Lebensmittelaufsicht: „Der harte Sheriff kommt nicht gut an“
Großeinsatz für die Lebensmittelaufsicht beim Rieder Volksfest: rund 200 Kontrollen an neun Tagen.
BEZIRK RIED (lenz). Von 3. bis 6. sowie 9. bis 13. September findet heuer in Ried wieder das große Volksfest mit Messe in der zweiten Woche statt. Für Gerhard Wimmesberger bedeutet dies Großeinsatz – rein beruflicher Natur jedoch. „Ich bin jeden Tag am Volksfest“, berichtet der Lebensmittelinspektor. Gemeinsam mit einem Kollegen werden an den neun Tagen rund 200 Kontrollen durchgeführt. Kontrolliert werden dabei vor allem die baulichen Voraussetzungen. „Es wird geschaut, ob der Arbeitsbereich entsprechend den Bestimmungen ausgestattet ist – zum Beispiel ob die Ausschank sauber ist, ob die Mitarbeiter ordentliche Arbeitskleidung tragen oder ob eine Abwasch vorhanden ist. Hier gibt es die meisten Beanstandungen“, erklärt Wimmesberger. Auch die hygienischen Bedingungen, die richtige Lagerung sowie die Frische der Lebensmittel werden kontrolliert. „Zu 90 Prozent ist alles in Ordnung, ein paar kleine Glücksritter sind aber immer dabei.“
Vom Wirt bis zur Apotheke
Übers Jahr hinweg werden nicht nur Gastrobetriebe und Großküchen, sondern auch Supermärkte oder Produzenten kontrolliert. „Im Grunde alles, wo Lebensmittel an Dritte weitergegeben werden“, erklärt der Experte. Die Häufigkeit der Kontrollen richtet sich nach der Größe des Betriebes und der Art der Lebensmittel – ein Metzger wird öfter besucht als ein Drogeriemarkt. Eines eint aber alle Kontrollen, wie Wimmesberger betont: „Alle sind unangemeldet – sonst hätte es ja keinen Sinn.“ Werden kleinere Mängel festgestellt, wird dem Betreiber innerhalb einer bestimmten Frist die Behebung der Mängel ermöglicht. Besteht eine drohende Gesundheitsgefährdung, kann der Betrieb sogar sofort gesperrt werden. „Auch das hat es in meiner Karriere bereits gegeben, etwa aufgrund eines Kakerlakenbefalls.“ Schwere Mängel seien aber die Ausnahme. „Es gibt natürlich immer schwarze Schafe, das sind aber nur einige wenige. Ihnen statte ich einfach öfter einen Besuch ab.“ Als gelernter Chemiker braucht Wimmesberger in seinem Job als Lebensmittelkontrolleur viel Feingefühl. „Man hat viel mit Menschen zu tun. Der harte Sheriff kommt meist nicht recht gut an. Wenn man sachlich und fachlich korrekt bleibt, geht‘s am besten.“
Kontrolleur und Berater
Neben seiner Rolle als Kontrolleur steht er den Betrieben aber auch als Berater zur Seite, etwa was die Umsetzung der Allergenverordnung in der Gastronomie oder die richtige Lebensmittelkennzeichnung in der Produktion betrifft. „Es ist halt einfacher, vorher richtig zu beraten, als nachher strafen zu müssen“, so Wimmesberger. Denn alle Bestimmungen der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung im Blick zu haben, sei vor allem für kleine Produzenten schwierig. Robert Mühlecker, Geschäftsführer der RM-Consult, ist als Berater in Sachen Qualitätsmanagement für Lebensmittelbetriebe tätig. Die Vorgaben bei der Lebensmittelkennzeichnung hält er für ausreichend, wenn nicht sogar schon zu viel des Guten.
„Braucht mehr Transparenz“
„Auf den Etiketten finden sich sehr viele Infos, die zum Teil gar nicht mehr verarbeitet werden können. Dabei braucht es im Prinzip nur fünf Punkte: Was ist es, welche Allergene sind enthalten, das Mindesthaltbarkeitsdatum, das Gewicht und einen Hinweis auf die richtige Lagerung“, so Mühlecker. Er fordert hingegen mehr Transparenz bei der Herkunft von Zutaten in der Gastronomie. „Hier gibt es noch keine rechtlichen Vorgaben. Bürokratisch wäre eine solche Regelung derzeit aber nicht vernünftig lösbar“, weiß der Experte.
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