Nachtwache umsonst
Aktivisten im Lobau-Camp erwarteten Polizei-Räumung

- Die Holzpyramide steht im Democamp an der Hausfeldstraße.
- Foto: Kautzky
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Donnerstagnachmittag war die Aufregung im Lobau-Camp an der Hausfeldstraße groß. Denn für die folgende Nacht wurde eine Räumung durch die Polizei befürchtet. Die BezirksZeitung war vor Ort, als sich rund 200 Umweltaktivistinnen und -aktivisten auf die Auflösung der Besetzung vorbereiteten.
WIEN. Ob das Lobau-Camp sein fünfmonatiges Jubiläum erreichen würde, war am Donnerstag noch alles andere als klar - denn es herrschte Räumungsalarm. Gerüchten zufolge sollte die Besetzung der Baustelle für die geplante "Stadtstraße" nach gescheiterten Gesprächen mit der Stadtregierung endgültig aufgelöst werden. Die Umweltaktivisten bereiteten sich vor und trommelten etwa 200 Leute zusammen, um das Camp zu halten. Doch: Die Polizei kam nicht.
Räumungsalarm Donnerstagnachmittag
Am Donnerstagnachmittag werden die Gerüchte lauter. Eine Räumung soll unmittelbar bevor stehen. Um 14.20 Uhr kursierte für Abonnenten des Lobau-Tickers auf Telegram die erste Nachricht, dass dringend Unterstützung vor Ort gebraucht werde. Auch Anika (19), Mitgründerin von Fridays for Future Salzburg, reiste aus Salzburg für die Besetzung an und gab sich überzeugt: "Jede Autobahn, die 2022 noch gebaut wird, ist sinnlos".

- Anika hat Fridays for Future in Salzburg mitgegründet. Donnerstagnacht verbringt sie in der Hausfeldstraße, um die Stadtstraße zu verhindern.
- Foto: Franziska Marhold
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Vorbereitungen im Protest Camp auf Hochtouren
Abends ist die Stimmung angeheizt. Eine gewisse Spannung liegt in der Luft: Das Camp, das man mühsamst fünf Monate lang aufrecht erhalten hatte, sollte jetzt endgültig geräumt werden. Die Aufregung und Müdigkeit bei den Aktivistinnen und Aktivisten ist groß. Anika berichtet: "Als ich hergekommen bin, war ich nervös. Meine Mutter hat mir noch gesagt, ich soll auf mich aufpassen. Als ich dann aber die Leute gesehen habe und festgestellt habe, dass viele dabei sind, die sich auskennen, habe ich mich sicher gefühlt".

- Eng ineinander einhängen: So macht man der Polizei das Räumen schwierig.
- Foto: Franziska Marhold
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Wer will sich anketten?
Gegen 19 Uhr findet das Aktionsplenum statt. Hier werden Rollen für die restliche Nacht verteilt. Einige Aktivistinnen beschließen sich anzuketten, wiederum andere wollen sich widerstandslos wegtragen lassen oder nach Aufforderung das Gelände verlassen - je nach Geschmack. Anika will sich heute nicht wegtragen lassen. Sie übernimmt die Rolle eines "Legal Observers" - eine Person, die das Vorgehen der Polizei dokumentiert.
Aktionstraining: Wie lässt man sich am besten wegtragen?
Um 22 Uhr finden sich einige Aktivistinnen und Aktivisten zu einem Aktionstraining zusammen. Dabei lernt man, wie man am besten mit der Polizei kommuniziert, welche verschiedenen Techniken es gibt, sich wegtragen zu lassen oder auch welche Rechte man hat, sollte die Polizei einen für eine Weile ins PAZ (Polizeianhaltezentrum) mitnehmen. Ziel ist es auf jeden Fall, die Räumung so lang wie möglich hinauszuzögern, indem man sich beim Wegtragen besonders schwer macht.

- Die Aktivisten im Protestcamp üben für den Ernstfall von der Polizei weggetragen zu werden.
- Foto: Franziska Marhold
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Hundert Aktivisten warten auf die Polizei
Mit den letzten U-Bahnen gegen Mitternacht finden sich noch viele Unterstützer im Camp ein. Etwa hundert Menschen verbringen ab jetzt die Nacht in der Hausfeldstraße - und das bei Sturm und eisigen Temperaturen. In der Pyramide ist dabei nicht für alle ein Schlafplatz vorhanden, sodass die meisten die Nacht draußen am Lagerfeuer verbringen.

- Heidi Sequenz, Gemeinderätin der Wiener Grünen, verbrachte die Nacht auf Freitag, 28. Jänner, im Protestcamp Hausfeldstraße.
- Foto: Kautzky
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Motivation und Überzeugung bleiben bei Aktivistinnen wie Anika jedoch bestimmt: "Was wir brauchen ist zukunftsfähige, mutige Klimapolitik. Die Pressekonferenz von der Gewessler (Umweltministerin Leonore Gewessler, Grüne, Anm.) als sie den Lobau Tunnel gestoppt hat, war ein Moment, in dem ich mir gedacht habe: So könnte mutige Klimapolitik aussehen."

- Isi befürchtet genauso wie ihre Mitstreiter, dass sich "das Donaufeld mit dem Bau der geplanten Stadtstraße in eine Betonwüste verwandelt."
- Foto: Kautzky
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Doch der erwartete Gast des Camps - die Polizei - lässt auf sich warten. Immer wieder blitzen vereinzelt Blaulichter in der Gegend auf, woraufhin Aktivistinnen und Aktivisten eilig zu ihren Posten laufen. Doch nicht ein einziger Einsatzwagen hält beim Camp an.
Wie es mit dem Camp weitergeht
Was bedeutet das nun für die Lobau-bleibt-Bewegung? Der Räumungsalarm ist bei weitem nicht überwunden. Noch immer gehen die Besetzerinnen und Besetzer davon aus, dass das Camp bald von der Polizei geräumt werden wird. Der Protest gegen die Stadtstraße wird auf jeden Fall weitergehen - mit oder ohne Räumung.
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