"Unsere Lage ist dramatisch!"
Dier Frost der letzten zwei Tage führten zu dramatischen Ereignissen im Weinbau, die es in dieser Form noch nie gab.
BEZIRK (EP). Im gesamten Burgenland führten die Temperaturen unter null Grad in den letzten drei Nächten im derzeitigen Entwicklungsstadium der Reben zu massiven Frostschäden. Auch im Mittelburgenland ist das Ausmaß der Frostschäden in den Weinbergen dramatisch. In Neckenmarkt sind laut Weinbauvereinsobmann Stefan Wellanschitz besonders die Rieden in den Toplagen betroffen. "Das gab es in den letzten 100 Jahren nicht." In den niedriger gelegenen Weingärten gäbe es etwas weniger Schäden. "Wir haben zwar immer wieder mit Spätfrost zu kämpfen, aber derartiges kennen nicht einmal die alten Leute. Auch ich habe es in all den Jahren noch nicht so dramatisch erlebt." Den letzten Spätfrost gab es in Neckenmarkt am 8. Mai 2012. 90 Prozent der Anlagen seien betroffen: "Die Schäden belaufen sich insgesamt sicher auf 50 Prozent, das ganze Ausmaß wissen wir es erst in etwa zwei Wochen." Sein Winzerkollege und Obmann des Deutschkreutzer Weinbauvereins, Albert Gesellmann stimmt ihm zu. Allerdings griffen hier die Weinbauern auf eine alt bewährte Methode zurück - rauchende Strohballen. So wurden mehr als 120 Ballen in sämtliche Rieden gebracht und in den frostigen Morgenstunden angezündet. "Der Rauch legt sich wie eine Schutzschicht auf die Triebe, die Rauchschwaden wirken wie ein Sonnenschutz. Denn durch die ersten Sonnenstrahlen frühmorgens wird es kurzfristig kälter, dadurch springen die Zellen der Triebe auf, dieser stirbt dann ab", erklärt Gesellmann.
Wie im Winter
Leider habe es nicht viel gebracht, denn die darauffolgende Nacht wurde noch kälter. Die Ausfälle in Deutschkreutz´Weingärten belaufen sich aktuell auf 95 Prozent, so Gesellmann. "Ich stehe fassungslos in einem Gebiet wo wir noch nie Frostschäden hatten. Die Weingärten sind alle braun, wir haben den Kampf verloren." Auch Horitschon´s Weinbauvereinsobmann Franz Straß hat derartige Frostschäden noch nicht erlebt. "Ich bin das gesamte Gebiet abgefahren, in unseren Rieden gibt es keine vollständigen Weingärten mehr, Schäden bis zu 100 Prozent sind zu beklagen." Die Trauben seien bereits gut entwickelt gewesen. "Wir haben eine tolle Weinsaison erwartet. Der Frost von drei Tagen hat alles zunichte gemacht." Fritz Schumitsch, Weinbauvereinsobmann von Raiding ist fassungslos. "Etwa 70 Prozent sind insgesamt betroffen, kahle Weingärten sind die Folge. Die Triebe sind braun und fallen dann ab. So ein trauriges Bild hatten wir das letzte mal im Mai 2012 als der Hagel alles zerstört hat. Weder ich noch mein 84-jähriger Schwiegervater haben derartiges je erlebt."
Retten, was zu retten ist
Lutzmannsburg, sonst von solchen Ereignissen großteils verschont, beklagt extreme Frostschäden in den Weingärten. "Die außergewöhnliche Kälte hat diesmal auch unser Hochplateau erwischt", so Weinbauvereinsobmann Günter Toth. Auch er habe versucht mit Rauch das schlimmste zu verhindern. "Leider hat das nicht viel gebracht. Ein tolles Weinjahr 2016, welches so zuversichtlich begonnen hat, wird es nicht geben. Wir können jetzt nur mehr versuchen zu retten, was zu retten ist."
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