AK Tirol: Preistest bei Lebensmitteln zeigt Österreich-Aufschlag von bis zu 170 %

„Die EU-Kommission muss endlich handeln und eine derartige Ungleichbehandlung von Konsumenten abstellen“, ist AK Präsident Erwin Zangerl empört. Auslöser ist die neue Preiserhebung der AK Konsumentenschützer, die drastische Preisunterschiede bei identen Markenlebensmitteln zwischen Tirol und Deutschland belegt.

Viele erinnern sich nur allzu gut an den Drogerieartikel-Test vom Herbst 2014: Er belegte eindrucksvoll, dass die Tiroler in Innsbruck für idente Produkte fast immer, und für den Warenkorb stets wesentlich mehr bezahlen mussten, als in Münchner Geschäften.

Dieses Ergebnis war für die AK der Anlass, in der Kalenderwoche 16 (13. bis 19. April 2015) die Preise für ausgewählte Markenlebensmittel zu erheben. Und zwar in jeweils 5 Supermärkten in Wien, Innsbruck und München. Ergebnis war einmal mehr ein unverschämter und durch nichts zu rechtfertigender Österreich-Aufschlag. Auch bei Lebensmitteln müssen Konsumenten in Tirol ungerechterweise viel mehr bezahlen in Deutschland.

Teures Tirol
Wiederum gilt, wie schon bei den Drogerie-Artikeln im Herbst 2014: Der teuerste Markt in München ist immer noch günstiger als der billigste Markt in Innsbruck. Während der Lebensmittel-Warenkorb in München zwischen 71,56 und 79,59 Euro kostete, lag die Preisspanne in Innsbruck zwischen 93,83 und 96,75 Euro. Der größte Preisunterschied bei einzelnen Produkten lag sogar bei 170,27 %!
Und: In Innsbruck war kein einziges Produkt des Warenkorbes günstiger als in München.

AK Präsident Erwin Zangerl ist empört: „Derart drastische Österreich-Aufschläge sind durch nichts zu rechtfertigen! Das ist unverschämt und gehört abgestellt. Umso entsetzter sind wir, dass die von der AK eingeschaltete EU-Kommission bisher untätig geblieben ist. Ja, sie versucht offenbar sogar, diese eklatanten und für niemanden nachvollziehbaren Preisunterschiede noch zu verteidigen, etwa mit angeblich „unterschiedlichen Marktbedingungen“ bzw. „Unterschieden bei der Mehrwertsteuer“, obwohl letztere zwischen Deutschland und Österreich exakt nur einen Prozentpunkt betragen. Dieser Versuch ist untauglich! Denn es glaubt wohl niemand, dass Preisunterschiede von bis zu 170 % bei identen Produkten damit zu rechtfertigen wären. Die Interessen der Wirtschaft in Europa dürfen nicht deutlich höher bewertet werden, als jene der Konsumentinnen und Konsumenten. Die EU-Kommission muss daher endlich aktiv werden.“

Die Erhebung im Detail
Für den AK Preistest in der KW 16 wurde ein Warenkorb aus 37 identen Markenlebensmitteln zusammengestellt, die in allen Supermärkten – je 5 in Innsbruck, Wien und München – erhältlich waren.
Alle Preise wurden ohne Berücksichtigung von Mitglieds- bzw. Kundenkarten erhoben, ebenso wurden Mengenrabatte nicht berücksichtigt. Es wurde jener Preis zu Grunde gelegt, der für dieses Produkt zum Zeitpunkt der Erhebung zu zahlen gewesen wäre, gegebenenfalls auch Aktionspreise.

Preisdifferenz von bis zu 69 % in Innsbruck
In Innsbruck führten die AK Konsumentenschützer ihre Preiserhebung in folgenden 5 Supermärkten durch: MPreis, Merkur, Eurospar, Billa und Spar.
Dabei ergab sich bei den einzelnen Lebensmitteln eine Preisdifferenz von bis zu 69 % („Philadelphia Frischkäse Natur“, 175 Gramm).
Im Schnitt kostet der Warenkorb in Innsbruck 94,74 Euro, wobei der günstigste bei 93,83 Euro lag, der teuerste bei 96,75 Euro.

Preisvergleich Innsbruck – Wien
Die in Innsbruck erhobenen Preise wurden auch mit jenen für Wien verglichen, zumal 4 der 5 Supermärkte sowohl in Innsbruck, als auch in Wien zu finden sind (Billa, Merkur, Spar und Eurospar).
Dabei ergaben sich nur marginale Abweichungen bei zwei Produkten, ansonsten waren die erhobenen Preise ident.

Preisvergleich Innsbruck – München
In München wurden für den Kauf der identen Markenlebensmittel folgende fünf Supermärkte gewählt: Edeka, Rewe, Real, Tengelmann und Kaufland. Sämtliche 37 Produkte des Warenkorbes waren auch in allen ausgewählten Filialen in München erhältlich.

Das Ergebnis ist ganz klar:

·Selbst im teuersten Markt in München kauft man billiger ein, als im billigsten Markt in Innsbruck.
Der gesamte Warenkorb kostete in München zwischen 71,56 und 78,84 Euro, während er in Innsbruck erst ab 93,83 Euro zu haben war, der teuerste Warenkorb in Innsbruck kostete 96,75 Euro.

·Im Durchschnitt kostete der Warenkorb in München 76,02 Euro, in Innsbruck 94,74 Euro, was einer Preisdifferenz von 24,6 % entspricht.

·Der größte Preisunterschied bei einzelnen Produkten lag sogar bei bis zu 170,27 %!
Die 170,27 % Abweichung wurden festgestellt beim Tiefkühlprodukt „McCain 123 Frits Original“, 750 Gramm: Bei Edeka in München betrug der Preis 1,11 Euro, bei MPreis in Innsbruck 3 Euro.
148 % Preisunterschied gab es bei „Leibniz Butterkeks“, 200 Gramm: Die Packung kostete bei Edeka in München 0,88 Euro, bei Billa und Merkur in Innsbruck je 2,19 Euro. Bemerkenswert ist auch die Preisdifferenz von 123,08 % bei „Coca Cola light“ bzw. „Coca Cola“ mit Zucker je 1 Liter: Dieser kostete bei Kaufland 0,65 Euro, bei allen (!) Supermärkten in Innsbruck jeweils 1,45 Euro.

·Es gab bei der gesamten Erhebung bei Lebensmitteln kein einziges Produkt, welches in Innsbruck günstiger als in München gewesen wäre.

Bei den angegebenen Preisen handelt es sich um Inklusiv-Preise, das heißt die entsprechende Umsatzsteuern (Österreich 20 %, Deutschland 19 %) sind enthalten.

Alle Ergebnisse zur Erhebung finden Sie auf ak-tirol.com

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