Der Wohnort bestimmt über das Karma

Cedric Fritsch präsentiert sein Buch im Gebäude der Salzburger Gesellschaftswissenschaften.
  • Cedric Fritsch präsentiert sein Buch im Gebäude der Salzburger Gesellschaftswissenschaften.
  • hochgeladen von David Hollig

„Im Ghetto von Venedig,
da fand ich schließlich das Glück,
ich liebäugelte damit, hob es an,
betrachtete, prüfte, wog es an und dann
legte ich es leise lachend für den Nächsten zurück“,

flüstert Cedric Fritsch und lächelt dabei. Seine Gedanken schlendern für einen Moment den Kanälen Venedigs entlang, bevor seine Augen wieder klar werden. „Das ist eines der besten in diesem Buch.“ Cedric Fritsch, 21-jähriger Student der Kommunikationswissenschaft in Salzburg, lebt mit einer großen Ausnahme das zugehörige Leben. Es ist ein Leben zwischen gelegentlichem Stress, gemütlichem Herumlungern und Partys. Dennoch findet er Zeit und, vor allem, Motivation, um seinen Tatendrang nicht von der Gemütlichkeit bestimmen zu lassen, sondern um Bücher zu schreiben. Keine konventionellen Romane, sondern Gedichte. Sein erstes Werk, das im September dieses Jahres erschien, nennt sich ‚Aus.wa(e)hl.Karma‘. Es beeinhaltet 65 Gedichte wie jenes vom ‚Glück in Venedig‘, zumeist mit 16 Versen, und eine Kurzgeschichte auf 88 Seiten.

Wie das Werk bereits erahnen lässt, handeln die meisten Gedichte von Karma. „Das Buch hat viel zu tun mit dem Leben, der Zeit und wie wir sie genießen. Aber auch mit Tod, Glück und Trauer“, beschreibt Fritsch. Die Kurzgeschichte handelt von einer Gruppe von Kindern, die einen Bürgerkrieg überlebt hat und in einem zerstörten Land im nahen Osten ein neues Leben aufbaut. Die Story, welche die zerfetzte Lage der Kinder näherbringt, befasst sich mit Religion, Verlorenem, Kultur und Kritik an Krieg und Gewalt. „Bei Kurzgeschichten zählt für mich immer das Drama“, sagt der Saarländer. Zu seinem Werk getrieben werde ein Schriftsteller immer von der Inspiration. „Es ist dieser Geistesblitz, du weißt, dass er da ist oder nicht da ist. Ich versuche, immer durch Inspiration zu schreiben. Wenn ich aber merke, dass sie nicht kommt, kann ich gleich wieder aufhören.“ Zur Inspiration trägt auch Salzburg bei, wo der Deutsche seit Oktober 2012 lebt.

Der Alltag bringt Inspiration

Sein Studium der Kommunikationswissenschaft hingegen beeinflusst ihn dabei nicht. „Man kann bestimmt sagen, dass mich der Wechsel des Wohnortes verändert hat, aber da ich eher in blumischer Sprache schreibe, kann man nicht sagen, dass ich vom journalistischen Lehrinhalt viel verwende.“ Es geht eher um den Alltag, den er in der Mozartstadt anders und inspirierender erlebt als in Homburgs Stadteil Einöd, wo er aufgewachsen ist. „Die Natur ist hier interessanter und bewegender, das verstärkt die Inspiration. Wenn ich in Salzburg bin, schreibe ich anders als zuhause. Der Ort und das Tun vom Alltag beeinflussen das Schreiben schon sehr. Ich benutze andere Wörter, habe mehr Zeit und bin entspannter.“ Doch wie kommt ein Jugendlicher überhaupt auf die Idee, einen Sammelband von Gedichten zu produzieren? „Das hat sich mehr oder weniger ergeben“, sagt Fritsch. Mit 14 fing der Deutsche an und irgendwann hatte er genügend Gedichte zusammen, um sie in ein Buch zu packen. Aufgrund mangelnder Qualität schafften es allerdings nur drei von den fast 200 Werken ins Band, die er bis zu seinem 20. Lebensjahr verfasste. „Im Roman probiert man etwas aus, aber das Meiste bleibt Fiktion. Bei Gedichten ist zwar auch viel Fiktion dabei, aber es soll immer etwas ausdrücken. Oft sind dies Gefühle, meistens gibt es eine inhaltliche Aussage wie ‚lebe im Moment‘. Auf die Kernaussage heruntergebrochen, kann man es immer auf das eigene Leben anwenden.

