"Heile Familie" als Stressfaktor
Für besinnliche Weihnachten ist die gemeinsame, konfliktfreie Zeit meist wertvoller als Geschenke.
SALZBURG (lg). Ein großer, festlich geschmückter Christbaum, darunter türmen sich die Geschenke und auf dem Tisch stehen der Weihnachtsbraten und die feinen Kekse zum Verzehr bereit. Doch während aus dem Radio besinnliche "Stille Nacht, Heilige Nacht"-Klänge ertönen, ist in vielen Familien keine Zeit für Besinnlichkeit und weihnachtlichen Frieden.
Kein Geld für Christbaum und Geschenke
Das bestätigt auch Andrea Holz-Dahrenstaedt von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg (Kija): "Zu Weihnachten steigt der Druck der Gesellschaft nach der sogenannten ‚Heilen Familie’. Gerade an diesem Anspruch und an dem ‚Nicht mithalten können’ zerbrechen viele Familien. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander, immer mehr Kinder und Jugendliche – auch in Salzburg – sind armutsgefährdet. Das führt zu Ausgrenzungen und Kränkungen und gerade in der Weihnachtszeit ist das ein erheblicher Stressfaktor für viele Familien. Wenn man am Ende des Monats jeden Euro zwei Mal umdrehen muss, dann bleibt für einen großen Christbaum, Geschenke und ein Festtags-Menü kein Geld übrig", so Holz-Dahrenstaedt.
Gemeinsame Zeit
Im Gegensatz dazu steht laut der Kinder- und Jugendanwältin die "Wohlstandsverwahrlosung", wo es zwar nicht an Geld, aber an Zeit und Zuwendung mangelt. "Da wird dann mit einem Übermaß an Geschenken versucht, vieles zu kompensieren. Aber ein großer, leuchtender Tannenbaum spendet per se noch lange keine Wärme", so Holz-Dahrenstaedt. Sie rät finanziell schwachen Familien in Salzburg, die Weihnachtszeit dennoch als "besondere Zeit" und konfliktfrei zu gestalten. "Eltern sollen mit ihren Kindern offen reden und erklären, dass manche Menschen eben mehr und manche weniger Geld haben und jeder für sich das Beste daraus macht. Für die Kinder ist es am wertvollsten, Geborgenheit und Wärme zu spüren, das kann beim gemeinsamen Spielen, Basteln, Kochen oder Singen sein. Auch im Winter im Wald spazieren zu gehen oder eine Schneeballschlacht zu machen, sorgt für viel Freude und kostet kein Geld", rät Holz-Dahrenstaedt. Für weihnachtliche Vorfreude sorgten auch die vom Stadtblatt Salzburg zur Verfügung gestellten Jugendbücher, die von der Kija als kleines Weihnachtsgeschenk an Kinder und Jugendliche in Salzburg weitergegeben wurden.
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