"Leben am Limit"
Wenn soziale Freuden ausser Haus zu teuer sind

- In die Gastro oder ins Kino gehen ist für viele schon Luxus.
- Foto: Stefanie Machtinger
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„Gehen wir am Freitagabend auf ein paar Drinks?“ „Gehst du heute Mittag mit uns essen?“ Diese Fragen von Kollegen müssen leider mit „Nein“ beantwortet werden. Aber aus Scham wird der wahre Grund verschwiegen. „Ich habe schlicht und einfach kein Geld mehr übrig. Und das am 10. des Monats. Weil mein gesamtes Gehalt von Fixkosten (Miete und Energie) gefressen wurde. Also bleiben nur Ausflüchte.
BEZIRK. Wie knapp das Budget trotz aufrechtem Arbeitsverhältnis sein kann, kann Miriam B. aus Strasshof bezeugen.
"Als alleinerziehende Mutter eines schulpflichtigen Mädchens geht das Geld oft schon zur Monatsmitte oder noch früher aus", erklärt sie. Daran seien nicht nur die horrenden Fixkosten schuld, sondern dazu kämen immer wieder Sonderausgaben, wie etwa zum Schulbeginn, der notwendige Kauf von Bekleidung, immer wieder auftretende Ausbesserungsarbeiten in der Wohnung. "Da darf es einen nicht wundern, wenn man auf manche Extras, wie Restaurant- und Kinobesuche oder kulturelle Events verzichten muss",
bedauert sie.
Nicht viel anders geht es Josef M. aus Marchegg. Den ganzen Tag arbeitet er mit vollem Einsatz und Anstrengung im Baugewerbe.
"Trotzdem ich einen Vollzeitjob habe, reicht das Geld nicht, dass ich in der Freizeit mit meinen Kumpels einen draufmache",
beklagt er sich. Aber ein Bierchen im privaten Kreis sei ab und zu möglich - ein Restaurantbesuch sei leider zu teuer. Er überlegt, um sich etwas mehr leisten zu können, einen lukrativen Nebenjob anzunehmen.
Isolation macht krank
Über die Konsequenzen, wenn Menschen aus finanziellen Gründen vereinsamen, sagt Psychotherapeut in Gänserndorf Anton Wambach:
"Finanzielle Schwierigkeiten stellen für viele Menschen eine Herausforderung dar und die Auswirkungen können weitreichend sein. Eines der oft übersehenen, aber äußerst wichtigen Probleme ist die soziale Isolation, die mit finanziellen Einschränkungen einhergehen kann.
Der soziale Rückzug, den finanzielle Probleme mit sich bringen können, ist nicht zu unterschätzen. Finanzielle Belastungen können dazu führen, dass sich Menschen zurückziehen und weniger an sozialen Aktivitäten teilnehmen. Sie haben möglicherweise das Gefühl, dass sie sich bestimmte Aktivitäten nicht leisten können, oder schämen sich sogar, sich anderen zu offenbaren, wenn sie in finanziellen Schwierigkeiten sind.
Sie haben möglicherweise das Gefühl, dass sie niemanden haben, an den sie sich wenden können, wenn sie Hilfe benötigen, sei es finanzielle Unterstützung oder einfach nur jemanden, der ihnen zuhört und sie versteht. Die Verlegenheit über ihre finanzielle Situation kann sie sogar davon abhalten, Hilfe anzunehmen, selbst wenn diese angeboten wird."

- Psychotherapeut Anton Wambach.
- Foto: Mauritsch
- hochgeladen von Stefanie Machtinger
"Die psychologischen Auswirkungen dieser Einsamkeit können schwerwiegend sein. Stress, Angstzustände, Depressionen und andere psychische Probleme können sich verschlimmern, wenn sich Menschen von anderen getrennt fühlen und ihnen die Unterstützung fehlt. Mangelnde soziale Interaktion kann auch das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und Minderwertigkeits- oder Unzulänglichkeitsgefühle verstärken.
Soziale Isolation wirkt sich nicht nur auf die geistige, sondern auch auf die körperliche Gesundheit aus. Menschen, die sich isoliert fühlen, entwickeln möglicherweise eher ungesunde Gewohnheiten und haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Mangelnde soziale Unterstützung verringert auch die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen medizinische Hilfe in Anspruch nehmen oder ihre Gesundheit vernachlässigen.
