Grätzelhistoriker Norbert Kainc: Geschichten aus Kaisermühlen
Norbert Kainc archiviert die Geschichte Kaisermühlens und entdeckt dabei wertvolle Erinnerungen.
DONAUSTADT. Im Kaisermühlen Blues ist Eberhart Kudrnac ein älterer Herr, der die Geschichte des Bezirksteils akribisch aufgearbeitet hat. Im wirklichen Leben übernimmt diese Rolle Norbert Kainc. Er sammelt seit vielen Jahren historische Fotos, Zeitungsausschnitte und Fakten aus dem Grätzel an der Donau.
Kainc erster Kontakt mit Kaisermühlen war, wie bei so vielen Wienern, mit dem Wasser verbunden. "Als 15-Jähriger bin ich im Sommer immer mit dem Rad aus der Leopoldstadt hergefahren, auch weil einen beim Mondscheinwirtn niemand gekannt hat", erzählt Kainc vom Beginn dieser Liebesgeschichte. Zu Beginn der 1990er-Jahre ist er dann endgültig nach Kaisermühlen übersiedelt.
Als sein Sohn vor knapp 16 Jahren geboren wurde, kam er ins Grübeln. "Ich bin draufgekommen, dass es keine Fotos aus meiner Kindheit gibt, die zeigen, wie mein Grätzel damals ausgesehen hat, dem wollte ich für meinen Sohn vorbeugen", so der Hobbyhistoriker. Aus Fototouren und Gesprächen mit Ur-Kaisermühlnern wurden bald endlose Stunden in Archiven und Bibliotheken, um die Geschichte Kaisermühlens wiederauferstehen zu lassen.
Seit etwa sechs Jahren teilt er über eine eigene Kaisermühlen-Internetseite seine Forschungsergebnisse mit allen Interessierten. Demnächst soll auch ein zweibändiges Werk über die Geschichte Kaisermühlens erscheinen, an dem er mit seinem Freund und Kaisermühlenenthusiasten Hans Schwödt arbeitet.
Habsburger war Greißler
Immer wieder stößt der von seiner Familie liebevoll "Kudrnac 2.0" getaufte Kainc bei seinen Recherchen auf Erstaunliches. So hat beispielsweise ein waschechter Habsburger, Erzherzog Leopold Ferdinand von Österreich-Toskana, als Leopold Wölfling in der Greisslerei Böhm im Erdgeschoss des Alten Neubaus (Schüttauhof) beruflich Wurst aufgeschnitten.
Geschichte des Eissalons in der Moissigasse
Besonders spannend für alle Freunde des Sommers ist die kleine Geschichte des Eissalons "Trento", der aus Kaisermühlen ebenso wenig wegzudenken ist wie das Gänsehäufl. So übernahmen die Brüder Piergiorgio und Paolo Bortolotti (!) Ende der 60er-Jahre einen Eissalon in der Moissigasse, der kurz darauf auf den Schüttauplatz übersiedelte, wo er bis heute steht. Nach wie vor verwöhnt die Familie Bortolotti die Städter dort in den Sommermonaten mit ihrem Eis. Für Norbert Kainc steht jedenfalls fest: Nur Kaisermühlen kann so fesseln. "Der Bezug zum Grätzel macht die Geschichte lebendig."
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