Vom Akademiker zum Innungsmeister
Josef Weninger absolvierte zuerst ein Studium in Wien, ehe er den Weg über den Lehrberuf zum Meister wählte.
GROSSPETERSDORF. Aus einem Familienunternehmen in dritter Generation entstammend - mit Hauptsitz in Horitschon - wählte Josef Weninger zunächst den Studium-Weg.
"Ich habe BWL studiert und mich auf Controlling, Personalwesen und später auf Umweltökonomie spezialisiert. Ich hatte Jobangebote in Wien, aber gemeinsam mit meiner Frau war die Entscheidung bald gefallen, unseren Lebensmittelpunkt ins Burgenland zu verlegen - auch wegen unserer kleinen Tochter. Außerdem habe ich gemerkt, dass Controlling nicht so meines ist und Umweltökonomie wäre nur in Wien möglich gewesen", berichtet Weninger.
Lehrberuf Orthopädieschuhmacher
So reifte in dem gebürtigen Mittelburgenländer schrittweise die Idee in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Er schloss sein Studium ab, aber kurz vor seiner Sponsion begann er mit der Lehre im Frühjahr 1997.
"Am Anfang war es nur eine "Spinnerei", aber diese setzte sich immer mehr in mir fest. In der Familie wurde die Idee begrüßt. Natürlich gab es aber manche im Bekanntenkreis, die schon meinten "Ein Akademiker wird nun Schuster?" Handwerkliche Berufe wurden in den letzten Jahrzehnten in der öffentlichen Meinung entwertet, was mich schon ärgert. Handwerk hat nach wie vor den sprichwörtlichen goldenen Boden. Gerade für das Burgenland haben handwerkliche Berufe immer eine wichtige Basis dargestellt, was viele aber vergessen haben. Das hat sich glücklicherweise in den letzten Jahren wieder ein wenig geändert und auch Eltern interessieren sich wieder mehr für Lehrberufe. Das duale System in Österreich mit Ausbildung in Berufschule und Betrieb besitzt große Vorbildwirkung - auch für andere Länder", so Weninger.
Verkürzte Lehrzeit
"Mein jüngerer Bruder Roman hatte da die Meisterprüfung schon. Mein Vater sagte, wenn ich das will, dann aber mit aller Konsequenz, Sonderstellung gab es keine. Ich habe damit auch alle Facetten eines Lehrlings mitbekommen - vom fachlichen bis zum Leberkässemmel holen", schildert er.
Weninger absolvierte die Lehre in verkürzter Lehrzeit und schloss nach nur einem Jahr die Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung ab. Drei Jahre danach hatte der Schuhmacher bereits seine Meisterprüfung geschafft. "Meine Motivation war, dass ich im Familienbetrieb aufgewachsen, schon früh in der Werkstatt reinschnupperte. Ich bin ein Mensch, der am Ende des Tages sehen muss, dass etwas durch die Arbeit entstanden ist. Das hätte ich im Büro nicht gehabt. Und ein Bastler war ich immer schon. Es war aufgrund der Kürze natürlich eine sehr intensive Zeit und ich habe diese bis heute nicht bereut", erklärt Weninger.
Geschäft eröffnet
Bereits im Feber 2001 eröffnete Josef Weninger den 3. Standort des Familienbetriebs nach Horitschon und Eisenstadt in Großpetersdorf. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen an den drei Standorten 15 Mitarbeiter, darunter auch Lehrlinge. "Soweit ich mich erinnern kann, haben wir immer Lehrlinge ausgebildet", so der Innungsmeister.
Für ihn bietet der Beruf unglaublich viele Facetten, was ihm bis heute gefällt: "Das Leben im Burgenland hat seine Qualität und ich wollte etwas machen, was ich gerne mache. Das tue ich nun, auch wenn ich mittlerweile schon mehr zum Manager wurde und gerne wieder mehr Zeit in der Werkstatt verbringen würde. Ich habe sehr gerne mit Leuten zu tun und freue mich sehr, mit meiner Tätigkeit Menschen helfen zu können. Mein Studium kommt mir aber natürlich als Unternehmer sehr zugute und ich kann vieles davon täglich mit einbringen", schildert Weninger.
Gesundheitsschuhe
Beim Schuhe machen kommen verschiedene Tätigkeiten wie Modellieren, Zeichnen, Näharbeiten, Handarbeit, Schleifen, Kleben, Laminieren, Gießen usw. zusammen. Vor allem der spezielle Beruf des Orthopädieschuhmachers verlangt besondere Kenntnisse.
"Hier gilt es auch medizinische Aspekte zu berücksichtigen. Wir erledigen Umbauten bei Konfektionsschuhen, machen Einlagen, orthopädische Maßschuhe, Schienen und Orthesen (unterstützende Heilbehelfe). Unsere Heilbehelfe und Hilfsmittel sorgen vor allem im Bereich Fuß und Knöchel für einen wichtigen Beitrag in der medizinischen Versorgung. Ein Großteil wird von der Krankenkasse bezahlt, obwohl wir auch in unserem Bereich in den letzten Jahren den Einsparungsdruck bei den Krankenkassen verhältnismäßig stark zu spüren bekommen haben. Unsere Tarifsituation wir mit jedem Jahr schlechter, sagt der Unternehmer.
tHom Wachter-Schuhe
Zu seinen Kunden zählt Josef Weninger auch Winzer Thomas Wachter, dem er wie berichtet eigene Schuhe nach dem Vorbild der "Schuach" vom Großvater baute und die der Weinbauer auch zu seinem optischen Markenzeichen, das nun da ist, machte.
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