Bedarf an Neurologen steigt sukzessive
SALZBURG. Da unsere Bevölkerung immer älter wird und sich unsere Gesellschaft grundlegend ändert, werden viele Gehirnerkrankungen wie etwa Schlaganfall, Depressionen, Demenzen, Angsterkrankungen und Epilepsien in den nächsten Jahren sehr stark zunehmen und das Gesundheitssystem vor enorme Herausforderungen stellen - das betonte Peter A. Winkler, Vorstand Universitätsklinik für Neurochirurgie gemeinsam mit anderen Primaren im Rahmen der heutigen Pressekonferenz zum "Welttag des Gehirns".
Eigener fachspeszifischer Dienst bei Schlaganfällen
Den aktuellen Daten des European Brain Council (EBC) zufolge leiden in Europa 220,7 Millionen Menschen an einer Erkrankung des Gehirns. Kopfschmerzen führen dabei die Liste der häufigsten neurologischen Erkrankungen an, gefolgt von Schlafstörungen und -erkrankungen, Schlaganfall und Demenzerkrankungen. Schlaganfälle stehen in der Todesursachenstatistik im deutschsprachigen Raum nach der koronaren Herzkrankheit und dem Herzinfarkt an zweiter Stelle und gehören zu den häufigsten Ursachen für Invalidität im höheren Lebensalter. Jährlich werden in der Notfallambulanz der Universitätsklinik für Neurologie an der Christian Doppler Klinik mehr als 1.500 Patienten mit Schlaganfällen aufgenommen, dabei steht seit 2014 ein eigener fachspezifischer Dienst zu Verfügung um als „case manager“ die neuen komplexen Behandlungen in der akuten Schlaganfalltherapie dem Patienten zukommen zu lassen. Ziel ist es die Blutversorgung des Gehirns möglichst rasch wiederherzustellen.
Wachsender Bedarf an Neurologen
Bei einer Reihe neurologischer Krankheiten haben sich die Behandlungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren aufgrund intensiver Forschungsarbeit deutlich verbessert, zum Beispiel bei Multipler Sklerose, Schlaganfall oder Parkinson. Dass sich die Neurologie damit von einem früher eher diagnostisch orientierten zum therapeutischen Fach entwickelt hat, bringt einen wachsenden Bedarf an Neurologen mit sich. Dies den Stakeholdern unseres Gesundheitssystems bewusst zu machen, ist eines der Ziele des Internationalen Tag des Gehirns.
40.000 Salzburger von depressiver Störung betroffen
Depressive Erkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Rund 40.000 Salzburger sind jedes Jahr von einer depressiven Störung betroffen. Die Folgen sind neben dem persönlichen Leid, lange Krankenstände, Arbeitsplatzverlust und hohe gesundheitsökonomische Kosten. Einer der Schwerpunkte der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie liegt in der Diagnostik und Behandlung von therapieresistenten depressiven Störungen.
Versorgung alter Menschen
Eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre ist die medizinische und soziale Versorgung alter Menschen. Hochrechnungen beschreiben, dass der Anteil der über 80-Jährigen bis zum Jahr 2050 auf 11,3 Prozent steigen soll. In direktem Zusammenhang mit dem demographischen Wandel steht die Zunahme von chronischen, häufig neurologischen Erkrankungen. Als Beispiel sei die Inzidenz von Schlaganfällen angeführt, die sich zwischen 70. und 85. Lebensjahr verdreifacht. Auch die Zahl neurokognitiver Störungen (Demenzerkrankungen) nimmt mit dem Alter zu, so sind mit 80 Jahren etwa 10% betroffen, mit 90 steigt der Anteil auf 30 Prozent. Als Folge wird die Pflegebedürftigkeit bis zum Jahr 2040 nach aktuellen Schätzungen um 40 Prozent zunehmen. „Ziel ist es, die komplexen Probleme multimorbider alter Menschen frühzeitig zu erkennen, um durch eine rasche und adäquate Intervention bleibende Pflegebedürftigkeit zu vermindern“ so Bernhard Iglseder, seit 2006 Leiter der Universitätsklinik für Geriatrie .
Ausbildung in Neurofächern verbessern
Die Mediziner machen darauf aufmerksam, dass die Ausbildung in den Neurofächern verbessert werden muss: In den medizinischen Universitäten nehmen die „Gehirnfächer“ (Neurologie und Psychiatrie) nur etwa acht Prozent des gesamten Lehrstoffes ein die Häufigkeit von Gehirnerkrankungen liegt aber bei rund 30 Prozent und die Kosten für das Gesundheitssystem bei 33 Prozent. Eine Anpassung der Lehrcurricula an den Universitäten sei laut Experten dringend notwendig.
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