Kernaussage von Maria Wilhelm, Geschäftsführerin der Millstätter Tourismusgesellschaft (MTG), beim Tourismustag der Destination Millstätter See im Ahnensaal des Schlosses Porcia. Dazu müssen, wie die Touristikerin vor den rund 200 Zuhörern fortfuhr, neue Produkte kreiert, "neue Begehrlichkeiten geschaffen" werden.
Schon jetzt spiele die Region mit Angeboten wie "Dinner for two" auf dem See oder der Kulinarik am Granattor in 2.000 Meter Höhe in der "internationalen Liga". Um den dritten Rang aller Sommerdestinationen für die Deutschen in Österreich zu halten und auszubauen, sind für heuer Programme mit klingenden Namen wie "Wege der Liebe" oder "Salonkultur", "Erlebnis-" oder "Gegenwelten" geplant. Ein Angebot der besonderen Art wird im Rahmen des Europäischen Toleranzgespräches in Fresach kurz vor Pfingsten der Auftritt des Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, sein.
Neben diesen ambitionierten Highlieghts erwähnte Wilhelm auch, dass - gemäß des Naturanspruchs der Urlauber - im Vorjahr das Wegenetz für Mountainbikes um 102 auf 172 Kilometer erweitert worden sei.
Gleichzeitig wies sie die Kritik eines Kleinvermieters, Familien würden in der Werbung vernachlässigt, mit dem Argument zurück: "Wir müssen damit trumpfen, wo wir anders, wo wir einzigartig sind." Ein weiterer Spielplatz sei da "kein Renner". An die Adresse der Kleinvermieter gewandt monierte die MTG-Geschäftsführerin auch, dass von ihnen noch zu wenige obline buchbar seien.
Mehr Betreuungsleistung gefordert
Eigens aus Berlin eingeflogen wurde der Geschäftsführer der Österreich Werbung Deutschland, der gebürtige Bad Kleinkirchheimer Oskar Hinteregger. Der 50-Jährige appellierte eingangs an seine Zuhörer, sie müssten besser erkennen, wie die Wünsche ihrer Gäste aussehen: "Der Urlauber braucht mehr Unterstützung vom Gastgeber." Und: "In der Betreuungsleistung tun wir uns noch schwer."
Dabei entscheiden sich - laut Statistik - 42 Prozent der deutschen Urlauber (36 Prozent aller Ausländer) wegen der guten Gastfreundschaft für Österreich. Kriterium Nummer eins seien mit 67 (58) Prozent "Landschaft und Natur", gefolgt von "Berge" mit 64 (48) Prozent und "Ruhe" (44/40 Prozent). Das größte Kompliment, was ein Deutscher gemacht habe, lautete: "Österreich ist wie der Sonntag im Alltag."
Hinteregger verfügt über ein jährliches Budget von sieben Millionen, um die Deutschen für Österreich zu begeistern. Da 53 Prozent der deutschen Urlauber Stamm- und weitere 35 Prozent sporadisch wiederkehrende Intervallgäste sind, werden folglich vor allem die fünf Prozent beworben, die erst einmal Austria aufgesucht haben.
Der Touristikbotschafter in Berlin, der vor fünf Jahren noch die österreichische Werbetrommel in London gerührt hatte, betonte, wichtiger als die Gäste- und Übernachtungszahlen seien die der Wertschöpfung. Nicht weniger als 7,6 Milliarden Euro ließen die Deutschen jährlich in Österreich. Mithin forderte Hinteregger ganz im Sinne von Maria Wilhelm: "Wir müssen Begeisterung wecken und mit begeisternder Qualität aufwarten." Immer öfter werde zuerst nach relevanten Urlaubserlebnissen gesucht und dann erst nach Unterkünften.
"Der Mut fehlt"
MTG-Aufsichtsratsvorsitzender Siegismund Moerisch, auch Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Kärnten, ergänzte, je 40 Prozent der Gäste der Destination Millstätter See kämen aus Österreich und Deutschland, sieben von Hundert aus den Niederlanden.
Der Hotelier beklagte, dass im Unterschied zu vergangenen Jahren, als 20 bis 30 Prozent des Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) in den Tourismus flossen, zuletzt nur noch vier Prozent abberufen worden seien. Von der WOCHE nach dem Grund befragt, monierte Moerisch: "Der unternehmerische Mut fehlt!"
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