Von der Wolle zum Stoff

Martin Stern arbeitet hauptberuflich nach wie vor als Handweber: "In letzter Zeit kann man spüren, dass immer mehr Leute wieder regionale Waren haben wollen."
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  • Martin Stern arbeitet hauptberuflich nach wie vor als Handweber: "In letzter Zeit kann man spüren, dass immer mehr Leute wieder regionale Waren haben wollen."
  • hochgeladen von Katharina Ranalter (kr)

NEUSTIFT. Das Holz, auf denen die Webfäden aufgespannt sind, macht ein dumpfes, gleichmäßiges Geräusch. Die Fäden bewegen sich gleichmäßig im Takt. Martin Stern sitzt vertieft in seinem Webstuhl – seine Hände fädeln das Schiffchen geschickt zwischen die Webfäden hindurch.
Der Neustifter Martin Stern ist einer der Letzten in Tirol, die hauptberuflich als Weber arbeiten. Im Jahre 1983 ist Martin als 15-Jähriger in den Weberei-Betrieb seines Vaters Hans Stern eingestiegen. 1995 hat er dann die Werkstatt übernommen – jetzt führt er sie bereits in der dritten Generation. Stern: "Früher war der Welthandel im Stubai einfach nicht vorhanden und die Leute haben sich bei meinem Großvater und Vater Stoffe für Jacken und Hosen weben lassen." Bis in die 1960er Jahre wurde das meiste Geschäft durch Stoffe gemacht, danach gab es einen Boom des sogenannten "Fleckerlteppich".

Leidenschaft zu Beruf

Noch heute arbeitet Martin Stern auf den Webstühlen der alten Werkstatt: "Was ich an diesem Beruf so spannend finde, ist, dass jeder neue Auftrag auch eine neue Herausforderung ist", erklärt Martin Stern.
Ob Tischdecke, Teppich oder Wifling-Stoff – stets wird alles genau nach den individuellen Vorstellungen des Kunden gestaltet. "Es geht auch einfach viel darum, Dinge auszuprobieren und so drauf zu kommen, wie es am besten aussieht", so Stern.

Offenheit für Neues

Das Wichtigste sei dabei, dass man einfach nie stehenbleibt und offen ist für Neues, so Stern: "Bereits mein Vater wagte in der damaligen Zeit neue Wege, als er sich von einem Südtiroler Weber eine neue Technik zeigen ließ."
Anfangs erntete er dafür Unverständnis und Spott, doch schon bald etablierte sich diese neue Technik auch in Tirol und in Österreich.

Enger Kreislauf

Alles spielt sich in einem sehr engen Kreislauf ab. Martin Stern besorgt sich gut geeignete Wolle aus dem Tal. Diese veredelt er, indem er sie zunächst wäscht, trocknet und zu einem Garn spinnen lässt. Daraus lassen sich dann Teppiche für Wohnzimmer, Bad und Vorräume in allen erdenklichen Formen und Farben weben, die er dann weiterverkauft.
Martin Stern: "Ich spüre in letzter Zeit auf jeden Fall, dass viele wieder mehr darüber nachdenken, woher die Materialien stammen und viel Wert auf Regionalität legen." Naturmaterialien wie Schafwolle, aus denen Teppiche gemacht werden, sind also in letzter Zeit immer mehr gefragt. Stern: "Dann hat man halt etwas daheim, wo man weiß, wo es herkommt und wer es gemacht hat."
In Zeiten der Globalisierung und des Massenkonsums ist die Handweberei von Martin Stern in Neustift eine von wenigen, die noch auf traditionelle Handarbeit Wert legen und nach wie vor damit erfolgreich sind.

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