Lebensretter auf vier Beinen

Fritz Wurm mit Hündin Elli. | Foto: Foto: privat
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BEZIRK (anh). Lange Zeit war Fritz Wurm aus Stift am Grenzbach der Leiter der Suchhundestaffel in Perg. Im Jänner 2014 ging für ihn ein langgehegter Wunsch in Erfüllung: die Suchhundestaffel Mühlviertel, kurz SAR Mühlviertel (Search and Rescue Mühlviertel), mit Sitz in Rohrbach, spaltete sich von der Perger Staffel ab und wurde eine eigenständige Organisation. Sie ist somit neben Perg, Vöcklabruck, Braunau und der Staffel der Voest-Alpine eine der fünf existierenden Suchhundestaffeln in Oberösterreich. "Der Grund für die Trennung von den Pergern war einfach, dass diese Truppe schon zu groß geworden war. Das Training konnte nicht mehr adäquat ausgeführt werden", erklärt Staffelleiter Fritz Wurm. Momentan zählt die Mühlviertler Organisation zwölf Mitglieder mit aktuell sechs einsatzfähigen Hunden. Davon sind vier im Bezirk Rohrbach stationiert, ein Tier in Freistadt sowie ein weiteres in Urfahr-Umgebung. Die Vierbeiner haben die Berechtigung, Flächensuchen durchzuführen, um beispielsweise vermisste Personen in einem Wald oder einem Ortsgebiet aufzuspüren. "Andere Vereine bilden auch Hunde aus, die sogar im Ausland eingesetzt werden können. Hierfür bedarf es aber einer speziellen Prüfung, die sich für uns eigentlich nicht mehr rentiert. Früher waren Suchhunde im Ausland noch ein größeres Thema, mittlerweile haben viele Länder nachgerüstet und ihre eigenen Tiere ausgebildet", erklärt der Vorarbeiter, der mittlerweile seit 20 Jahren Rettungshundearbeit betreibt.

Mein Lebensretter mit der kalten Schnauze
Die oberste Prämisse lautet, im Bedarfsfall Menschen zu retten. Bei gefährlichen Ereignissen wendet sich die Polizei oder zuständige Behörde an die Rettungsleitzentrale in Linz und meldet den jeweiligen Vorfall. Von dort aus werden sodann alle fünf oberösterreichischen Suchhundestaffeln alarmiert. Vor Ort wird in Zusammenarbeit mit Polizei und Feuerwehr die Lage abgeklärt und es werden Hintergrundinformationen eingeholt: Wie lange ist die Person schon abgängig, wo waren ihre Lieblingsplätze, wo hat sie sich zuletzt aufgehalten, etc. "Leider werden wir oft sehr spät alarmiert. Meistens kommen wir erst zum Einsatzort, da wurde bereits Stunden zuvor mit der Suche begonnen. Unsere Hunde sind nicht ausgebildet, um Tote zu suchen, sondern um Leben zu retten", sagt Fritz Wurm und ergänzt: "Es wäre wünschenswert, wenn alle Einsatzkräfte zeitgleich informiert werden würden, damit die Rettungskette optimal funktioniert."

Spezielle Ausbildungen
Mit der Ausbildung der Tiere zu Rettungshunden wird schon sehr früh begonnen – so zirka ab dem fünften Monat. "Nach einer dreimonatigen Probezeit wird dann entschieden, ob Hund und Hundeführer für die Staffel geeignet sind oder nicht. Wenn es zu einer positiven Entscheidung kommt, beginnt sodann die staffelinterne Ausbildung", erklärt der Nebelberger. Nach dieser spezifischen Trainingsphase müssen die Tiere nach zirka 2 bis 2,5 Jahren eine Prüfung ablegen. "Einen Tag lang werden dabei Tier und Herrchen bzw. Frauchen geprüft. Die Hunde müssen dabei zwei Flächen absuchen, die etwa 35.000 - 40.000 Quadratmeter groß sind und in denen sich jeweils ein bis zwei versteckte Personen befinden. Für jede Suche haben sie 40 Minuten Zeit", berichtet seine Frau Kornelia Wurm, die ebenfalls seit zirka 15 Jahren Hundeführerin ist. Fritz Wurm ergänzt: "Die dritte Prüfungssituation besteht dann aus einer Suche im Dunkeln. Hierbei müssen die Hunde einen zwei Kilometer langen Weg nach einer vermissten Person absuchen. Im realen Leben käme dies zum Beispiel einer Situation gleich, in der jemand eine Böschung hinunter gestürzt ist." Wurde die Prüfung bestanden, so sind die Tiere für jeweils zwei Jahre einsatzfähig. Danach muss der Test wiederholt werden. "Die Prüfung ist übrigens österreichweit gleich, was nicht immer so war. Noch bis vor vier Jahren hatte jedes Bundesland eigene Bestimmungen", erklärt der Staffelleiter. Von den sechs einsatzfähigen Hunden der SAR Mühlviertel steht vier Tieren diese Überprüfung heuer wieder bevor.

