Frischer Wind und neuer Wein
Innovatives Weinkonzept nach Kauf der Genossenschaft Retz-Röschitz.
(ae). Letztes Kapitel eines unrühmlichen Endes: Im Herbst des Vorjahres beschloss die seit mehr als 60 Jahren bestehende Winzergenossenschaft Retz-Röschitz ihre Auflösung. Kolportierter Schuldenstand damals: rund 500.000 Euro, für die rund 180 Mitglieder, die es zu diesem Zeitpunkt noch gab, hafteten. Damals begann die Suche nach einem Käufer, die Erfolg hatte: Ende März wurde der Kaufvertrag zwischen der Genossenschaft und Manfred Bannert und Walther Schnopfhagen abgeschlossen. Wie hoch der Preis für die gesamte Anlage mit Edelstahltanks für 800.000 Liter, eine neue Füllanlage, die großen Lagerhallen und das alte Haus der Genossenschaft samt historischem Weinkeller war, darüber haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart.
Was die neuen Eigentümer damit vorhaben, klärte sich in einem Exklusivgespräch mit den Bezirksblättern. Manfred Bannert, Weinhauer aus Obermarkersdorf und Walther Schnopfhagen, Investor, sind an einer neu gegründeten GmbH zu je 50% beteiligt und jeweils Geschäftsführer.
Im übernommenen Betrieb, der derzeit völlig leer ist (Wein wurde nicht mitgekauft) wollen Bannert und Schnopfhagen unter dem Namen „Helenental-Kellerei“ einen ganz speziellen Wein erzeugen. „Wir werden hier einen Grünen Veltliner für den Fachhandel produzieren, eine eigene Marke, die national und international vertrieben wird.“ Begonnen wird mit der Ernte 2013 und Bannert, der betont, dass die neue Gesellschaft mit seinem Weinbaubetrieb in Obermarkersdorf gar nichts zu tun hat, rechnet im ersten Jahr mit der Erzeugung von 500.000 Litern. Die Trauben dafür werden in der Region gekauft.
Partnerschaft angeboten
„Wir wollen eine Partnerschaft mit allen Winzern, nicht nur mit den bisherigen Genossenschaftern.“ Auch die vier Arbeitsplätze wollen die neuen Inhaber erhalten. Bis dahin ist aber noch einiges an Sanierungs- und Umbauarbeiten vorgesehen, die, so Schnopfhagen, etwa noch einmal die Höhe des Kaufpreises ausmachen. Die investierte Gesamtsumme soll in etwa 15 Jahren wieder eingespielt werden. Ob der erzielte Kaufpreis reicht, damit die bisherigen Genossenschafter nicht auf offenen Schulden sitzenbleiben, konnte Manfred Marihart, Vorstandsmitglied der ausgelösten Genossenschaft noch nicht sagen: „Es ist noch unklar, was bei der End-abrechnung herauskommt und ob dann noch eine Haftung für die Mitglieder schlagend wird.“
Ein zweites Problem, das daraus entstehen könnte, dass in die Winzergenossenschaft für den damaligen Neubau Fördermittel aus Land und EU geflossen sind, ist laut Marihart schon vom Tisch: „Das mit den Förderungen ist abgeklärt.“ Nicht abgeklärt ist, wo die fehlenden 100.000 Liter Wein geblieben sind. In diesem Fall ermittelt immer noch die Kriminalpolizei. Marihart dazu: „Bei den Millionen Litern, die dort lagerten, und einem üblichen verarbeitungsbedingten Kellerschwund von 5 % pro Jahr kann es leicht sein, dass der Wein nur in der Buchhaltung verschwunden ist.“
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