Flucht vor dem Krieg: Gut angekommen in Lainz
Das Projekt "Angekommen in Lainz" thematisiert die Flucht vor dem Krieg und ihre Folgen.
HIETZING. Nadja Madlener, die den Bereich Flucht, Migration & gesellschaftlicher Zusammenhalt im Kardinal-König-Haus leitet, erzählt von "Angekommen in Lainz", ihrem Lieblingsprojekt: "Im ehemaligen Geriatriezentrum leben seit Jahren einige Hundert Flüchtlinge, die auf vielfältige Weise versuchen, sich in den Bezirk zu integrieren, etwa mit dem Textilprojekt IGOR. Wir möchten im Bezirk für das Thema sensibilisieren, auch wenn diese Themen aktuell in der Vermittlung etwas schwieriger sind. Unser Projektpartner ist die Ganztagsvolksschule Steinlechnergasse, wo wir auch Workshops mit Kindern zum Thema halten."
Kinder erzählen Kindern
In einem dieser Workshops liest Sonja Brauner den Kindern der 4c aus ihrem neuen Buch vor: Sonja Brauner ist Psychotherapeutin, spezialisiert hat sie sich auf Kinder in Krisensituationen. Seit vielen Jahren kümmert sie sich in Zusammenarbeit mit dem Verein Hemayat besonders um kriegstraumatisierte Kinder, die aus ihrem Land flüchten mussten. Nun hat sie ein Buch mit dem Titel "Die große Reise" herausgebracht, in dem die Fluchtgeschichte eines Kindes kindgerecht thematisiert wird: Mit vielen Bildern und Zeichnungen erzählt der 5-jährige Amir aus Syrien, wie das Leben in seiner Heimat ausgesehen hat, bevor er mit seiner Familie vor dem Krieg nach Österreich flüchten musste.
"Zuhause hatte Amir eine Stoffgiraffe, die er bei seiner Flucht im Kriegsgebiet zurücklassen musste - das versteht jedes Volksschulkind. So kann man den Kindern Fluchtschicksale näherbringen und es ihnen erleichtern, sich in geflüchtete Kinder und ihre Alltagsprobleme hineinzuversetzen: fremdes Land, fremde Menschen, fremde Sprache. Wenn man davon nur in den Nachrichten hört, kann man sich nur schwer die tatsächlichen Fluchtumstände vorstellen. Darum erzählt Amir in meinem Buch auf kindlicher Augenhöhe, wie es ihm geht."
Viele Kinder, viele Sprachen
In der 4c sind viele Kinder in Österreich geboren, einige aber auch in Afghanistan, Syrien oder dem Irak. Alle sprechen mindestens eine fremde Sprache, etwa serbisch, türkisch, arabisch oder auch indisch. Als Sonja Brauner beginnt, aus ihrem Buch vorzulesen, übersetzt eine Volksschülerin ihre Worte auf arabisch. Im Buch erzählt Amir von seinen Lieblingstieren: Löwe, Elefant - und eben Stoffgiraffe Kasha. Jetzt nennen alle Kinder ihre Lieblingstiere und malen sie auf ein Zeichenblatt, das schließlich Teil eines riesengroßen Kinderbuchs werden soll, das am Ende des Projekts von 23. Mai bis 11. Juni 2018 im Kardinal-König-Haus ausgestellt wird: Mit zwei mal sechs Metern übrigens das größte Kinderbuch Österreichs.
Am Schluss geht es darum, dass die Kinder Situationen malen, in denen sie sich wohlfühlen. Simon isst gern, also malt er ein Festmahl. India fühlt sich wohl, "wenn es keinen Krieg gibt", darum malt sie ihre Familie, über der die Sonne strahlt. Rehan malt fröhliche Kinder beim Ballspielen: "Ich fühle mich wohl, wenn mich die anderen Kinder mitspielen lassen", erklärt sie.
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