Bundespräsident Heinz Fischer und Gattin Margit im BEZIRKSBLÄTTER-Interview

Fischer 4 | Foto: Baryli
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BEZIRKSBLÄTTER: Sie sind in einem Alter, in dem die meisten Menschen in Österreich bereits ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten haben.
Trotzdem haben Sie beschlossen, noch einmal für das höchste Amt im Staat zu kandidieren. Hinterfragt man da nicht, ob man es nicht ein wenig ruhiger angehen könnte?
HEINZ FISCHER: „Wir haben
das umgekehrt gemacht. Wir haben gefragt, ob es einen starken Grund gibt aufzuhören. Das haben wir verneint. Die Arbeit als Bundespräsident
und die damit verbundenen Pflichten machen Freude. Wir haben gute Erfahrungen gemacht. Und wir waren der Meinung, dass die Erfahrungen, die wir in sechs Jahren als Bundespräsident und zuvor in zwölf Jahren als Nationalratspräsident gesammelt haben, einen großen Wert haben. Es kommt eine Zeit auf uns zu, in der Routine, Bekanntheit und Vertrauen der Bevölkerung sehr wichtig sind. Das alles waren Gründe, jetzt nicht einfach davon zu laufen. Viele Menschen haben mich gebeten, erneut anzutreten und die Antwort war ein Ja.“

BB: Frau Fischer, wie geht es Ihnen damit? Haben Sie nicht manchmal Lust, mehr Urlaub zu machen, mehr mit Ihrem Mann auf den Berg zu gehen?
MARGIT FISCHER: „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Aber es ist eine so spannende Aufgabe, die wir da machen dürfen, dass das Positive überwiegt.“
BB: Es gibt ja auch zwei Kinder und ein Enkelkind. Gelingt der Spagat immer, sowohl für die eigene Familie als auch für die Familie Österreich da zu sein?
HEINZ FISCHER: „Also uns gelingt das sehr gut. Da muss ich meinen Kindern ein Kompliment machen. Die sind voll integriert und haben großes Verständnis. Ich denke, sie sind zufrieden mit ihren Eltern. Wir treffen uns häufig, telefonieren fast jeden Tag. Wir sind sehr stolz auf unsere Kinder.“

BB: Haben Sie als junger Jus-Absolvent jemals daran gedacht, dass Sie einmal Bundespräsident werden?
HEINZ FISCHER: „Nein!“

BB: Was war sonst Ihr Ziel?
HEINZ FISCHER: „Als kleines Kind wollte ich Lokomotivführer werden, als 16-Jähriger wollte ich Astronomie studieren. Später habe ich mich für die Rechtswissenschaften entschieden mit der Absicht, Anwalt zu werden. Dann habe ich das Angebot bekommen, im Parlament als Jurist zu arbeiten. Dabei wurde ich immer stärker in die parlamentarische Arbeit eingebunden. Und im Jahr 1971 habe ich dann schließlich ein Nationalrats-mandat bekommen. Meine Frau hat mich immer unterstützt – und eigentlich haben wir einen schönen Weg zurückgelegt.“

BB: Frau Fischer, wie geht es einem, wenn man einen jungen Juristen heiratet und dann einen Berufspolitiker bekommt?
MARGIT FISCHER: „Das ist spannend, wenn man selbst ein politischer Mensch ist. Für mich war das immer die natürlichste Sache der Welt. Ich hätte mir nie vorstellen können, einen unpolitischen Menschen zu heiraten.“

BB: Haben Sie dem Politiker Fischer auch manchmal leicht die Leviten gelesen, wenn etwas passiert ist, das Ihnen nicht gefallen hat?
MARGIT FISCHER: „Das ist nicht unser Umgang. Aber wenn brisante, gesamtgesellschaftliche Themen zur Diskussion standen, dann haben wir das intern sehr offen besprochen. Gerade in der Alleinregierung unter Kreisky gab es viel Nachholbedarf für Gesetze, die gesellschaftspolitisch relevant waren. Da ist es auch immer gut, wenn man den Standpunkt des anderen Geschlechts erfährt.“
HEINZ FISCHER: „Außerdem hat Kreisky zu mir gesagt: ‚Deine Frau kenne ich schon viel länger als dich. Auf die Margit höre ich mindestens so wie auf dich‘.“
BB: Herr Fischer, würden Sie sich selbst als permanenten Sozialdemokraten bezeichnen?
HEINZ FISCHER: „Ich habe eine präzise Antwort darauf: Ich werde meine Ideale nicht verleugnen, bin bestimmten Grundwerten verpflichtet. Aber ich übe das Amt des Bundespräsidenten zu hundert Prozent objektiv und über den Parteien stehend aus.“

