RMagazin Schmuckstück: Das Heilige Grab der Franziskanerkirche Schwaz

Die Gesamtansicht des Heiligen Grabes | Foto: Anton Prock
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  • Die Gesamtansicht des Heiligen Grabes
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In der Osterausgabe des RMagazins hat unser Historiker Anton Prock dieses Mal ein besonderes Schmuckstück parat. Er stellt uns das Heilige Grab in der Franziskanerkirche in Schwaz vor.

Um 1500 war Schwaz mit rund 20.000 Einwohnern nach Wien die zweitgrößte Siedlung im Habsburgerreich. Der Grund dafür ist im Bergbau von Silber und Kupfer zu sehen. Zur seelsorglichen Betreuung der Bevölkerung veranlasste Kaiser Maximilian I. im Jahre 1507 die Gründung des Franziskanerklosters. Die Bettelorden, vor allem die Franziskaner und Dominikaner, ließen sich ab dem 13. Jahrhundert in den neu gegründeten bzw. stark anwachsenden Siedlungen nieder. Die Mönche widmeten sich der Seelsorge, der Alten- und Armenbetreuung, dem Schulwesen und hatten auch Kenntnisse von Kräutern und Heilpflanzen. Ihre Kirchen sind meist weit und hell, der Prediger sollte gesehen und auch gut gehört werden.

Die spätgotische Klosterkirche entstand 1508-1515 nach Plänen von Christoph Reichartinger, wurde jedoch um 1735 von Hans Singer barockisiert.

Eine große Kostbarkeit stellt das Heilige Grab des Schwazer Künstlers Christoph Anton Mayr dar, das auf 1764 datiert wird und dem Rokoko, der Spätphase des Barock, angehört. Es ist das größte Heilige Grab Tirols und nimmt den gesamten Chor ein. Im Markusevangelium wird berichtet: „Josef von Arimathäa kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes“ (Mk. 15,46). Vor allem in der Zeit des Barock, also im 17. und 18. Jh., war die fantasievolle Darstellung der Grabstätte Jesu weit verbreitet. Dabei konnten sich die Künstler relativ frei entfalten. Gerade in den letzten Jahren sind zahlreiche Heilige Gräber in Tirol restauriert und wieder aufgestellt worden.

Heilige Gräber bestehen meist aus Holz und Leinwand und sind ähnlich wie Theaterkulissen aufgebaut. Das Schwazer Grab besteht aus fünf Kulissenbögen und einem Schlussbild, aus 60 Bildtafeln auf Leinwand und zehn Holzfiguren. Zusammen ergeben sie eine bemalte Fläche von 160 Quadratmetern.

Ein strenger architektonischer Aufbau mit gemalten Säulen, Ornamenten, Girlanden und Figuren säumt eine Treppe mit der Grabesnische und dem darüberliegenden Himmel für die Auferstehung. Neben den Stufen stehen auf der untersten Ebene die beiden Propheten Jesaja und Ezechiel mit Schrifttafeln bzw. Schriftrollen. Ganz links ist ein prunkvoll gemalter Herz-Jesu-Brunnen zu sehen, ganz rechts ein Herz-Maria-Brunnen. Über der Grabesnische steht in der Mitte links Johannes der Täufer mit seinem Kreuzstab und rechts Moses mit dem Kreuz und der ehernen (eisernen) Schlange. In der linken Seitennische wächst aus einem Erdball ein Kreuz heraus, das von Personifikationen der vier Erdteile (Europa, Asien, Afrika und Amerika) umgeben ist. Ganz rechts weichen ein Hohepriester und Schriftgelehrte zurück. Im Auszug, dem obersten Bereich, steht in der Mitte die hl. Helena mit dem wahren Kreuz Jesu, begleitet links von der Gestalt der Ecclesia (Kirche, Neues Testament) und rechts der Synagoge (Altes Testament). Empfangen wird Jesus in der Mitte von Gottvater und dem Heiligen Geist.

Auffallend sind die bunte Farbigkeit, die Meisterschaft in der inszenierten Tiefenwirkung, sowie die fantasievolle Gestaltung mit Figuren, Engeln, Putti (Kinderengeln) und vielem mehr. Zu besichtigen ist das Grab in der Karwoche.

Zum Autor:

Anton Prock ist nicht nur Direktor der NMS 1 Jenbach, sondern auch Kunsthistoriker und als solcher seit über 20 Jahren in der Ausbildung der Tiroler Fremdenführer tätig. Derzeit arbeitet er an einem Kurzführer durch Schwaz. Mehr Informationen auf www.antonprock.at

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