Bewusstsein über große Verantwortung
Die Suchhundestaffel gehört zum Katastrophenhilfsdienst des Roten Kreuzes. Die Hundeführer müssen deshalb ebenfalls Erste-Hilfe-Profis sein: Ihnen wird nicht nur die Erste-Hilfe am Menschen, sondern auch jene am Hund gelehrt. "80% der Hundeführer sind auch gleichzeitig Sanitäter, weswegen diese Kenntnisse überhaupt kein Problem sind", erklärt Fritz Wurm und ergänzt: "Jene, die keine Sanitäter sind – so wie zum Beispiel auch ich – müssen alle drei Jahre einen Auffrischungskurs machen." Der Staffelleiter kennt auch die sportliche Komponente der Arbeit mit Hunden und war schon bei zahlreichen Meisterschaften dabei. 1999 wurde er zum Beispiel ÖKV-Rettungshunde Staatsmeister auf der Fährte. "Die sportliche Arbeit mit Hunden und jene des Rettungsdienstes kann man aber nicht miteinander vergleichen", sagt er. Bei der Suchhundestaffel dabei zu sein, bedeutet nicht nur sein Wissen immer am neuesten Stand zu halten, sondern sich auch der großen Verantwortung bewusst zu sein und diese wertvolle Aufgabe mit dem Beruf zu vereinen. "Es muss einem auch klar sein, dass man oft mitten in der Nacht aufstehen muss, weil sich die meisten Einsätze eben in der Nacht ergeben.", sagt der Staffelleiter. Im Jahr 2014 war die Staffel zum Beispiel bei 14 Einsätzen dabei. 2015 waren es bisher sieben. Die letzte Suchaktion ist gerade erst ein paar Tage her: Eine demenzkranke Person war in Aigen-Schlägl abgängig gewesen. Insgesamt 22 Hunde des Roten Kreuzes und der Rettungshundebrigade sowie mehrere Personen der Polizei und der Feuerwehr waren bei der Personensuche im Einsatz. Schließlich wurde der Vermisste von einem Familienmitglied in Tschechien leicht verletzt aufgefunden.

Wissen weitergeben
"Bei der Suchhundestaffel liegt uns das Weitergeben von Wissen besonders am Herzen. Die Tiere müssen absolut sozialisiert sein und die Ausbildung auch wirklich wollen", erklärt Kornelia Wurm, die seit 17 Jahren auch ehrenamtlich beim Roten Kreuz arbeitet. "Durchfallen bei Prüfungen können sie schon mal, schließlich ist nicht jeder Tag gleich, aber man muss ihnen anmerken, dass sie mit Leib und Seele bei der Sache sind", ergänzt der Staffelleiter. Kornelia und Fritz Wurm, genauso wie ihren Hunden Dino und Elli merkt man an, dass sie mit Euphorie dabei sind. Sie setzen sich zudem verstärkt dafür ein, dass Kinder mit Hunden in Berührung kommen, beide Parteien ihre Scheu und Angst verlieren und die junge Bevölkerung sich der Wichtigkeit der Tiere bewusst wird. Dafür sind sie auch öfter in Kindergärten oder Schulen zu Gast.

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