First Vienna FC
So plant Sportdirektor Katzer das Bundesliga-Comeback
Im Jahr 2015 wechselte Markus Katzer von Admira Wacker Mödling zur Vienna, er kam als Verteidiger. Dass er einmal der Sportdirektor des Döblinger Fußballvereins sein würde, hätte er damals selber nicht gedacht. Was er mit den Blau-Gelben erreichen will, wie seine Arbeit als Vienna-Sportdirektor aussieht und ob sein Verein bald die Nummer Eins in Wien sein wird, das verrät er der BezirksZeitung im Interview.
WIEN/DÖBLING. Am Wochenende eroberte die Vienna die Tabellenführung der Regionalliga Ost. Nach einem 2:0-Sieg zum Rückrundenauftakt gegen die Wiener Viktoria lachen die Döblinger von der Spitze, weil Hauptkonkurrent SV Striping nur 1:1 gegen den SC Neusiedl spielte.
Am Wochenende steht damit das große Top-Spiel der Liga an, die Vienna empfängt als Tabellenführer das punktgleiche Stripfing auf der Hohen Warte. In Kooperation mit der BezirksZeitung verlost die Vienna zwei VIP-Karten für den Schlager der Regionalliga Ost.
Die Döblinger haben heuer hohe Ziele und wollen in die Zweite Liga aufsteigen, langfristig soll die Reise in die Bundesliga gehen. Als Sportdirektor verantwortet Mastermind Markus Katzer dabei die strategische Ausrichtung des Vereins.
BezirksZeitung: Am Samstag, 12. März, geht es gegen die punktgleichen Stripfinger. Ist das schon ein Endspiel um den Aufstieg?
Markus Katzer: Aus Erfahrung weiß ich, dass erst zum Schluss abgerechnet wird. Wir dürfen uns nix darauf einbilden, wenn wir gewinnen. Und selbst, falls wir einen Sieg einfahren: Wir sind auch dann nicht fix Meister. Vielleicht kann man aus dem Spiel Selbstvertrauen für die kommenden Spiele mitnehmen, mehr aber auch nicht.
Vor über sechs Jahren wechselten Sie als aktiver Spieler von Admira Wacker Mödling zum First Vienna FC 1894. Hätten Sie damals gedacht, dass Sie heute als Sportdirektor hier sitzen und am Wiederaufstieg werkeln?
Nein, das habe ich nicht. Unser ehemaliger Sportdirektor Kurt Garger fragte mich 2015, ob ich als Spieler zur Vienna kommen möchte. Wir vereinbarten ein Gespräch. Ich wollte ihm davor schon absagen, aber ich dachte mir, ich höre mir das zuerst einmal an. Ich bekam im Gespräch das Gefühl, bei der Vienna ist etwas am Entstehen. Ich unterschrieb aber nur für ein Jahr, wollte mir das zuerst einmal anschauen. Aber rückwirkend war das eine der besten Entscheidungen, die ich im Fußball getroffen habe.
Warum, was macht die Faszination für Sie aus?
Als Profi ist der Amateurfußball sehr weit weg, dabei ist er das Fundament des Fußballs. Ich habe als Jugendspieler amateurhaft beim ASK Erlaa begonnen, und die meisten Spielerkarrieren beginnen so.
Und was reizt Sie konkret an der Vienna?
Dass man einen Klub aus der fünften Liga in die Bundesliga bringt. Ich war meine ganze Karriere lang ein sehr vereinstreuer Spieler. Bei Rapid war ich zum Beispiel neun Jahre, bei der Vienna waren es als Spieler fünf. Ich weiß, was es bedeutet, bei einem Traditionsklub zu sein. Und was das für eine Kraft für mich selber hat. Das ist der Grund, warum ich das Engagement als Riesenchance gesehen habe.
Wie soll dieser Aufstieg, dieser Weg in die Bundesliga gelingen?
Als Sportdirektor muss man zwischen zwei Arten von Zielen unterscheiden: langfristige und mittelfristige. Langfristig wollen wir in die Bundesliga, dort wollen wir uns als interessanter Ausbildungsverein für junge Spieler etablieren. Wir werden verstärkt junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in unsere Kampfmannschaft befördern.
Wie passt das zu den Transfers, die die Vienna im Winter getätigt hat? Um nur drei zu nennen: Deni Alar ist 32 Jahre alt, Tomáš Šimkovič 34, Lukas Grozurek 30. Das sind alles eher fertige, reife Spieler.
Hätte mich jemand im Dezember gefragt, ich hätte diese Transfers nicht vorhergesagt. Aber es gibt Chancen am Markt, die man als Sportdirektor ergreifen muss. Grozurek spielte zum Beispiel zuletzt in Georgien, Šimkovič in Lettland. Das sind beides Ganzjahresmeisterschaften, wo die Saison im Jänner schon vorbei war. Deshalb konnten wir die beiden ohne Ablösesumme verpflichten. Wir haben solche Möglichkeiten wahrgenommen, um unser mittelfristiges Ziel schneller zu erreichen. Wir wollen womöglich heuer aufzusteigen, anstatt ein weiteres Jahr zu brauchen. Man muss aber auch sagen: wenn wir das dieses Jahr nicht schaffen, geht die Welt bei der Vienna nicht unter.
Der Aufstieg in die Bundesliga und der Weg zum Ausbildungsverein sind langfristige Ziele, was sind die mittelfristigen?
Mittelfristig gilt es Ziele zu erreichen, die uns dem langfristigen Ziel näher bringen. Und das ist eben als Zwischenschritt der Aufstieg in die Zweite Liga. Wenn wir oben sind, sollen dann langfristig mehr Eigenbauspieler zum Einsatz kommen. Außerdem haben wir schon jetzt junge Spieler im Kader: man denke nur an Kerim Abazovic. Der kommt aus unserem eigenen Nachwuchs und hat sich bis in die Kampfmannschaft gespielt. Das wird gerne vergessen.
Sie kennen beide Welten: die Bundesliga, aber auch den Amateurfußball. Was sind da für Sie die großen Unterschiede?
Der Unterschied liegt im Organisatorischen. Ich melde etwa die Spieler selber an, wenn wir einen Nicht-EU-Ausländer verpflichten. Da gehe ich mit den nötigen Dokumenten zum Magistrat. Das ist zum Beispiel nötig, um internationale Transfers abzuwickeln. Bei einem Bundesligaklub macht das ein Teammanager. Aber mir taugt's, dass ich das sehen darf und jetzt weiß, wie solche Dinge funktionieren. Das geht auch nicht anders, wir haben nicht so viel Personal wie ein Erstligist.
Rapid und Austria streiten sich darum, wer die Nummer Eins in Wien ist. Hat die Vienna das Zeug zur Wiener Nummer Eins?
Ich will nicht sagen, dass die Vienna bald die Nummer Eins in Wien sein wird. Aber ich will auch nicht ausschließen, dass sie es einmal wird. Es ist wichtig, gute Arbeit zu leisten und nicht zu viel auf andere zu schauen. Man muss eben die aktuelle Situation betrachten. Und die ist bei uns so: Wir spielen in der Regionalliga und der Verein hat ein unglaubliches Potential. Das wollen wir nutzen. Die Vienna kann in Zukunft auf jeden Fall eine große Rolle im österreichischen Fußball spielen.
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