Es ist wichtig, die sozialen Auswirkungen finanzieller Not zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um Menschen in dieser Situation zu unterstützen. Dies kann die Bereitstellung von Ressourcen zur Linderung finanzieller Not bedeuten, aber auch die Bereitstellung sozialer Aktivitäten und Unterstützung. Ob Finanzberatung, Gemeinschaftsveranstaltungen oder einfach nur ein offenes Ohr – jede Form der Unterstützung kann dazu beitragen, das Gefühl der Isolation zu verringern und Menschen in schwierigen Zeiten zu helfen, sich weniger allein zu fühlen."
Geächtet wegen Billigkleidung
Über Kinder, die von den anderen gehänselt werden, weil sie nicht die neuesten Sachen haben, schildert Wambach weiter:
"Kinder können grausam sein, und eines der traurigsten Dinge beim Erwachsenwerden ist, dass einige von ihnen einfach deshalb gehänselt werden, weil sie nicht das neueste Gerät oder die angesagteste Kleidungsmarke haben. Für diese Kinder kann die Schule schnell zu einem unsicheren und schmerzhaften Ort werden, an dem sie sich isoliert und missverstanden fühlen.
Das Gefühl der Ablehnung, das mit so etwas einhergeht, kann tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit haben. Kinder, die von Gleichaltrigen wegen fehlender Statussymbole gehänselt werden, entwickeln möglicherweise das Gefühl, minderwertig zu sein oder nicht gut genug zu sein. Möglicherweise schämen Sie sich oder wünschen sich, jemand anderes zu sein, nur um akzeptiert zu werden.
Diese Art von Mobbing kann sich ebenfalls auf das soziale Leben des Kindes auswirken. Möglicherweise zögern sie, sich an Gruppenaktivitäten zu beteiligen oder Freundschaften zu knüpfen, weil sie befürchten, dass sie weiterhin gehänselt oder nicht angenommen werden könnten. Dies könnte dazu führen, dass das Kind sozial isoliert wird und sich weiter von seinen Altersgenossen entfernt, was zu Einsamkeits- und Alleinseinsgefühlen führt.
Dieses Mobbing kann sich nicht nur auf kurze Sicht auswirken, sondern auch auf lange Sicht. Kinder, die häufig gehänselt werden, haben möglicherweise Probleme mit dem Vertrauen und haben Probleme, enge Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sie eher psychische Gesundheitsprobleme wie Angstzustände oder Depressionen entwickeln, die sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen können.
Eltern, Lehrer und andere Erwachsene in der Gemeinschaft sollten dieses Problem ernsthaft angehen und Schritte unternehmen, um Kinder, die davon betroffen sind, zu unterstützen. Das könnte darauf hinauslaufen, dass man mit den Heranwachsenden darüber spricht, wie wichtig Mitgefühl und Respekt sind, und sie ermutigt, sich für andere einzusetzen, statt sie zu verspotten. Um ihren Kindern ein Gefühl von Normalität und Zugehörigkeit zu vermitteln, kann es auch bedeuten, Ressourcen bereitzustellen, damit Familien mit begrenztem Einkommen ihren Kindern die nötigen Dinge zur Verfügung stellen können.
Kinder sollten letztlich nicht aufgrund ihrer finanziellen Lage oder ihres Besitzes schikaniert werden. Jedes Kind hat das Recht auf Würde und Respekt, ganz gleich, was es hat oder nicht. Durch die Förderung von Empathie und Verständnis sowie den Widerstand gegen jegliches Mobbing können wir einen Beitrag zur Schaffung einer sichereren und unterstützenden Umgebung für alle Kinder leisten."
So lässt sich der Geldbeutel schonen
Michaela Haßmann hat sich 2021 mit der Neueröffnung des Second-Hand-Shops "noamoi" in Strasshof einen Kindheitstraum erfüllt:
"Ich bin Second Hand-Fan seit vielen Jahren und aus Überzeugung, schon als Kind bin ich beim ehemaligen "Tauschmarkt Röckl" eingekleidet worden."
Im Geschäft in der Flugfeldstraße 93 bietet sie Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Accessoires, Sportartikel und Spielzeug an – alles, was "noamoi" getragen oder genutzt werden kann. Von Frühchen, von schlichten Basics bis flippige Vintage-Unikate – bei "noamoi" Second Hand finden Sie Bekleidung für die ganze Familie, in allen Größen und für jeden Anlass.
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