"Gut und Böse ist gerecht verteilt"
Vera Russwurm über ihren Erstlingsroman "Der Ameisenhaufen", die Medienbranche sowie Fiktion und Wirklichkeit.
In Ihrem Krimi ist die Hauptfigur "Jonas" ein junger, hochtalentierter Cutter. Die Redaktionsleiterin "Maria" ist intrigant – eine zufällige Geschlechter-Rollenverteilung?
VERA RUSSWURM: Ja, natürlich. Es gibt auch einen "bösen" männlichen Charakter und eine sehr liebenswerte Frau in meinem Buch. Gut und böse ist aufgeteilt. Warum sollten Frauen die Bösen sein? Ich habe drei Töchter ...
Sie sind eine Powerfrau. Mögen Sie das Wort "Powerfrau"?
VERA RUSSWURM: Nachdem unsere Produktionsfirma Hof-Power heißt, passt es ja irgendwie ganz gut. Aber im Ernst: Ich habe viel Energie, Laschsein ist nicht meines.
Jedenfalls sind Sie erfolgreich in der Medienbranche: Showmasterin, Talkerin, Moderatorin und jetzt auch Autorin. Die meisten Chefredakteure in Österreich sind Männer. Haben es Frauen in der Branche besonders schwer?
VERA RUSSWURM: Zu den Top-Frauen gehören etwa ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner – die auch Mutter ist – oder News-Chefredakteurin Eva Weissenberger. Wenn man in dieser Branche ist und auch noch ein Familienleben führen will, dann ist das wahnsinnig schwierig. Es braucht einen Partner, der einem den Rücken frei hält – und das ist nach wie vor selten. Umgekehrt gibt es das schon.
Wie überzeichnet oder wie realistisch stellen Sie die TV-Branche in Ihrem Krimi da?
VERA RUSSWURM: Die Medienbranche wird nicht überzeichnet. Die Sprache, die ich in meinem Buch verwende, habe ich aus dieser Branche genommen. Die Typologien der handelnden Personen sind natürlich überzogen. Einem so lieben Aufnahmeleiter oder einer so bösen Redaktionsleiterin wie in meinem Buch bin ich noch nie wirklich begegnet. Auch nicht dem Problem, dass eine Million Euro gestohlen worden oder verschwunden sind.
VERA RUSSWURM:
VERA RUSSWURM: Ich weiß es nicht. Ich habe niemanden gefragt, ob man das so machen muss.
Gibt es ein ehrliches Feedback zu Ihrem Buch – von Kolleginnen und Kollegen?
VERA RUSSWURM: Ich höre nur Gutes – das ist vielleicht nicht ehrlich, aber ich höre es mir gerne an. Ich glaube aber, dass das Buch zum Fertiglesen anregt. Und Gabriel Barylli, den ich sehr schätze, hat bei meiner Buchpräsentation vorgelesen. Ich musste es ihm vorab schicken, weil er liest nicht jeden Scheiß, hat er mir gesagt. Und: Er hat es getan.
Wie käme die Show "Ameisenhaufen" aus Ihrem Roman in echt an?
VERA RUSSWURM: Ich wurde schon darauf angesprochen, das Thema zu verfilmen. Ich glaube, es wäre eine quotenträchtige Show, die sehr polarisieren und am Schluss eingestellt würde – aber davor noch ins Ausland verkauft werden würde.
Ist Ihr Buch etwas für ein Weihnachtspackerl? Kann man es auch der eigenen Chefin, dem eigenen Chef schenken?
VERA RUSSWURM: Das wäre sogar sehr lustig. Mit einer Widmung: Ich bin so froh, dass du nicht so bist. Denn so einen Chef wie in dem Buch würde ich niemandem wünschen. Die Widmung macht es also aus.
DER AMEISENHAUFEN
Ein Geldkoffer wird aus dem Chefbüro der großen österreichischen Produktionsfirma »MasterTV-Österreich« gestohlen. Somit fehlt eine Million Euro im Budget der brandneuen Sendung »Ameisenhaufen«. Das Management trifft eine höchst ungewöhnliche Sparmaßnahme: Aus verschiedenen Abteilungen wird jeweils ein Mitarbeiter bestimmt, der sich im »Ameisenhaufen« behaupten muss. Der Clou: Diejenigen, die diese demütigenden Spiele erfunden haben, müssen sie nun selber spielen. Der »Ameisenhaufen«, das sind fünfzig Fünfjährige – gnadenlos und unberechenbar.
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