Wie Regionen punkten können

Foto: Franz Neumayr

Um Regionen lebenswert zu erhalten, braucht es Jobs vor Ort. Reicht es, dabei weiterhin auf Tourismus und Handel zu setzen oder brauchen wir neue, innovationsgetriebene Arbeitsplätze?
SIEGFRIED REICH:
An sich braucht es beides. Ich möchte es vermeiden, touristische gegen andere Jobs auszuspielen. Technologieorientierte Arbeitsplätze bringen in der Regel eine sehr viel höhere Wertschöpfung pro Arbeitsplatz. Das ist die eine Seite. Die andere ist die, dass es beispielsweise in ländlichen Regionen wie etwa dem Oberpinzgau oder im Lungau schwierig sein wird, Forschungsbetriebe anzusiedeln. Dort bietet der Tourismus eine Möglichkeit Arbeitsplätze zu schaffen.

Können innovationsgetriebene Arbeitsplätze eine Chance speziell für ländliche Regionen sein?
SIEGFRIED REICH:
Punktuell sicher, aber: es wird schwierig sein, ausreichend viele Leute aus dem Forschungsbereich anzulocken, die dann auch eine kritische Masse darstellen. Denn die fühlen sich in der Nähe von größeren Einrichtungen wie der Universität Salzburg, der Paracelsus medizinischen Universität, der Fachhochschule, von Salzburg Research, usw. halt wohl. Die Firma Eurofunk Kappacher beispielsweise hat auch einen Standort in der Stadt Salzburg - nicht zuletzt, um neben St. Johann auch hier im Zentralraum Salzburg Mitarbeiter ansprechen zu können.

Wären regionale Bildungseinrichtungen mit Technologie- oder Innovationsschwerpunkt eine Möglichkeit?
SIEGFRIED REICH:
In den Regionen - denken Sie an den Lungau - ist es teilweise schon schwierig Schulklassen zu füllen. Wie schwierig wäre es in technologischen Bereichen, dort einen FH-Studiengang oder einen ganzen Universitätslehrgang zu füllen? Universitätsstädte im ländlichen Raum - denken Sie an die Montanuniversität Leoben - tun sich vergleichsweise schwer Forscher und Studenten in ausreichender Menge zu finden.

Sie sitzen an der Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft. Wo sehen Sie erfolgreiche Beispiele für Hightech- oder innovative Start-ups in den Regionen?
SIEGFRIED REICH:
Redlink zum Beispiel, eine Ausgründung von Salzburg Research, hat sich auf intelligente Content-Analyse und Linked Data spezialisiert. Oder Findologic, das mit einer intelligenten Suche für Onlineshops punktet. Oder die Augmented Reality-Anwendungen von Wikitude – die Ihnen zum Beispiel sagt, wo der nächste Bankomat, das nächste Kaffeehaus ist. Diese Start-ups sind alle in der Stadt Salzburg aus Forschungsaktivitäten heraus entstanden. Aber es gibt auch gute Beispiele aus der Peripherie: Bilton mit Sitz in Saalfelden, ein Spezialist für LED-Lichtmanagement.

Ein Start-up bringt nicht automatisch Arbeitsplätze in die Regionen. Was braucht es dafür?
SIEGFRIED REICH:
In der Regel ist es eine Einzelperson, die ein Start-up aufbaut. In Folge braucht es dann entsprechend ausgebildete Arbeitskräfte, aber auch die weichen Parameter wie Verkehrsanbindung, internationale Schulen, usw. sind wichtig. Man nennt das dann auch „Innovationsmilieu“.

Wie sehen erfolgreiche Forschungs- und Innovationsregionen aus?
SIEGFRIED REICH:
Im Grunde ist das eine Kultur- und Governance-Frage. Ein Beispiel, um die Dimensionen aufzuzeigen: die Firma Infineon hat ein Forschungsvolumen von etwa 270 Millionen Euro pro Jahr. Das entspricht etwa den gesamten Forschungsausgaben des Bundeslandes Salzburg, die sich aber aus den Aktivitäten aller Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammensetzen. Was ich damit sagen will: ein Landeshauptmann alleine etwa könnte nicht vorgeben oder verordnen, dass das Bundesland Salzburg jetzt mehr forschen sollte. Dazu braucht es einen Schulterschluss von Universitäten und Fachhochschulen, die beispielsweise (mehr) Absolventen schaffen; von Firmen, die Innovationsprojekte machen, sich mit anderen Firmen in Clustern vernetzen, usw. Und dazu braucht es auch die angesprochenen weichen Faktoren, etwa für die Familien der Hightech-Spezialisten englische Kindergärten, eine internationale Schule oder zum Beispiel einen Zahnarzt, der auch andere Sprachen als Deutsch spricht. Wenn es das alles gibt und die einzelnen Institutionen zusammenspielen, dann ist eine Forschungsregion erfolgreich.

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