Mobilitätskultur ist zentrales Thema

MÖDLING. Dort, wo früher die Ortstafel die Grenze angezeigt hat, steht heute das nächste Wohnhaus. Beim "Tag der Regionen" in Wiener Neudorf entwickelten verantwortliche Raumplaner und Gemeindevertreter anhand von vier Kernfragen ein Zukunftsszenario. So wurde unter anderem gefragt, was die Umsetzung einer neuen Mobilitätskultur bedeutet.
Die Verantwortlichen waren sich einig, dass es im Bereich öffentlicher Verkehr zwischen Niederösterreich und Wien eine bessere Zusammenarbeit geben muss. Gefordert wurden der Ausbau der öffentlichen Verkehrswege. (Verbesserung der Ost-West Verbindungen). Auch der Ausbau der Radwege und eine bessere Koordination der Anbieter alternativer Mobilitätsmöglichkeiten (Fahrgemeinschaften) wurde diskutiert. Marita Widmann vom Referat für Stadtentwicklung u. Raumplanung am Baumat Mödling dazu:"Wir haben zuletzt eine Umfrage unter HTL-Schülern, Lehrern und Bediensteten gemacht, um herauszufinden wie unterschiedliche Mobilitätsanbieter koordiniert werden können. Angedacht ist hier etwa die Entwicklung einer App."

Infrastruktur wächst langsamer

"Das Heranwachsen der Stadt sieht man alleine durch Projekte wie die Wohnsiedlung in Kaltenleutgeben. (Anm.: ehem. Zementfabrik). Das Problem ist, dass der Grundpreis im Bezirk sehr hoch ist. Viele weichen in kleinere Orte aus, dort sehen wir aber häufig, dass die Infrastruktur nicht Schritt hält", so Mödlings Baudirektor Werner Deringer. Marita Widman ergänzt: "Mödling hat nicht wie etwa andere Gemeinden Einnahmen durch die Kommunalsteuerabgaben der Industriebetriebe, sondern muss Infrastruktur zur Verfügung stellen."
Für Mödlings Vizebürgermeister Gerhard Wannenmacher sind die unterschiedlichen Mobilitätsformen eine entscheidende Frage. "80% der Pendler nutzen nach wie vor das Auto, um nach Wien zu fahren. Hier gilt es Maßnahmen zu setzen, um alternative Mobilitätslösungen attraktiv zu machen. Der Ausbau der Radwege und der Park&Ride Anlagen ist eine von vielen Maßnahmen die in Summe gesetzt werden müssen."

Neue Zentren entstehen

Welche Rolle spielen historische Orts- und Stadtzentren sowie neue Zentren, war eine weitere zentrale Frage. "Wir bemühen uns durch eine verantwortungsvolle Raumplanung einen historischen Stadtkern und damit eine Identität zu erhalten", so Baudirektor Werner Deringer.
Für Maria Enzersdorfs Bürgermeister Johann Zeiner ist die Frage der Mobilitätskultur nicht von anderen Fragen wie Ortsentwicklung zu trennen. "Es ist uns durch verschiedene Aktionen gelungen, erstmals zwischen dem Altort und der Südstadt ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln. Wir sind ja ein klassisches Straßendorf. Die Entwicklung eines Ortszentrums hängt da sehr stark vom Angebot ab." Für Wr. Neudorfs Bürgermeister Herbert Janschka ist die Verkehrsfrage das zentrale Thema. "Wir müssen hier einen Schritt zurück machen und den Ortskern vom Verkehr entlasten. Die Folgen des Verkehrsaufkommens (rund 270.000 Autos täglich) machen krank. Angedacht sind hier Begleitmaßnahmen, wie Tempo 80 oder eine Einhausung aber auch die Untertunnelung der B 17. Natürlich ist Tempo 80 leichter zu finanzieren, aber wir dürfen die anderen Projekte nicht außer Acht lassen", so Janschka. Einen Ortskern im klassischen Sinn, so Janschka, gibt es in Wiener Neudorf nicht, daher würden die Menschen auch Supermärkte und die nahe SCS als Nahversorger akzeptieren.

Diskutieren Sie bei unserer Abschlussveranstaltung mit

Zu Gast werden Bürgermeister, Raumplaner, Verkehrsexperten aus dem Bezirk Mödling sein. Dienstag, 16. Juni 2015, 19 Uhr, Raiffeisenforum Mödling, Hauptstraße 27.