Online-Petition und Demonstration gegen Glasklotz neben der Karlskirche
Über 2.310 Unterschriften kann die Online-Petition "Rettet die Karlskirche" nach sieben Tagen vorweisen. Nun wurde auch mit einer Demonstration auf den geplanten Ausbau des Winterthurgebäudes neben der barocken Karlskirche aufmerksam gemacht.
WIEDEN. Die Aufregung rund um die geplante Aufstockung des Winterthur-Gebäudes direkt neben der Kirche aus dem 18. Jahrhundert nimmt kein Ende. Die am vergangenen Donnerstag gestartete Online-Petition "Rettet die Karlskirche" haben innerhalb von sieben Tagen 2.310 Personen unterschrieben.
Gestern konnten die Menschen auch vor Ort ihren Unmut über den drohenden Glasklotz am Karlsplatz äußern: Die Initiative Stadtbildschutz organisierte eine Demonstration vor der Karlskirche, die neben hunderten Wienern auch ÖVP- und hochrangige FPÖ-Politiker anzog.
Zürich-Versicherung verteidigt Pläne
Trotz der massiven Kritik an dem Ausbau des Bürogebäudes in der Matiellistraße 2-4 verteidigt der Eigentümer des Hauses, die Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft, die Pläne für den Ausbau. "Wir sind davon überzeugt, dass das geplante `Ensemble´ Wien Museum Neu und unser Haus gemeinsam mit der neuen Vorplatzgestaltung die aktuelle Situation des Karlsplatzes nur verbessern kann und sein Erscheinungsbild damit insgesamt harmonischer wird. Das Stadtbild wird kompakter, die Gebäudehöhen werden angepasst", heißt es von Seiten der schweizer Firma. Gleichzeitig werden Gerüchte dementiert, dass in dem Gebäude Luxuswohnungen entstehen. "Nein, es bleibt definitiv weiter ein Bürogebäude."
Genau diese geplante "angepasste Gebäudehöhe" erregt die Gemüter der Denkmalschützer. Derzeit ist das nüchterne Bürogebäude neben der barocken Kirche recht dezent hinter Bäumen verborgen. Wenn der Aufbau von zwei zusätzlichen Stockwerken genehmigt wird, kann der Glasklotz jedoch nicht mehr übersehen werden. Für diese geplante Aufstockung von zehn Metern ist eine Änderung des Flächenwidmungsplanes nötig. "Wir haben hier die Kernzone des Weltkulturerbes", so Herbert Rasinger, Obmann des Vereins Initiative Stadtbildschutz Wien zur bz. "Im Jahr 2005 hat die Stadt den Flächenwidmungsplan erneuert. Ich verlange nun nichts anderes, als dass sich die Gemeinde an ihre eigenen Pläne hält und nicht für eine schwerreiche Firma eine Ausnahme macht!"
Noch keine Änderung der Flächenwidmung beschlossen
Eine solche Ausnahme ist jedoch noch nicht beschlossen, wie sowohl der Wiedner Bezirksvorsteher Leo Plasch (SPÖ) als auch der Architekt Dieter Henke vom Architekturbüro Henke Schreieck betonen. "Uns ist der Aufschrei unverständlich", so Dieter Henke zur bz. "Es wurden Vorschläge eingereicht und wir gingen als Sieger des Wettbewerbs hervor. Wir haben von der Kritik nur aus den Medien erfahren, aber das ist keine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Plänen, die sich in den Ausbau des Wien Museums und der benachbarten TU einbinden."
Inwieweit den Kritikern entgegengekommen werden kann, liegt außerhalb Henkes Kompetenz. "Das muss der Bauherr Zürich entscheiden, wir sind nur die Planer. Jetzt muss der Plan einmal sämtliche Instanzen durchlaufen, der Flächenwidmungsplan müsste geändert werden - wir sind mitten im Prozess." Ob die Bauhöhe tatsächlich für dieses Haus geändert wird, ist also noch nicht beschlossen. Fix ist hingegen für den Architekten, dass Wien mit der Zeit gehen soll: "Wien verträgt Modernität, keine Frage."
Hintergrund
Bericht:Karlskirche droht 1970er-Flair
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