Pielachtal beweist Engagement
Vom Erstaufnahmezentrum Traiskirchen geht es für einige Kriegsflüchtlinge bald ins Pielachtal.
KIRCHBERG (ah). Die Flüchtlingsproblematik macht auch vor dem Pielachtal nicht halt. Jüngst bewiesen die Gemeinden Rabenstein, Hofstetten, Schwarzenbach, St. Margarethen und Ober-Grafendorf Nächstenliebe und nahmen Kriegsflüchtlinge bei ihnen auf. In Ober-Grafendorf sollen in den nächsten Wochen Fixplätze für weitere 15 Menschen installiert werden. Die Marktgemeinde Frankenfels unterstützt seit mehr als 25 Jahren immer wieder Flüchtlinge.
Kirchberg nimmt Menschen
Nun kursierten auch in Kirchberg seit einigen Tagen Gerüchte um eine Aufnahme von Menschen aus kriegsgebeutelten Gebieten.
Auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER bestätigte Bürgermeister Anton Gonaus das Gerücht: "Ja, es stimmt, es werden Flüchtlinge in unserer Gemeinde aufgenommen." In etwa drei Wochen sollen 17-20 Flüchtlinge in ein privates Objekt eines Kirchbergers im Ortszetrum einziehen.
Erfahrungen in den 90ern
Bereits in den 90er-Jahren beherbergte die 3.143-Seelen-Gemeinde über 300 Kriegsflüchtlinge, vorwiegend aus dem Balkanraum. "Einige blieben", so Bürgermeister Gonaus. "So an die 15-20 Personen, die zur Gänze integriert sind." Die Stimmung heute im Gegensatz zu damals gestaltet sich im Allgemeinen aggressiver und negativer. Diesen Umbruch bestätigt auch Gonaus, der auch damals schon Ortschef der Gemeinde war. "Die Stimmung gegenüber Flüchtlingen ist heute negativer als damals, aber ich muss sagen, dass es auch die andere Seite gibt – Menschen, die helfen wollen und die sich sehr engagieren." Die Pfarre in der Gemeinde engagiert sich bereits im Rahmen eines Arbeitskreises, der Deutschkurse plant. Der Ortschef betont in diesem Zusammenhang, dass die Sprache eine Barriere darstellt, die es zu überwinden gilt.
Infoveranstaltung
Für alle Kirchberger, die Fragen zu der anstehenden Aufnahme der Kriegsflüchtlinge haben, veranstaltet die Gemeinde in Kürze eine offene Informationsveranstaltung.
Der Termin wird laut Gemeinde rechtzeitig per Postwurf bekannt gegeben.
Gibt es einen Ansturm auf Österreich?
In Österreich gab es 2014 rund 22.700 offene Asylverfahren. Setzt man diese Zahl in Relation zur Einwohnerzahl Österreichs, machen Asylsuchende etwa 0,27 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Nachdem sich in den vergangenen Jahren die Zahl der Asylanträge zwischen 11.000 bis 17.500 eingependelt hatte, gab es 2014 einen stärkeren Anstieg. Die meisten Anträge stellten 2014 Menschen aus Syrien, Afghanistan und der Russischen Föderation.
Factbox:
Wie viel Geld ein Asylwerber bekommt, wird immer wieder heiß diskutiert. Vorerst muss man zwischen Asylwerbern und anerkannten Flüchtlingen unterscheiden. Österreicher und Flüchtlinge haben Anspruch auf Mindestsicherung, Familienbeihilfe oder Kinderbetreuungsgeld. Asylwerber bekommen die sogenannte Grundversorgung, deren Höhe abhängig von der Quartiersunterbringung ist. Wohnt er in einem Asylwerberheim, bekommt er 40 Euro Taschengeld/Monat. 19 Euro täglich gehen an denjenigen, der das Quartier betreibt. Handelt es sich um ein Selbstversorgungsquartier, bekommt ein Asylwerber von diesen 19 Euro zwischen 3,5 und 6,5 Euro ausbezahlt, weil er sich selbst ums Essen kümmern muss. Anders sieht es bei Asylsuchenden aus, die selbstständig wohnen. Sie bekommen höchstens 320 Euro/Monat, müssen davon für alles aufkommen und nachweisen, dass sie Miete zahlen. (Quelle: Falter)
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.