So besiegte ich die Angst

"Kampfhund biss Pflegerin ins Bein" titelten die Bezirksblätter am 6. März des Vorjahres. Im Wiener Neustädter Tierschutzhaus zerfetzte ein sogenannter American Bulldog Staff, im NÖ-Hundegesetz auch "gefährlicher Listenhund" genannt, das linke Bein einer Pflegerin. Die scharfen Zähne des Rüden durchbohrten sogar ihren Schuh.

Für den Hund endete der Vorfall tödlich, er wurde Stunden später eingeschläfert. Für das Bissopfer Sandra Strohmaier begann ein monatelanges Martyrium. Nicht nur die schweren Verletzungen - eine offene Trümmerfraktur am Wadenbein und einen Schienbeinbruch - machten der Muthmannsdorferin zu schaffen. Die Attacke hinterließ Narben in der von Grund auf "tierliebenden" Seele der Frau, kurz gesagt: Strohmaier hatte Angst, panische Angst - für eine Tierpflegerin nicht gerade die idealen Berufsvoraussetzungen.

Mit frischen Mut

Genau ein Jahr später lacht die Sonne über den Sonnhof in Lanzenkirchen. In diesem Tierasyl hat Strohmaier, nachdem sie nach drei Monaten Krankenstand freiwillig das Neustädter Tierschutzhaus verließ, wieder die Liebe zu ihrem Job gefunden - und den Mut.
"Der Wille war da, wieder mit Hunden zu arbeiten. Am Sonnhof konte ich wieder ganz langsam die Nähe zu solchen starken Rassen finden", schildert sie ihren Weg zurück und dabei wird sie von Felicitas, einer kräftigen Staff-Hündin abgeleckt. Aber sie gibt zu: "Ohne Behandlung, ohne den Weg zu einer Psychologin, hätte ich es nicht geschafft. Das braucht man nach so einem Erlebnis." Mit deren guten Tipps konnte sie den schrecklichen Vorfall besser verarbeiten.

Wichtig für die Gegenwart ist auch die Erinnerung an die Vergangenheit: "Weder das Tier noch ich hatten Schuld daran. Ich sag's einmal so, es war ein schlechter Tag." Und da wartet schon Tyson, der zweite Sonnhof-"Kampfhund" auf eine Gassi-Runde mit ihr.

"Listenhunde": Rottweiler, Pitbullterrier, Bullterrier, American Staffordshire Terrier,
Tosa Inu, Staffordshire Bullterrier, Dogo Argentino.