Italienische Fan-Philosophie: "Der Fußball ist wie eine Religion für uns"
Fußball als Leidenschaft: Enzo Bassolino drückt bei der EM "seinen" Italienern die Daumen.
ST. VEIT (stp). Seit über 20 Jahren ist Enzo Bassolino in Österreich. Eines hat der gebürtige Italiener in den ganzen Jahren allerdings nicht verloren: die Leidenschaft für den Fußball. "Ich komme aus Napoli. Da gibt es von Kindheit an keinen anderen Sport", denkt der 46-Jährige zurück an seine Zeit in Italien.
Deutsche als Erzfeind
Den wohl schönsten Moment als Italien-Anhänger erlebte Bassolino vor genau zehn Jahren. "Der WM-Titel war sicher das Schönste, wenn ich zurückdenke", meint der Napoli-Fan. Auch, weil man im Halbfinale das deutsche Team aus dem Heimturnier werfen konnte: "Ein Sieg gegen Deutschland ist für uns Italiener besonders schön. Das ist der Gegner, den wir immer schlagen wollen."
-Enzo Bassolino
Gemischte Gefühle
In Hinblick auf die EM in Frankreich hat Bassolino gemischte Gefühle. Der Umbruch im italienischen Nationalteam lassen den einen oder anderen kritischen Gedanken beim Betreiber des Restaurants "Pulcinella" aufkommen: "Wir Italiener sind immer sehr kritisch. Im Moment gibt es keinen wirklichen Führungsspieler, viele gute Leute sind verletzt. Aber wir werden trotzdem Europameister. Wenn du Zweiter wirst, ist das schon schlecht."
"Napoli ist unsere Religion"
Die Spiele der Italiener, aber auch seines Heimatvereins SSC Napoli lässt sich Enzo Bassolino nicht nehmen: "Die Spiele meiner Mannschaft zu verfolgen ist für mich Pflicht." Bei Neapel ist für ihn eindeutig der Argentiner Gonzalo Higuain der beste Spieler. "Aber an Maradona kommt niemand heran. Für uns in Neapel ist er quasi ein Gott und der SSC Napoli die Religion", so Bassolino.
Als Herzstück der italienischen Mannschaft in Frankreich nennt er eindeutig die Abwehr mit Chiellini, Bonucci und Barzagli. Nicht verwunderlich, sind die Italiener doch seit Jahrzehnten für ihr "Catenaccio" (ital.: Türriegel) – ein besonders defensiv geprägtes Spielsystem – bekannt.
Nur der Sieg zählt
"In der spanischen oder deutschen Liga gibt es oft Ergebnisse wie 5:0 oder 6:0. In Italien gibt es das nicht. Der Außenseiter stellt sich gegen ein Top-Team dann meist hinten rein und versucht, kein Gegentor zu bekommen", erzählt Bassolino und meint weiter: "Was am Ende bleibt ist, wer gewinnt und nicht wer schönen Fußball spielt."
Zur Sache
Italien
Hauptstadt: Rom
Fläche: 301.338 km2
Einwohner: 60,6 Mio.
Fußball in Italien
Oberste Liga: Serie A
Rekordmeister: Juventus Turin
Aktueller Meister: Juventus Turin
Nationalteam
Spizname: La Nazionale, Gli Azzurri
Trainer: Antonio Conte
Rekordtorschütze: Luigi Riva (35)
Rekordspieler: Gianluigi Buffon (157)
FIFA-Rang: 12.
Erfolge: 4x Weltmeister (1934, 1938, 1982, 2006); Europameister (1968), Olympiasieger (1936)
Bedeutende Spieler: Gianluigi Buffon, Giorgio Chiellini (beide Juventus Turin), Daniele de Rossi, Stephan el Shaarawy (beide AS Rom)
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Die EM 2016 in Frankreich
Zum ersten Mal in der Geschichte der Fußball Europameisterschaft nehmen heuer in Frankreich 24 Mannschaften an der Endrunde teil.
In sechs Gruppen mit je vier Mannschaften steigen sowohl die beiden Gruppen-Ersten, sowie die vier besten Dritten ins Achtelfinale auf. Gespielt wird in insgesamt zehn Stadien, verteilt auf neun französische Städte. Einzig in Paris finden in zwei Stadien Spiele statt.
Die Spieltermine in der Vorrunde sind täglich um 15, 18 und 21 Uhr. Ab dem Achtelfinale finden die Spiele um 18 bzw. 21 Uhr statt. Ab dem Viertelfinale gibt es dann nur noch Partien um 21 Uhr.
Der Titelverteidiger bei der EM in Frankreich ist Spanien. Das spanische Nationalteam konnte sowohl vor vier Jahren, als auch vor acht Jahren den EM-Titel holen.
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