Flakturm in Mariahilf
Von Schwalbennestern und Seepferdchen

- Von der Dachterrasse des Restaurants 360° Ocean Sky hat man einen Rundumblick über Wien. Die Glasbrüstung wurde übrigens mit einem horizontalen Druck von 300 Kilo auf Bruchfestigkeit getestet.
- Foto: Alois Fischer
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Der Flakturm im Esterházypark steht seit 78 Jahren mitten in Mariahilf. In dieser Zeit hat das Stahlbetongebäude viel erlebt.
WIEN/MARIAHILF. Mit seiner Höhe von 55 Metern, seinem Gewicht von 50.000 Tonnen und seiner Grundfläche von 488 Quadratmetern steht er weithin sichtbar im Zentrum des Bezirks: Errichtet wurde der Flakturm im Esterházypark als Leitturm genauso wie der Gefechtsturm in der Neubauer Stiftskaserne von Oktober 1943 bis Juli 1944 als Abwehr- und Schutzbauwerk.
Flak ist die Abkürzung von Fliegerabwehrkanone: Mit einem Kaliber von 12,8 Zentimeter waren jeweils zwei von ihnen auf den "Schwalbennestern", den Auskragungen der Dachplattform des Gefechtsturmes, postiert und zielten auf die alliierten Bomberflugzeuge, die Wien in der Hochphase des Zweiten Weltkriegs ansteuerten.
Wegen der starken Rauchentwicklung der Geschütze mussten die Messgeräte zum Zielen auf einem anderen Turm untergebracht werden. Dazu diente der Mariahilfer Flakturm, auf dessen oberer Plattform sich der "Würzburg-Riese" befand, ein Funkmessgerät, der Daten über anfliegende Flugzeuge sammelte und an den Gefechtsturm übermittelte.

- Den Anblick des Flakturms kennt wohl jeder, den Ausblick vom höchsten Haken der Alpenvereins-Kletterwand an der Südseite aber eher nicht. Die Auskragungen der Plattform wurden im Zweiten Weltkrieg als Standorte von Funkmessgeräten verwendet und trugen den Spitznamen "Schwalbennester".
- Foto: Anna Regelsberger
- hochgeladen von Mathias Kautzky
Jugendherberge unter der Erde
Der Keller des Leitturms diente in den Kriegstagen als Luftschutzbunker, in den 1950er und 1960er-Jahren war dort eine unterirdische Jugendherberge untergebracht. Seit 1999 stellt dort das Foltermuseum auf 800 Quadratmetern etwa einen Pranger, eine Guillotine, eine Streckbank und eine Eiserne Jungfrau aus. Außerdem gibt es eine Dauerausstellung über aktuelle Formen der Folter und andere Verstöße gegen die Menschenrechte.
Der oberirdische Teil des Flakturms war von 1954 bis 1962 eine Sternwarte der Volkshochschulen. Seit 1958 beherbergt er das Haus des Meeres und mit ihm nicht nur Haie, Rochen und Korallenfische, sondern auch ganze Ameisenvölker, Flughunde und Fledermäuse. Durch den Glaszubau vor der Eingangsfassade konnte die Ausstellungsfläche zuletzt um rund 3.000 Quadratmeter erweitert werden, was Platz für ein neues Aquarium mit 16 Metern Länge, eine Ausstellung über die Verschmutzung der Meere mitsamt einem „Müll-Unterwassertunnel“ sowie ein Modell des Forschungsschiffes Xarifa der Meeresforscherpaars Hans und Lotte Hass schuf.

- Im Laufe der Jahre wurde der Flakturm mit einem gläsernen Zubau an der Eingangsfront vom Haus des Meeres sowie mit einem Dachrestaurant versehen.
- Foto: Alois Fischer
- hochgeladen von Alois Fischer
Oberhalb der "Schwalbennester" des Flakturms wurde 1991 der Anti-Kriegs-Spruch "Smashed to pieces in the still of the night/Zerschmettert in Stücke im Frieden der Nacht" des Künstlers Lawrence Weiner angebracht. Für den acht Meter hohen Zubau des Dachrestaurants 360° Ocean Sky wurde er 2019 wieder übermalt - dafür haben Restaurantgäste nun freien Rundumblick über die ganze Stadt. Im Lockdown sind das Restaurant und das Haus des Meeres zwar geschlossen, die spektakuläre Aussicht vom Dach des Flakturms sowie den Besuch bei Krokodilen, Riesenschlangen und Seepferdchen kann man aber inzwischen mittels Webcam unter www.haus-des-meeres.at/de/Unsere-Tiere/Webcam.htm genießen.
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