BB: Es gibt andere Kandidaten, die sich als christliche Alternative zu Ihnen sehen. Trifft es Sie, wenn diese Ihnen mangelnde Werte vorwerfen?
HEINZ FISCHER: „Überhaupt nicht. Ich habe guten Kontakt zu Persönlichkeiten aus den verschiedensten Glaubensrichtungen. Da besteht keine offene Flanke. In puncto Werte habe ich ein gutes und sicheres Gefühl.“

BB: Geht Ihnen in dieser Wahlauseinandersetzung nicht ein echter Gegner ab?
HEINZ FISCHER: „In der Demokratie kann man sich die Mitbewerber nicht aussuchen. Das ist der entscheidende Satz.“
BB: Es gibt Stimmen in der VP, die empfehlen, weiß zu wählen. Haben Sie das jemals gemacht?
HEINZ FISCHER: „Nein, nie!“

BB: Was symbolisiert WeißWählen für Sie?
HEINZ FISCHER: „Im besten Fall ist es die Unfähigkeit, sich zu entscheiden. Im schlechteren Fall symbolisiert es mangelnden Respekt gegenüber der Demokratie. Wählen und Demokratie sind aufs Engste verbunden. Wenn man seine Stimme einfach wegschmeißt, dann ist das schon sehr problematisch.“

BB: Warum war da diesmal in der VP so ein Gezeter, dass man keinen eigenen Kandidaten aufgestellt hat?
HEINZ FISCHER: „Vor dem Sommer gab es den starken Eindruck, dass der Landeshauptmann eines großen Bundeslandes kandidieren wird. Dann im Oktober ist plötzlich der Rückzieher erfolgt. Damit war eine nicht leichte Situation gegeben. Die hat in einem Kompromiss geendet: zwar kein eigener Kandidat, aber auch keine Wahlempfehlung für den Amtsinhaber.“

BB: Befürchten Sie, bei Ihren Auslandsreisen auf das Thema Verbotsgesetz und NS-Zeit angesprochen zu werden?
HEINZ FISCHER: „Nein, sicher nicht. Ich habe in diesen Fragen eine ganz klare Meinung. Das wissen auch andere Staatspräsidenten. Ich fühle mich auf diesem Gebiet absolut sicher.“

BB: Ihnen wird in Sachen EU Verrat vorgeworfen. Hat sich an Ihrer Einstellung gegenüber Europa etwas geändert?
HEINZ FISCHER: „Meine positive Einstellung zum europäischen Friedensprojekt hat sich noch gefestigt. Und der Vorwurf des ,Verrats‘ ist völlig absurd.“

BB: Frau Fischer, Sie wurden ja in Stockholm geboren. Wie ging es Ihnen beim EU-Beitritt?
MARGIT FISCHER: „Ich habe mich gefreut. Es ist ein Friedensprojekt und es gibt nichts Schöneres als Frieden.“

BB: Wie ist es Ihnen gegangen, als Sie die Volksabstimmung in Eberau beobachtet haben?
HEINZ FISCHER: „Prinzipiell ist die politische Willensbildung den vom Volk direkt und demokratisch gewählten Parlamentariern auferlegt. Aber in Einzelfällen gibt es als Korrektiv die Volksabstimmung. Bei Zwentendorf habe ich als Abgeordneter selbst eine beantragt. In Eberau wurde offenbar über die Köpfe vieler Bürger hinweg entschieden. Der Landeshauptmann hat dann mit der Volksabstimmung einen Ausweg eröffnet.“

BB: Kritiker meinen häufig, dass Sie zu zurückhaltend sind.
HEINZ FISCHER: „Die Tatsache, dass ich seit dem ersten Monat als Bundespräsident viel Zustimmung erfahre, ist schon sehr aufmunternd. Das spricht dafür, dass man sich nicht drängen lässt, auf den Tisch zu hauen.“

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