Kritik: "Spange 3 ist Pfuschplanung"
Wirbel um letzten Teil der Rieder Umfahrung: Betroffene Biobauern klagen Land Oberösterreich.
RIED (lenz). Bis letzte Woche Mittwoch, 25. März, konnten im Rahmen des Planauflageverfahrens Anrainer und Grundeigentümer die Unterlagen für den Lückenschluss der Rieder Südumfahrung einsehen und Stellungnahmen abgeben. Diese Möglichkeit genutzt haben unter anderem Karin und Peter Gadermaier. Sie betreiben den Biohof Koblstatt, der von der Spange 3 besonders betroffen wäre. Vertreten von der List Rechtsanwalts GmbH, sparen sie nicht mit Kritik. Das Projekt sei eine "Pfuschplanung" und ein "missglücktes Wahlgeschenk für Ried", so die Juristen in einer Presseaussendung. Die Variantenuntersuchung sei weder fair, objektiv noch nachvollziehbar abgelaufen, die Spange 3 wohl ohnehin mehr "nice to have" als notwendig. "Die Spange 3 bewirkt nur eine Umorganisation des Verkehrs im südlichen Bereich von Ried. Eine Entlastung vom Durchzugsverkehr ist nicht vorhanden", so Rechtsanwalt Wolfgang List. Zudem werde durch die Umfahrung der Lärmpegel in den Wohngebieten um lediglich ein bis zwei Dezibel reduziert. "Derartige Pegelverringerungen sind subjektiv kaum wahrnehmbar. Außerdem werden praktisch alle derzeit von Grenzwertüberschreitungen betroffenen Wohngebiete auch nach der Errichtung der Spange 3 von Grenzwertüberschreitungen betroffen sein", erklärt List. Nur entlang einiger weniger Straßen werde es zu einer spürbaren Reduktion der Lärmbelastung kommen.
Land weist Vorwürfe zurück
Vorwürfe, die Straßenbaureferent Franz Hiesl klar zurückweist: "Seit 2011 laufen die Planungen für die Spange 3, seitdem wurden mit den Betroffenen intensive Gespräche geführt. Die jetzige Trasse bietet der Bevölkerung den größtmöglichen Schutz vor Lärmbelästigung, hat den geringsten Flächenverbrauch und entlas-tet Ried am besten." Den Vorwurf einer Pfuschplanung will auch Projektleiter Thomas Ortmayr nicht so stehen lassen. "Ich schätze die Betreiber, wir konnten uns bisher immer auf Augenhöhe begegnen. Sie führen ihren Betrieb mit Herz und Hirn, auf solche muss man sich schauen. Auf ihren Wunsch haben wir den Korridor für die Trassenverordnung von normalerweise 70 Metern auf 100 Meter erweitert. So bleibt mehr Spielraum bei der Detailplanung, um auf ihre Wünsche einzugehen." Fünf Varianten habe es gegeben und alle hätten massive Auswirkungen auf die Landwirte gehabt. "Wir haben auch andere Varianten geprüft, etwa den Verkehr über die Molkereistraße und den Bahnhof zu führen sowie eine großräumigere Umfahrung. Diese waren aber nicht möglich, weil entweder alles zugebaut ist, oder die Straße zu weit weg vom Stadtkern wäre – dann wird eine Umfahrung erfahrungsgemäß nicht gut angenommen", erklärt Ortmayr. Für Karin und Peter Gadermaier ist das Problem weniger der Flächenverlust durch den Bau der Straße, sondern die Lage inmitten von biologisch bewirtschafteten Flächen. Eine Nutzung für den biologischen Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern sei dann aufgrund der Richtlinien nicht mehr möglich. Sie wollen die Trassenplanung jedenfalls nicht hinnehmen. "Wir werden unseren Grund nicht freiwillig für ein Projekt hergeben, für dessen Notwendigkeit es keine überzeugenden Argumente gibt und das – wenn es schon sein muss – auf viel schonendere Weise gebaut werden könnte."
Sondersitzung zur Spange 3 im Rieder Gemeinderat
RIED (lenz). Eigentlich stand das Thema Spange 3 auf der Tagesordnung der Rieder Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 26. März. Dabei sollte der Gemeinderat eine für die Trassenverordnung notwendige Stellungnahme zum Projekt abgeben. Auf Drängen der SPÖ wurde der Tagesordnungspunkt aber verschoben – die Stellungnahmen der Anrainer und Grundeigentümer im Rahmen des Planauflageverfahrens seien im Ausschuss nicht ausreichend behandelt worden, eine Stellungnahme der Mandatare könne so nicht abgegeben werden. In einer Sondersitzung am 16. April soll das nachgeholt werden.
Mit der geplanten Trassenverordnung für die Spange 3 im Sommer dieses Jahres soll dann die Basis für die Detailplanung der Umfahrung geschaffen werden. Dann stehen Naturschutz-, Wasserrechts- und Straßenrechtsverhandlungen sowie das Bewilligungsverfahren am Programm und die Verkehrsdaten werden aktualisiert – inklusive Verkehrsaufkommen des Einkaufszentrums. Ein Baubeginn ist noch nicht absehbar, alleine die Planungszeit wird rund zwei Jahre dauern.
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