Wahlparty: Polonaise durch das FPÖ-Zelt
Deutlich unter den Prognosen und dennoch mit einem satten Zuwachs geht die FPÖ als Wahlsieger aus dieser Wahl hervor.
WIEN. Man würde glauben Costa Cordalis singt selbst: "Aniiita" trällert Werner Otti ins Mikro und stimmt damit eine Polonaise durch das mit mit FP-Anhängern gefüllte Bierzelt an. Der Tross setzt sich in Bewegung, vorbei an HC-Schals, HC-Luftballons und HC-T-Shirts. "Bürgermeister Strache" ist auf einem zu lesen. Die tanzende Menschenschlange erreicht den Eingangsbereich, wo grimmige Securities nach dem Rechten sehen. Eine Gruppe junger Burschen in Lederhosen hängt sich an.
Mit Andreas Gabaliers "I sing a Liad für di" erreicht die Tanztruppe das Buffet. Vorbei geht es an Wienerschnitzel (natürlich vom Schwein) mit Erdäpfelsalat und Altwiener Krautfleckerl in Richtung Bar, wo literweise Villacher-Bier in Plastikbechern verteilt wird - gratis verteht sich. Geht es um Stimmung, ist der FPÖ die Laune des Partyvolkes nicht zu teuer. Mit dem selbst gedichteten Heimatlied "Immer wieder Österreich" beendet Werner Otti die Polonaise und schickt die rot-weiß-roten Fahnen zurück auf die Tanzfläche. Großes Pathos.
Enttäuschtes Partyvolk
Fragt man genauer nach, ist die FPÖ-Wählerschaft allerdings auch ein bisschen enttäuscht. Man habe sich mehr erwartet. Man sei schon von mindestens 35 Prozent ausgegangen. Man hätte eigentlich Bürgermeister werden wollen. Man hatte ingesamt halt gehofft. Mehr erhofft. Für eine Bankangstellte aus dem 13. Bezirk war der Wahlantrieb die Sicherheit: "Ich habe auf eine Sicherheitswacht gehofft", sagt die 35-Jährige. Für viele andere spielt auch die Sicherheit eine große Rolle für ihre Wahlentscheidung: "Derzeit gibt es keine Grenzkontrollen. Ich würde mir dichte Grenzen wünschen", sagt ein 25-jähriger Tischler. Die Pensionistin daneben stimmt ihm zu. Man wünsche sich allerdings auch mehr Bewegung und weniger Stillstand, da sind sich alle einig. All das spielt für die 82-jährige Hertha jedoch wenig Rolle. "Ich habe schon immer die FP gewählt", gibt die Dame ihr Wahlmotiv bekannt. "Schon seit 1948 bin ich eine Blaue, nur damals hießen die noch anders. Da war das die VdU."
HC statt Anita
Werner Otti kündigt den FP-Chef an und versucht die Anhängerschaft zu einem kollektiven "HC, HC" zu animieren. Erfolgreich. Man hört nicht mehr "Aniiiita" aus dem FP-Zelt, sondern nur noch HaaaaCeeee! Nur von diesem ist noch weit und breit keine Spur.
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