Düringer: "Viele sind zu leicht manipulierbar!"

Kabarettist Düringer ruft dazu auf, alles, auch sich selbst und seine Entscheidungen in Frage zu stellen.

NÖ/ST. PÖLTEN/BÖHEIMKIRCHEN (wp). Ende des verwichenen Jahres sorgte Kabarettist Roland Düringer mit seinem „Wutbürger“-Auftritt in Dorfers Donnerstalk für Aufsehen. Er schrie seine Wut hinaus, und das Publikum mit ihm: „Ich habe an den vielen Reaktionen danach gesehen, dass die Leute wirklich angefressen und ohnmächtig sind. Es herrscht ein großer Leidensdruck“, sieht sich Düringer bestätigt. Mit dem Herausschreien seiner Wut und seines Zorns auf die Banken und die Politiker sei es aber nicht getan. Man müsse vielmehr fragen, „wieviel man selbst zu den Problemen beiträgt. Aus Bequemlichkeit oder aus einer Mittäterschaft heraus.“ Jeden Tag etwa hätte jeder die Wahl, das beginne schon beim Einkauf: „Für welches Produkt entscheide ich mich?“ Eines der Hauptprobleme ist, dass in der Werbung nicht mehr ein Produkt im Vordergrund stünde, sondern „mit Emotion Illusionen erzeugt werden, die tief ins Hirn gegraben werden." Durch die Übersättigung müsse die Werbebranche „immer aggressiver agieren.“
Irgendwann jedoch „explodiert dieses System, da nichts mehr unsere Aufmerksamkeit erhält.“ Dies wäre dann ein Zusammenbrechen von Illusionen. „Das kann heilsam sein, kann aber auch zu Leid führen!“, erklärt der Künstler. Denn, bei einem „Wirtschaftscrash“ gehe es dann nicht „um Ideologien, sondern ums nackte Überleben.“

"Oberkrätzen"
Mit hohen Politfunktionären verbindet Düringer nicht viel Gutes: „Es gibt zwei Arten von Politikern: die naiven, die oft auch Bauernopfer werden und die das gar nicht überreißen und die wirklich intelligenten und bösartigen, von der Sorte Berlusconi.“ Es sei ein Skandal, dass derartige Leute immer wieder in der EU „etwas zu sagen haben.“ Kleine Fische kämen in der Politik gar nicht nach oben, denn: "Nach oben kommen die, die durch ein langes Ausleseverfahren durchmüssen. Das heißt, dass nicht die Guten raufkommen sondern die Krätzen, die Oberkrätzen." Man dürfe „solchen Oberkrätzen“ gar keine Bedeutung beimessen, "denn dann kommen sie gar nicht weiter."

Regionale Ebenen besser für Entscheidungen
In kleineren regionalen Einheiten würde mit mehr Bewusstsein entschieden. Hier müssten sich die Entscheidungsträger tagtäglich den Menschen stellen, so der Wahlniederösterreicher. "Entscheidungsträger die man nur aus dem Fernsehen kennt, die werden ja gar nicht mit den Folgen ihrer Entscheidungen konfrontiert".

Direkte Demokratie kann auch kontraproduktiv sein"
Was Düringer von der jetzt viel diskutierten „direkten Demokratie“ halte? „Ehrlich gesagt, wenn ich sehe, wie leicht manche Bürger manipulierbar sind, wäre es mir lieber, viele wären gar nicht wahlberechtigt.“ Er wolle keine Revolution, sondern eine Rebellion: „Wir brauchen Leute, die alles in Frage stellen, auch sich selbst und ihre Art zu leben. Nur solche können wirklich etwas ändern." Jene, die im Hamsterrad laufen, um ihre Familie zu erhalten, weil sie Schulden bezahlen müssten und weil die Kinder etwas für die Schule brauchen, "die müssen rennen, das ist ganz klar. Wer stehen bleibt, hat ein ganz massives Problem. Solche Leute können im Ganzen leider nichts ändern. Ändern müssen jene etwas, die frei sind." Es gebe natürlich auch Nutznießer des Systems, und "die wollen natürlich nichts ändern."
Aufrütteln wolle er, und den Leuten klar machen, dass sie sich nicht missbrauchen lassen sollten, so Düringer.

Bewusst Entscheidungen treffen
Jeden Tag also müssten und sollten Entscheidungen bewusst getroffen werden, so Düringer: "Wenn ich nicht will, dass Hühner in Massentierhaltung gehalten werden, muss ich darauf achten, dass ich auch keine Produkte aus Massentierhaltung kaufe. Wenn ich bemerke, dass das Fernsehprogramm nicht gut ist, hat es keinen Sinn, darüber zu schimpfen; die einzige Lösung ist, es einfach abzuschalten".

"Heuchelei"
Er hätte etwas gegen "Heuchelei", so der Kabarettist: "Betroffen zu sein über arme Hunde in der Ukraine und im Internet durch irgendwelche Voten unterstützen, während man sich gleichzeitig eine Leberkäsesemmel reinzieht, und dabei das Tierleid ausblendet, das bei der Produktion dafür entsteht, ist meiner Meinung nach reine Heuchelei."

Das letzte Glied
Auch mit dem Steuersystem hat Düringer seine Probleme: "Das gehört von Grund auf geändert. Die Arbeitsleistung ist nichts mehr wert. Die Mehrwertsteuer ist eine Mehrteuersteuer, für die am Ende der Konsument aufkommt. Das letzte Glied in der Kette."

"Keine Pension"
Düringer zu den Pensionen: "Alle, die glauben, dass sie in 20, 30 Jahren noch eine Pension erhalten, leben am Mond. Das ist eine Illusion. Es ist kein gesteuertes System, sondern das System als solches wird einfach scheitern, weil es zum Scheitern verurteilt ist."

Stier gerettet
Er setze bewusst Schritte gegen "das System". So konzentriere er sich wieder mehr auf die Natur und die Schönheit von Fauna und Flora. Auch hätte er sich ein neues "Haustier" zugelegt: einen Stier, "den nach der Geburt keiner haben wollte, weil er irgendwie nicht wie ein Stier ausgeschaut hat." Düringer hätte ihn vor der Wurstmaschine gerettet. "Jetzt bringe ich ihm halt bei, wie das Leben eines Stiers abläuft. Der ist wie ein Hund. Ich gehe jeden Tag mit ihm an der Leine im Grünen zu spazieren", so Düringer.

Spirituell
Ob er religiös sei? "Nein, höchstens spirituell", meint der Künstler. "Und christlich schon gar nicht. Als guter Christ müsste man sagen und erkennen, dass das was hätte sein sollen, nicht ist. Das ist alles in eine ganz falsche Richtung gegangen."

"Weltuntergang"
Überhaupt seien die drei "bestimmenden Weltreligionen alle gleich". Sie reden von Frieden und "bekriegen sich seit Jahrhunderten!" Außerdem verbinde das Judentum, das Christentum und der Islam etwas, "was mir Angst macht: Alle drei glauben, dass das Reich Gottes kommt", so Düringer. "Bis jetzt gab es ja die Möglichkeit, darauf zu warten. Seit einiger Zeit ist es aber möglich dies im Sinn dieser Religionen wahr zu machen. Und wenn ein krankes Hirn glaubt, das Reich Gottes einleiten zu können, und glaubt dies durch den Weltuntergang herbeiführen zu können, und auf den Knopf drückt, na, dann gute Nacht."

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