Schmuckstück: Klostergeheimnis: Kreuzgang im Franziskanerkloster

Foto: Anton Prock
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Der Kreuzgang des Franziskanerklosters in Schwaz wird heute auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Ein genauer Blick lohnt sich auf jeden Fall, denn in den Malereien finden sich zahlreiche Geheimnisse.

Um 1500 war Schwaz mit rund 20.000 Einwohnern nach Wien die zweitgrößte Siedlung im Habsburgerreich. Der Grund dafür ist im Bergbau von Silber und Kupfer zu sehen. Zur seelsorglichen Betreuung der Bevölkerung veranlasste Kaiser Maximilian I. im Jahre 1507 die Gründung des Franziskanerklosters. Die Bettelorden, vor allem die Franziskaner und Dominikaner, ließen sich ab dem 13. Jahrhundert in den neu gegründeten bzw. stark anwachsenden Siedlungen nieder. Die Mönche widmeten sich der Seelsorge, der Alten- und Armenbetreuung, dem Schulwesen und hatten auch Kenntnisse bei Kräutern und Heilpflanzen.
Zu einem mittelalterlichen Kloster gehören die Kirche und der Kreuzgang, von dem aus die weiteren Räume betreten werden konnten. Grundlage für dieses Schema bot der Klosterplan von St. Gallen aus der Zeit um 820. Die Bezeichnung Kreuzgang leitet sich davon ab, dass bei Prozessionen das Kreuz vorangetragen wurde.
Der Schwazer Kreuzgang wurde von Frater Wilhelm von Schwaben zwischen 1512 und 1526 mit Szenen aus dem Leben und Leiden Christi ausgemalt. Es handelt sich dabei nicht um Fresken, also nicht um Malerei auf nassem Putz. In Schwaz wurde auf dem trockenen Putz eine grafische Vorzeichnung geschaffen und die Farben wurden flächenfüllend aufgetragen. Man spricht von Seccomalerei. Leider wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrmals die Farben teilweise entfernt und neu aufgetragen, weshalb der Erhaltungszustand der Malereien eher schlecht ist. Die einzelnen Szenen zeigen interessante Details aus der 1. Hälfte des 15. Jh. – Kleidung, Beleuchtung, Waffen, Arbeitsgeräte, Folterinstrumente, Küchenutensilien etc. Seitlich der Darstellungen weisen im oberen Bereich Wappen auf jene Länder hin, die Kaiser Maximilian gehörten bzw. die er besitzen wollte. Bei den Malereien handelt es sich um Stiftungen von Bürgern, Gewerken, Bruderschaften, Knappen etc. Darauf weisen die Wappen links und rechts unten hin. Sind bei Ehepaaren die männlichen Stifter als Personen mit Wappen abgebildet, sind von den Ehefrauen nur deren Wappen dargestellt.
Folgt der Besucher vom Eingang geradeaus dem Kreuzgangflügel entlang der Kirche und biegt am Ende nach rechts ab, sieht er gleich links die Darstellung mit Christus in der Vorhölle. Zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung nach drei Tagen stieg Christus in die Vorhölle hinab, um Gestalten aus vorchristlicher Zeit wie Adam und Eva, Moses, König David u. a. aus dem Totenreich zu holen. Vehement wehren sich Teufel gegen sein Eindringen, doch sie kämpfen vergebens. Gerade diese Teufel sind sehr phantasievoll dargestellt, was an den vielen Details zu erkennen ist.
Der Kreuzgang ist wegen seiner Malereien eine Besonderheit und zeigt ein Stück Schwazer Geschichte.

Zum Autor:

Anton Prock ist nicht nur Direktor der NMS 1 Jenbach, sondern auch Kunsthistoriker und als solcher seit über 20 Jahren in der Ausbildung der Tiroler Fremdenführer tätig. Derzeit arbeitet er an einem Kurzführer durch Schwaz. Mehr Informationen auf www.antonprock.at

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