Gedichte sind interpretierbar und jeder kann das Beste für sich herausholen“, erläutert Fritsch seine Intentionen. Er selbst findet nicht mehr ganz so viel Zeit für Literatur: „Ich habe früher Unmengen an Büchern gelesen. Wenn man schreibt, liest man aber automatisch weniger.“ Bücher, die ihn inspiriert haben, sind beispielsweise ‚Der Tod in Venedig‘ von Thomas Mann oder ‚Mein Jahrhundert‘ von Günther Grass. Generell las er immer schon gerne Werke von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Auch das ist für sein Alter ungewöhnlich. Dass Fritsch viel über das Karma sinniert, wird frühere Lehrer des 21-Jährigen wohl überraschen: „In der Schule war ich stets der Klassenclown, bin ständig rausgeflogen und bekam Klassenbucheinträge. Ich habe auch nicht gern gelernt, sondern mehr diskutiert.“ Aber Karma hat nicht nur mit der Vergangenheit zu tun, sondern eben auch mit Leben, Tod, Glück und Trauer. Diese Themen bestimmen vor allem sein zweites Buch, an dem Fritsch seit etwa einem Jahr schreibt. Es wird etwa 200 Seiten umfassen und ausschließlich Kurzgeschichten beinhalten.

Symbiose von Buch und Leben

„Manche Sachen, die im Leben passieren, beeinflussen das Geschriebene und was beim Schreiben neu einfällt, wird ins Leben übernommen. Aber natürlich nur, solange es positive Veränderungen herbeiführen kann“, beschreibt der Homburger die Parallele zwischen seiner Freizeitbeschäftigung und seinem Berufswunsch Journalismus. Bereits nach seinem Abitur wusste er, dass ihn die Medienarbeit reizen wird. Nachdem er ein Semester Germanistik, Englisch und Kunst studierte, um seine eigenen Interessen weiterzuführen, wechselte er nach einem Lokalzeitungs-Praktikum zur Kommunikationswissenschaft. In diesem Metier visiert der Salzburger Student die Außenpolitik oder Kultur als Rubriken an. Es dreht sich aber nicht alles in seinem Leben um das Schreiben.

Neben dem Genuss des Studentenlebens interessiert sich der Volleyball-Hobbyspieler sehr für Sport. Hauptsächlich American Football und NBA-Basketball zerren ihn, vor allem in der Nacht, vor das Fernsehgerät. Ansonsten versucht Fritsch in seiner Freizeit, den Inhalt seiner Gedichte und Kurzgeschichten vorzuleben. „Ich kann aber nicht von mir behaupten, dass ich alles optimal mache. Das liegt auch daran, dass ich meine Gedichte idealistisch schreibe und Maxime vorgebe, die nicht einfach einzuhalten sind. Man kann beispielsweise, wenn man müde ist oder keine Lust hat, nicht jeden Moment so genießen oder Zeit so nutzen wie man sollte.“ Stattdessen ist für ihn es auch ab und zu notwendig, sich einen gemütlichen Tag auf der Couch zu gönnen. Mit Filmen und Comedy-Serien.

Oder beim Feiern bis in die Morgenstunden ein paar Bier zu trinken. Selbst ein 21-jähriger Student, der seit sieben Jahren Gedichte über Liebe, Leben, Tod und Karma schreibt, hat also seine ‚normalen‘ Seiten. Außer wenn er gerade in Gedanken an Venedig ist oder seine Inspiration bei einem Spaziergang durch Salzburg sucht.

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