Wegen Wolf: Schafhalter in Sorge
Die Wiederbesiedelung am TÜPL sorgt nicht bei allen für Freude – Schutz der Nutztiere werde Herausforderung.
ALLENTSTEIG. Der Österreichische Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ) sowie die heimischen Nutztierhalter sind aufgrund des Auftretens eines Wolfsrudels in Allentsteig in Sorge. "Wie Beispiele aus dem Ausland zeigen, wird der Schutz der Nutztiere bei einer Wiederbesiedlung durch den Wolf eine große Herausforderung und ist nicht überall möglich", gibt ÖBSZ-Bundesobmann Johann Georg Höllbacher gegenüber der APA zu bedenken. Er fordert rechtzeitige Maßnahmen für die Weidetiere.
Seit einigen Jahren ist die Wolfspopulation in Mitteleuropa wieder im Steigen begriffen. In Regionen, die nun dichter besiedelt sind, tritt dieses Tier neuerdings wieder auf. Spätestens seit der Bestätigung des Wolfsrudels in Allentsteig ist der Wolf auch in Österreich ein großes Thema. Das dortige Wolfspaar hat Nachwuchs bekommen. Vonseiten des Naturschutzes wird die Wiederbesiedlung als Erfolg gewertet. Aus Sicht der Landwirtschaft, speziell der Schaf-und Ziegenhalter, wird diese aber kritisch gesehen.
Nutztiere in Weidehaltung gefährdet
In Österreich werden von 23.309 bäuerlichen Betrieben 353.710 Schafe und 76.620 Ziegen gehalten, von denen der größte Teil während der Weidezeit auf Weiden und Almen gehalten wird. Daher ist die Weidehaltung und Alpung nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft sondern auch ein wesentlicher Aspekt zur Offenhaltung der Kulturlandschaft und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Weidetiere sind aber für den Wolf als Fleischfresser leichte Beute. Durch seine Wiederansiedlung werden auch in Österreich verstärkt Nutztiere gerissen werden.
Die Schutzbestimmungen für den Wolf sind in der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie auf EU-Ebene geregelt. Laut Anhang II und IV ist der Wolf eine "prioritäre Art" und "streng zu schützen", er darf also nicht bejagt werden. "Solange sich die rechtlichen Bedingungen nicht ändern und Weidetiere sowie Wölfe gleichermaßen gewollt sind, müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, unter denen die Weidehaltung weiterhin möglich ist. Als Landwirte sind wir für das Wohlergehen unserer Tiere verantwortlich und sorgen uns, ob wir in Zukunft unseren Verpflichtungen noch nachkommen können. Ist das nicht der Fall, wird es vielerorts zu einer Beendigung der Schaf- und Ziegenhaltung kommen, wir sehen uns in unserer Existenz zunehmend bedroht", warnt Höllbacher in der APA-Aussendung. Durch den Verlust der Schaf- und Ziegenhaltung würde Erholungsraum verloren gehen und auch die Artenvielfalt auf Wiesen und Weiden würde darunter leiden.
In Herdenschutzmaßnahmen investieren
Um dies zu verhindern, müsse verstärkt in Herdenschutzmaßnahmen investiert werden, so der Obmann. Die Nationale Beratungsstelle Herdenschutz, die beim ÖBSZ angesiedelt ist, führt bereits zwei Pilotprojekte durch, doch weitere Praxiserfahrung ist dringend erforderlich. In einem Projekt werden verschiedene Elektrozäune erprobt und im anderen wird mit Behirtung und Herdenschutzhunden gearbeitet.
"Derzeit fehlt es in Österreich vor allem an geschultem Personal, welches mit Hüte- und Herdenschutzhunden umgehen kann. Darüber hinaus gibt es keine entsprechende Hundezucht, auch sind die Anforderungen für die Haltung dieser Tiere hoch. Beim Einsatz von Herdenschutzhunden kann es zu Konflikten mit Touristen, Wanderern und der Bevölkerung kommen. Außerdem müssen hier die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden", erläutert Höllbacher.
Herdenschutz könne die Anzahl gerissener Tiere verringern, aber keinen 100 prozentigen Schutz bieten. Diese Maßnahme sei auch nicht für alle Betriebe geeignet. So könne es zum Beispiel in der Nähe von Wohngebieten, in alpinem Gelände oder aufgrund von mangelndem Personal zu Problemen kommen. Generell seien mehr Erfahrungen in der Praxis notwendig, um Schutzmaßnahmen auch effektiv umsetzen zu können. "Der finanzielle Aufwand dafür ist noch nicht konkret absehbar, er wird sicher hoch sein. Die Landwirte können die zusätzlichen Kosten und den Arbeitsaufwand nicht übernehmen", betont der Obmann abschließend.
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