"Die Entwicklung ist dramatisch"
Knapp 1.500 Menschen haben in Salzburg kein eigenes Dach über dem Kopf. Prekäre Wohnverhältnisse sind die Folge.
SALZBURG (lg). Trauriger Rekord in der Stadt Salzburg: Bei einer im Oktober durchgeführten Wohnungslosenerhebung standen 1.459 Menschen ohne eine eigene Wohnung da. Davon sind auch 374 Kinder und Jugendliche betroffen. Das sind doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. "Die langfris- tige Entwicklung ist dramatisch. Vor zehn Jahren haben wir noch von der Hälfte geredet und gesagt, es steigt und steigt und wir müssen etwas tun. Jetzt haben wir das Doppelte, das ist erschreckend", betont Robert Buggler von der Salzburger Armutskonferenz. Die Gründe dafür liegen laut Buggler in der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. "Wirtschaftskrise, die steigenden Kosten am Wohnungsmarkt und die steigende Zahl an Arbeitslosen. Das alles wirkt sich natürlich auf dieses Ergebnis aus", so Buggler.
Klassische Obdachlose, die auf der Straße und unter Brücken schlafen müssen, sind nur ein kleiner Teil der Wohnungslosen. Viele kommen nicht aus der Stadt Salzburg, sondern auch aus Tirol oder Oberösterreich und suchen hier die Anonymität. Der überwiegende Teil der Wohnungslosen lebt zumindest vorübergehend bei Freunden oder Bekannten. "Viele verlieren durch diese psychische Belastung auch ihren Arbeitsplatz, das ist eine Spirale, die sich immer weiter nach unten dreht und aus der herauszukommen immer schwerer wird", fügt Buggler hinzu. Helfen könne laut Bugg- ler nur ein entsprechendes Angebot an leistbarem Wohnraum. "Die Wohnkosten sind in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Hier ist die Politik gefordert, mehr leistbaren Wohnraum zu generieren." Besonders schlimm sei die Lage in Salzburg für Frauen mit Kindern. "Es gibt speziell für Frauen kein Auffangbecken. Viele alleinerziehende Frauen kommen mit ihren Kindern dann bei Freunden oder Bekannten unter, schlafen dort auf der Couch. Das kann natürlich keine Lösung sein, aber es gibt schlichtweg keine echte Alternative", vermisst Buggler hier entsprechende Infrastrukturen. In anderen österreichischen Städten gibt es laut Buggler Anlaufstellen für Frauen mit Kindern. "Salzburg hinkt hier sehr nach", so der Experte. Buggler fordert nun eine umfassende Wohnungslosenhilfe-Planung und ein klares Bekenntnis der Politik, das Thema umfangreich und rasch anzugehen. Der Landtag beschloss in seiner Sitzung, die Zahl der Wohnungslosen offiziell erheben zu lassen und dann Lösungen zu überlegen. "Das ist ein erster Schritt, aber den Worten müssen nun auch Taten folgen", macht Buggler deutlich.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.