Die Glocken bringen die Ostereier aus Rom
Eier, die vor Blitzen schützen, oder Segen für gute Verdauung: Die Karwoche ist ge-
spickt mit Bräuchen.
Ostern gedenkt man des Leidens und der Auferstehung Jesu. Mit dem Palmsonntag fängt nicht nur die Karwoche an, sondern auch das österliche Brauchtum. Oder wie Wolfgang Lattacher, Obmann des Kärntner Brauchtumsverbandes, meint: "Nach dem fröhlichen Tag beginnt die traurige Karwoche". Die Karwoche (vom althochdeutschen „kara": Wehklage, Trauer) ist gespickt mit volkskundlichen Aberglauben und Bräuchen.
Glocken fliegen nach Rom
Am Gründonnerstag verstummen die Glocken zum Zeichen der Trauer bis zur Auferstehungfeier. Ratschen und Klappern ersetzen die Glocken. Der Volksmund sagt, die Glocken fliegen nach Rom. "Man stellte sich vor, dass die Glocken nach Rom fliegen, um dort die Ostereier zu holen", ist Lattacher mit der eigentlichen Erklärung nicht ganz zufrieden.
Eier mit besonderen Kräften
Am Gründonnerstag gelegte Eier sind die "Antlass-Eier". "Am Gründonnerstag wurden Kirchenbüßern ihre Sünden erlassen. Man glaubt, die Hühner würden gesegnete Eier mit besonderen Kräften legen". Sieht man von einem Stall weiße Eier hängen, sind dies Antlass-Eier, die vor Blitzschlag schützen sollen. Mit der Farbe "Grün" hat der Tag so gar nichts gemein: Das Wort "greinen" bedeutet so viel wie klagen oder weinen.
Gut für die Verdauung
"Durch die Segnung des Weihfleischkorbes hofft man, dass nach der 40-tägigen Fastenzeit die Verdauung der Speisen erleichtert wird", schmunzelt Lattacher darüber, dass "Essen und Trinken schon immer ein großes Thema war".
Nach der Auferstehungsfeier werden die Osterfeuer entzündet. Früher wurde danach zur Osterjause geladen. "Üblich ist es nun, die Osterjause nach der Segnung zuzubereiten", klärt Lattacher auf, dass sich Bräuche ändern können. Das Wort "Brauchtum" komme von brauchen. "Manche Bräuche verschwinden auch wieder, weil sie eben nicht mehr gebraucht werden", zählt Lattacher das Prentl'ngehen dazu.
Diese Deckerl darf man nicht waschen
Am Karfreitag ist das Heilige Grab im Mittelpunkt des Brauchtums. "Wir merken, dass es zur Familientradtion wird, die Gräber zu besuchen", fällt Brauchtumsexperten Wolfgang Lattacher auf.
Weihkorbdecken mit dem IHS-Symbol (Jesus, Heiland, Seligmacher) dienen nicht nur zum Schutz der Speisen: Bei Gewitter über den Zaun gehängt, sollen Haus und Hof vor Blitzschlag geschützt sein. Gewaschen wurden sie selten – segensreiche Kräfte könnten ja aus dem Gewebe gehen.
Am Ostersonntag kommt der/die Gotl und bringt dem Patenkind traditionell Reindling mit eingesteckter Münze und rotem Ei. Nicht fehlen darf der Osterspaziergang, erinnernd an den Emmausgang: Jesus schloss sich nach seiner Auferstehung zwei Jüngern beim Gang ins biblische Dorf Emmaus an.
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