Schlechte Zeiten für Veltliner
Nach den Frostschäden des Vorjahrs wird auch heuer ein Ernteausfall von den Hollabrunner Winzern erwartet.
BEZIRK (ae). Durch die frühe Hitzewelle im Mai mit darauf folgender Kälte und Regen Anfang Juni sind die Blüten der Veltlinertrauben in raueren Regionen zum Teil stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Weinbaupräsident Josef Pleil: „Betroffen sind die Gebiete, die ans Waldviertel grenzen, vor allem die Regionen um Hollabrunn, Langenlois und Krems. Dort blüht der Wein klimabedingt etwas später, und das ist genau mit den Wetterkapriolen zusammengefallen. Überall anders hat sich der Grüne Veltliner bisher sehr schön entwickelt, die Ernte wird trotz regionaler Schäden insgesamt deutlich besser als im Vorjahr.“ Pleil rechnet mit 50 Mio. Liter mehr als im Vorjahr, das wären 2,6 bis 2,8 Hektoliter und damit eine gute Durchschnittsernte. Weit weniger optimistisch, was die Erntemengen betrifft, ist man dagegen in den betroffenen Gebieten. Walter Pollak vom Landesweingut Retz: „Es gibt bei uns sehr unterschiedliche Verhältnisse. In manchen Rieden mussten wir sehr starkes Verrieseln feststellen, in anderen ist es nicht so schlimm. Insgesamt rechnet Pollak für heuer mit Erträgen beim Grünen Veltliner zwischen 6.000 und 7.000 kg Trauben pro Hektar und sagt: „Wir haben ursprünglich geschätzt, dass es bis zu 11.000 kg werden.“
Noch pessimistischer sieht der Pulkauer Bürgermeister und Winzer Manfred Marihart die Situation: „Wir rechnen in manchen Lagen mit Ernteausfällen bis zu 70 %. Die Weingärten um Retzbach und Pulkau hat es am meisten erwischt. Wie hoch die Verluste aber tatsächlich sind, kann man erst sagen, wenn die Ernte eingebracht ist.“ Ganz ähnlich sieht das auch Josef Pleil, der meint, dass noch nicht alles verloren ist: „Es kommt jetzt stark darauf an, wie das Herbstwetter wird. Bei entsprechenden Regenmengen könnte es noch zu einem starken Traubenwachstum kommen.“ Den vorher abgefallenen, „verrieselten“ Trauben hilft das freilich nicht mehr. In einem sind sich aber alle Experten einig: Die Qualität des heurigen Jahrgangs wird eine sehr gute werden.
Zur Sache:
Verrieseln: Wenn zur Zeit der Weinblüte schlechtes Wetter herrscht, kommen entsprechend weniger Insekten zu den Blüten, oder sie werden auch durch starken Regen zerstört. Dadurch ergibt sich eine lückenhafte Befruchtung. Die unbefruchteten Beeren (Jungfernbeeren genannt), bleiben klein und fallen schließlich ab. Das ist das gefürchtete Verrieseln.
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