Manufaktur statt Massenware
Im Stadtblatt-Chefinnen-Gespräch: Jahn-Markl-Eigentümerin Gabriele Jenner setzt auf Tradition und weibliche Intuition.
Schon Kaiser Franz Josef hat hier seine Hirschlederhose in Altschwarz fertigen lassen. Wer sind heute Ihre Kunden?
GABRIELE JENNER: Zu uns kommen Japaner genauso wie Festspielgäste, Jäger oder Rechtsanwälte. Ein bekannter weiblicher Festspielgast etwa ist eine Stammkundin. Da kann es auch schon passieren, dass sie ihre Freunde selbst bedient, weil ich gerade mit einer anderen Kundschaft beschäftigt bin und sie sich ohnehin bestens auskennt in meinem Geschäft. Nur die ausgestellten Hüte darf sie mir nicht angreifen, denn darunter sind Blumentöpfe und das würde nicht gut aussehen.
Wie schwierig ist es, als Traditionsgeschäft zu überleben und sich gegen billigere Massenware durchzusetzen?
GABRIELE JENNER: Ich stelle meine Produkte selber her, und das ist mein großes Plus. Bei mir bekommen die Kunden fast alles, was sie wollen. Wenn ein Herr zum Beispiel eine Lederjacke ohne Rückenfalte möchte – weil sie vielleicht aufträgt –, dann bekommt er sie. Wir haben hochpreisige handbestickte Hirschlederhosen, aber auch günstigere Ziegenledermodelle, die maschinenbestickt sind. Und wer trotzdem ein Unikat möchte, der kann bei uns auch eine Lederhose mit wenig Stickerei bestellen – und später weitere Motive sticken lassen.
Sie haben außerdem handgemachte Handschuhe, patentierte Lederhüte und sogar Unterwäsche aus Rauleder?
GABRIELE JENNER: Das sind Boxershorts, die bei Jägern sehr beliebt sind, weil sie atmungsaktiv sind und gut wärmen. Wir sind die einzigen in Salzburg, die Handschuhe von Hand herstellen und den Damen-Lederhut habe ich selbst entwickelt. Er hinterlässt keinen Abdruck auf der Stirn und lässt sich leicht zusammenrollen und in jeder Handtasche verstauen.
1408 war Ihr Betrieb Salzburgs erste Gerberei. Wer gerbt heute für Sie?
GABRIELE JENNER: Verschiedene Betriebe im Pongau, in Vorarlberg, in Tirol. Unsere Leder sind pflanzlich und in Bio-Qualität gegerbt. Und ich besorge mir in der Bäckerei St. Peter Mehl – daraus stelle ich mit Wasser einen Kleber her, mit dem ich dann das Lederfutter in die Lederhosen klebe. So wie man das vor Hunderten von Jahren gemacht hat.
Sie haben den Betrieb vor 17 Jahren von Ihrem Vater übernommen. War das Ihr GABRIELE JENNER: Wunsch oder mehr Verpflichtung?
Beides. Es hat sich für mich nie die Frage gestellt, etwas anderes zu machen, aber ich führe das Geschäft auch gerne. Ich habe gerne mit Menschen zu tun, ich bin Säcklermeisterin und und ich habe vier Angestellte – allesamt Säcklerinnen. Und ich lege Wert auf ein gutes Betriebsklima, denn wenn man schon so viel Zeit in der Arbeit verbringt, dann soll es wenigstens angenehm sein.
Bringen Frauen andere Facetten des Wirtschaftens ein?
GABRIELE JENNER: Ja, ich glaube schon. Frauen haben mehr Einfühlungsvermögen, eine Frau kann mit den Kunden anders – egal, ob es Damen oder Herren sind. Und ich glaube auch, dass wir in puncto Geschmack und Design die Nase vorne haben.
Wie geht es Frauen als Unternehmerinnen?
GABRIELE JENNER: Als Selbstständiger hat man es sowieso schwer, als Frau aber noch mehr. Das fängt damit an, dass es keine Absicherung gibt, wenn du Familie möchtest. Wenn man Kinder bekommt, braucht man eine Mutter oder eine Tante, die auf sie aufpasst, während man im Geschäft steht – bei meinen Kindern war es meine Schwester, die mir geholfen hat. Was tut man, wenn die Kinder krank sind? Für Selbstständige gibt es keinen Pflegeurlaub. Da bräuchten wir Frauen mehr Schutz, das ist ein großer Minuspunkt.
Viele Traditions- und Handwerksbetriebe in der Altstadt haben aufgegeben. Haben Sie auch schon mal daran gedacht?
GABRIELE JENNER: Nein, unserem Betrieb geht es gut. Ich glaube aber, das Problem liegt unter anderem an den sehr hohen Mieten und daran, dass viele große Firmen sehr viel Geld für ein Geschäftslokal bieten. Das kann man mit "normaler" Arbeit gar nicht erwirtschaften. Ich habe Gott sei Dank ein gutes Einvernehmen mit meinem Vermieter – der bei mir auch Kunde ist – und die Werkstätte sowie das Lager in der Goldgasse stehen in meinem Eigentum.
Sind Sie von Natur aus keine, die gerne jammert oder sind Sie zufrieden mit GABRIELE JENNER: Lohnnebenkosten und Registrierkasse?
Die Registrierkasse mag ich auch nicht – und ich habe noch keine. Aber natürlich werde ich bis zum Ende der Schonfrist im Juni eine haben. Und mit Jammern werde ich keine Probleme lösen, also lasse ich es lieber.
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