Bäckerei Selitsch in Arnoldstein

Bäckertradition seit 212 Jahren

Die Bäckerei Selitsch in Arnoldstein kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und wurde dafür auch mit dem Kärntner Landeswappen geehrt.

ARNOLDSTEIN. Im Jahr 1908 wurde die Bäckerei Selitsch in Arnoldstein gegründet, die Tradition als Bäckerfamilie gibt es aber bereits seit über 200 Jahren. Das Wissen über das Handwerk wurde stets an die nächste Generation weitergegeben. Aktuell führt Lisa Selitsch die Bäckerei mit ihrem Mann Hans. „Auch ich komme aus einer Bäckerfamilie in Kötschach-Mauthen und kenne das Geschäft seit meiner Kindheit. Mein Mann hat bei meinem Vater gelernt, so haben wir uns kennengelernt“, erzählt die Chefin. Mit den Jahren hat sich viel verändert. „Das Bäckerhandwerk ist vielfältiger geworden, die Produktauswahl größer. Früher gab es Brot, Semmeln und vielleicht noch Nusskipferl, Zuckerreinkerln oder Topfengolatschen. Dazu je nach Saison Krampusse oder Reindling“, sagt Selitsch und ergänzt: „Wir hatten daheim in Kötschach-Mauthen eine Waage mit einem Zeiger, noch früher arbeitete man mit Gewichten. In der Backstube war alles Handarbeit, heute haben wir mehr Maschinen oder Hilfsmittel.“ Die Arbeit war körperlich anstrengend, denn Mehlsäcke gab es nur in großen Mengen. „Das waren 50 Kilo, jetzt sind es 20 oder 25 Kilo-schwere Säcke. Oder das Mehl kommt direkt vom Silo in den Kessel, da muss man gar nichts mehr schleppen. Auch das Salz war früher ein 50-Kilo-Sack, jetzt sind es auch 25 Kilo.“

Arbeitsbeginn um 22 Uhr

Die Arbeitszeiten sind ähnlich geblieben. Hans Selitsch fängt um 22 Uhr an zu arbeiten, der erste Auslieferer verlässt die Bäckerei um halb 5. Ihm zur Seite stehen zwei Gesellen und ein (volljähriger) Lehrling – sie arbeiten von 1 bis 6 Uhr. In die Produkte wird viel Können und Liebe gesteckt. Auch die Anzahl der Mehlsorten steigt. „Die Nachfrage nach Dinkelbrot steigt. Auch glutenfreie Produkte oder Ähnliches sind im Laufe der Zeit entstanden. Die Zahl der Unverträglichkeiten hat ja zugenommen.“

Liebe zur Arbeit

Wie kann man sich so viele Jahre etwa gegen die Konkurrenz von Diskontern halten? „Erstaunlicherweise haben wir in Arnoldstein sogar zwei Bäckereien, auch wenn die Anzahl der Bäckereien insgesamt stark zurückgeht. Wenn die vorigen Generationen nicht so gearbeitet hätten, wie sie das getan haben, würde es bei uns auch nicht klappen. Auch wenn es anstrengend ist, macht uns das Bäckerhandwerk Freude, und das merkt man auch. Aber es ist schön, wenn die Leute wertschätzen, was man tut.“ Ebenso Teil des Betriebs ist bereits Tochter Julia Selitsch. „Sie hat durchaus Ambitionen, die Bäckerei weiterzuführen und hat auch schon als Kind mitgearbeitet, so wie ich einst.“ Lisa Selitsch hat vier Geschwister, in den Sommerferien wurde gearbeitet. „Das hat mir nicht immer gefallen, aber wenn ich jetzt zurückdenke, war es das Beste, was passieren konnte. So wurde mir der Weg vorgelegt. Ich war nämlich an der HAK und hab mir überlegt, Sekretärin zu werden.“ Das Schicksal wollte es anders, und so freuen sich heute viele Stammkunden über die Anwesenheit von Lisa Selitsch: „Es gibt Urlauber, die extra zu uns kommen. Weil es ihnen schmeckt – und hoffentlich auch wegen uns“, sagt sie mit einem Lachen.