ÖGB fordert 35-Stunden Woche für alle
BEZIRK. „Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit müssen dringend ergriffen werden. Jede/r einzelne Arbeitslose ist zu viel!“, forderte Kurt Schmid, Stellvertretender ÖGB-Regionsvorsitzender und Betriebsratsvorsitzender bei Plansee/Ceratizit. 461 Arbeitslose sind derzeit im Bezirk Reutte gemeldet (Stand: Juni 2016), 146 davon sind älter als 50 Jahre. Für ihn liegt mit einer Verkürzung der wöchentlichen Normalarbeitszeit auf 35 Stunden eine mögliche Lösung auf der Hand: „Während viele ArbeitnehmerInnen durch überlange Arbeitszeiten überlastet sind, suchen andere verzweifelt nach einem Job. Wenn man die Arbeit gerechter verteilt, kann dieses Problem gelöst werden. Eine IWS-Studie belegt, dass in drei Viertel aller Unternehmen regelmäßig Überstunden geleistet werden. Dieses System wird aber irgendwann nicht mehr funktionieren, schon jetzt nehmen Krankenstände und Burn-out-Fälle auffallend zu. Menschen sind eben keine Maschinen!“.
270 Mio. Überstunden jährlich
Auch Tirols ÖGB-Vorsitzender Otto Leist ist überzeugt, dass die ökonomischen Interessen der Unternehmen nur vordergründig im Spannungsverhältnis zu jenen der ArbeitnehmerInnen stehen. „Die Gesundheit der MitarbeiterInnen ist ja auch für ArbeitgeberInnen von Interesse. Es ist außerdem erwiesen, dass nur ArbeitnehmerInnen in einem Arbeitsumfeld, das ihre Bedürfnisse entsprechend berücksichtigt, motivierte und leistungsfähige MitarbeiterInnen sind“, so Leist. Alleine in Tirol bleiben jährlich 5 Millionen Mehrarbeits- und Überstunden unbezahlt. Österreich gehört zu den Ländern mit den längsten Arbeitszeiten in ganz Europa, pro Jahr werden ca. 270 Millionen Überstunden geleistet.
Wertschöpfungsabgabe notwendiger Schritt
Zur Finanzierung einer Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichleibendem Lohn schlagen die beiden Gewerkschafter die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe vor: „Damit werden personalintensive Betriebe entlastet und gleichzeitig müssen kapitalintensive Unternehmen, die mit wenigen Beschäftigten hohe Gewinne erzielen, ihren Beitrag zum Sozialstaat leisten. Die Digitalisierung wird diesen Schritt notwendig machen!“.
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