Margaretner Autor Dennis Iwan: Große Literatur vom Balkon
Auf seiner Margaretner Dachterasse hat der Autor Dennis Iwan einen neuen Roman geschrieben.
MARGARETEN. Es sei ihm wichtig, sagt Drehbuchautor und Romancier Dennis Iwan, dass sein neuer Roman keinen Ortsbezug habe: "Und doch steckt sehr viel Margareten in diesem Buch. Ohne dieses Grätzel wäre es nicht in dieser Form entstanden." Iwan lebt in der Johannagasse, auf die er von seiner Dachterrasse herunterschauen kann. "Hier oben habe ich das Buch geschrieben. Und gleich um die Ecke ist das 'Rupp', ein total schönes, irisches Lokal. Dort treffe ich mich oft mit Freunden und Kollegen. Dieser Austausch ist total wichtig. Er hat mir auch für das Buch geholfen."
Iwans im Februar erschienener Roman trägt den Titel "Drainage in drei Noten". Eine Drainage, so ist in der Buchbeschreibung zu lesen, dient der "Ableitung schadhafter Stoffe", um "wieder einen Normalzustand herzustellen". Doch was ist eigentlich normal? Und um wessen Zustand geht es? Hier zeigt sich der Autor verschwiegen. "Es geht um eine berühmte österreichische Schauspielerin. Ihren Namen nenne ich bewusst nicht. Ich glaube aber, dass Leser ihn erraten können." Einen Tipp gibt er aber noch: "Sie ist leider viel zu früh verstorben. Nächstes Jahr hätte sie ihren 80. Geburtstag gefeiert." Iwan nutzt die Lebensgeschichte dieser Schauspielerin, um psychologische Themen auf das literarische Parkett zu bringen. "Es geht um Familienkonflikte und um Entfremdung. Es geht auch um den Müll, den wir hinterlassen, und wie wir damit umgehen." Nicht umsonst sei die Schlüsselfigur des Romans ein Müllmann, "der alles mitbekommt".
Studierter Psychologe
Eigentlich habe Iwan einen Film über das Thema machen wollen. "Ich habe sogar schon an dem Drehbuch geschrieben. Es ist sich dann aber nicht ausgegangen. Also ist ein Roman daraus geworden." Die von Iwan in "Drainage in drei Noten" diskutierten psychologischen Themen haben beim Autor Spuren hinterlassen. "Ich bin so tief in die Materie eingestiegen, dass ich irgendwann beschlossen habe, gleich Psychologie zu studieren." Es sei eine "enorme Hilfe" gewesen, "Fragestellungen zu meinem Buch in einem Hörsaal mit 400 Leuten anzusprechen und zu diskutieren". Am Ende habe er sich aber wieder davon lösen müssen. "Als ich mit dem Buch fertig war, war mein Kopf voll mit den psychologischen Schwierigkeiten meiner Romanfiguren. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich davon wieder befreit habe."
Ärztliche Schweigepflicht
Die Beschäftigung mit der Psychologie führte bei Iwan zu einer neuen Sicht auf seine Romanfiguren. "Die Menschen in meinem Roman gehen alle zur Therapie. Ich wollte sie aber nicht bloßstellen. Deshalb versuche ich, die ärztliche Schweigepflicht zu wahren." Personen, die im Roman namentlich vorkommen, sind bei den Beschreibungen ihrer Praxisbesuche anonymisiert worden. "Ich wollte meinen Charakteren nicht die Hosen herunterlassen und ihnen so Respekt verschaffen." Die Leser scheinen diesen Ansatz zu honorieren. "Viele Menschen haben mir geschrieben und gesagt, dass sie das Buch gleich zweimal hintereinander gelesen haben", sagt Iwan: "Als Autor freut mich das sehr. Es war mein Ziel ein Buch zu schreiben, welches ich selbst gerne lesen würde. Umso schöner, wenn es anderen Menschen auch gefällt."
Um seiner Wahlheimat Margareten etwas zurückzugeben, möchte Dennis Iwan selbstverständlich Lesungen seines Romans organisieren. "Die Details stehen noch nicht fest, ich werde sie aber rechtzeitig bekannt geben", verspricht er.
Auch sonst steht dem Autor ein wichtiges Jahr bevor. "Seit 20 Jahren mache ich schon Kunst im öffentlichen Raum. Und vor 10 Jahren habe ich meinen ersten Text veröffentlicht. Das will ich 2017 ein bisschen feiern."
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.