Braucht Wels eine Jugendherberge?
Die Herberge in der Dragonerstraße soll einer Sozialpsychischen Beratungsstelle weichen.
WELS. In der vergangenen Woche verkündete Jugendreferent Gerhard Kroiß die Schließung der Welser Jugendherberge in der Nähe des Alten Schlachthofs. Darauf folgten viele Unmutsbekundungen. So ist etwa Peter Csar, ÖVP-Stadtparteiobmann, unglücklich mit dem Zeitpunkt der Verkündung. "Wir haben zwar der Schließung aufgrund der über das Jahr gesehen geringen Auslastung zugestimmt, aber nur unter der Auflage, dass wir für diesen Personenkreis Alternativangebote anbieten." Eine solche Alternative wäre für FP-Vizebürgermeister Kroiß die Förderung von Vereinen, die bei Veranstaltungen Jugendliche unterbringen müssen, mit 10-Euro-Gutscheinen für deren Nächtigung pro Kopf. "Das ist noch nicht fertig ausverhandelt und wurde für mich überraschend verlautbart", meint Csar. Am 19. Dezember möchte die FPÖ die Schließung der seit 1991 bestehenden Herberge und die Nachnutzung des Gebäudes als Sozialpsychische Beratungsdienststelle im Gemeinderat beschließen. Csar kündigt an, dass die ÖVP nicht ohne vorherige Fixierung von Alternativangeboten zustimmen werde. Einen Schritt weiter gehen die SPÖ, Tourismusobmann Helmut Platzer, der OÖ. Jugendherbergsverband und der Kulturverein Waschaecht Wels. Sie sehen die Jugendherberge als fixen Bestandteil der Stadt. Die SPÖ bezeichnet die Pläne als "Armutszeugnis", da Wels die einzige Stadt über 50.000 Einwohner ohne Jugendherberge wäre. "Mit der Schließung wird der soziokulturelle Bereich Schlachthof zerschlagen", sagt SP-Chef Johann Reindl-Schwaighofer. Tourismusobmann Platzer, dem die Möglichkeit fehlt, ein Zimmer oder Bett in der Herberge online zu buchen, missfällt die Idee der Gutscheine: "Die Jugend benötigt eine Location, die nicht unbedingt hotelgeeignet ist. In Hotels fühlt sie sich nicht immer wohl." Als weitere Ausweichquartiere stünden Schüler- und Studentenheime zur Verfügung, jedoch "nur für zwei Monate im Jahr". In eine ähnliche Kerbe schlägt Petra Weberegger, Geschäftsführerin des Jugendherbergsverbandes: "Gäste von Jugendherbergen wechseln meist nicht einfach zu einem Billig-Hotel."
27 Prozent Auslastung
Der Kulturverein Waschaecht Wels wandte sich mit einem offenen Brief an den Stadtsenat. Mehr als 50 Personen aus mehreren Ländern Europas seien etwa im Rahmen des music unlimited-Festivals in der Jugendherberge untergebracht worden. Während des Youki-Festivals, Teilnehmer hielten einen Trauermarsch für die Herberge ab, war diese ausgebucht. Für Kroiß zu wenig: 2015 habe die Auslastung bei 27 Prozent gelegen, der jährliche Abgang bei 99.000 Euro. Umbaumaßnahmen würden mindestens 500.000 Euro kosten.
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