Obstbauern rechnen mit bis zu 70 Prozent Ernte-Ausfall
Nach dem Hagel im Sommer 2015 der zweite Rückschlag für die Obstbauern: Diesmal gibt es auch keinen Versicherungsschutz.
VILLACH (kofi). Hans Innerhofer ist seit 2005 Obstbauer in Villach. Wer je mit dem Auto zwischen Seebach und Landskron unterwegs war, kennt seine Plantage. Doch heuer wird der Mann wenig zu ernten haben. "Ich rechne mit 50 bis 70 Prozent Ernteausfall", sagt er. Grund dafür: der schwere Frost vor wenigen Tagen. In diesem Ausmaß war der Temperatursturz nicht zu erwarten, selbst Experten können sich an kein vergleichbares Ereignis in den vergangenen drei Jahrzehnten erinnern.
Zweiter Rückschlag
Für Innerhofer ist es nach dem hagelbedingten Totalausfall im Vorjahr schon der zweite Rückschlag binnen kurzer Zeit. "Es sind fürchterliche Tage", sagt er. Was es diesmal noch schlimmer macht: Hagelschäden sind in der Regel versichert, bei Frost ist dies nicht möglich.
"Es gibt kaum Frostschutzversicherungen", sagt Siegfried Quendler, Obstbaureferent der Kärntner Landwirtschaftskammer. Im Sinne einer Wahrscheinlichkeitsrechnung sei dies in den meisten Fällen nicht wirtschaftlich, erklärt er. Quendler glaubt, dass Innerhöfers Ernteausfallschätzung sogar noch optimistisch ist: "Nach allem, was ich bisher gesehen habe, gehe ich von mindestens 70 Prozent Schaden aus."
Hoffen auf Blüten
Rund 5.000 Bäume hat Innerhofer in Seebach stehen: Äpfel, Kirschen, Pflaumen sollten hier heranreifen. "Die erste Blüte, die so genannte Königsblüte, ist völlig zerstört", sagt Innerhofer: "In den kommenden Tagen werden wir sehen, ob noch etwas nachkommt." Seine Euphorie für den Obstbau sei derzeit im Keller, sagt der gebürtige Südtiroler.
Hohe Schaden
Mit seinem Frust ist Innerhofer nicht alleine. Österreichweit geht Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter von einem Schaden in der Höhe von mindestens 200 Millionen Euro aus. Derzeit würden die Ernteausfälle systematisch erhoben, dann könne es – in Absprache mit dem Finanzministerium – eine Zahlung aus dem Katastrophenfonds geben.
Kammerfunktionär Quendler relativiert allerdings: "Da schaut für den einzelnen Bauern wenig heraus. Wenn man da zum Beispiel 2.000 Euro pro Hektar erhält, ist das maximal ein Tropfen auf den heißen Stein." Denn auch wenn die Ernte zu einem Großteil weg ist: Die Arbeit an den Obstbäumen hat unvermindert weiterzugehen, schließlich wollen die Bauern nächstes Jahr wieder ernten.
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