Liechtensteins Ruinen
Steinerne Zeitzeugen in Mödlings Umgebung
Wenn man heute den an Mödling angrenzenden Wienerwald durchstreift, wird einem an manchen Stellen scheinbar ältere, dem Verfall preisgegebene Steinbauten auffallen. Zumindest mag es so zunächst für Leute erscheinen die nicht mit der Mödlinger Geschichte vertraut sind. Was heute ohne Hintergrundwissen, für Ruinen aus dem Mittelalter gehalten werden könnte, entsprang in Wahrheit einem einstigen Modetrend der Biedermeierzeit. Eine der wenigen authentischen Ausnahmen ist dabei die Burgruine Mödling, deren heutigen Reste teils bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen.
Alles begann damit, dass Fürst Johann I. von Liechtenstein (1760 - 1836) um 1807/1808 die Herrschaften „Veste Liechtenstein“ und „Burg Mödling“ erwarb und diese somit auch ein gewisses Gebiet umfassten. Nach dem damaligen romantischen Zeigeist, waren künstlich erschaffene Ruinen reizvoll und somit auch für Liechtenstein ein wichtiges Gestaltungsmittel.
Zwischen Mödling und Hinterbrühl wurde zunächst von 1809 bis 1811 der in den Bauakten genannte „Tempel auf dem Anninger“ errichtet, welcher aber schon ein Jahr später durch einen Orkan zerstört wurde. Den 1813 errichteten Nachfolgebau des berühmten Architekten Joseph Kornhäusel, erwähnte einmal Beethoven in einem seiner Konversationshefte als „lichtensteins Monument der Krieger“, denn man nannte ihn zu dieser Zeit „Tempel des Kriegsruhms“. Was heute erklärungsbedürftig scheint, nahm damals indirekt auf die 1809 stattfindende Schlacht bei Aspern Bezug, bei der österreichische Truppen, Napoleons erste bedeutende Niederlage zufügten. Bis in die 1930er Jahre diente der Tempel auch fünf auf dieser Schlacht gefallenen Soldaten als Grabstätte. Woher der heutige Name „Husarentempel“ kommt, ist heute nicht mehr zweifelsfrei zu ergründen.
So erlebten ebenso alle anderen nachfolgenden Bauten Liechtensteins durch Witterung oder Vandalismus eine wechselvolle Geschichte und manche davon haben die Zeit auch nicht überlebt. Etwa die 1811 erbaute „Trajanische Säule“, sowie an selber Stelle errichtete Nachfolgebau „Phönixburg“, oder auch „das zerstörte Troja“ genannt. Die „Burg“ stand am Gipfel des heutigen Phönixbergs.
Andere, ehemals klar erkennbare Bauten, verkamen hingegen im Laufe der Zeit tatsächlich zu mikrigen Ruinenresten. Schon Karl Giannoni schrieb Anfang des letzten Jahrhunderts „…aus künstlichen Ruinen hat die Zeit wirkliche gemacht, überwuchert von der modebefreiten Natur.“ Das war aber nicht nur der Zeit geschuldet. Die 1818/19 errichtete „Johanneskapelle“ oder „Pilgerkapelle“, welche im Volksmund durch ihre Form auch „Pfefferbüchsel“ oder „Salzfassel“ genannt wurde, hatte einst einen soliden Turm. Das dies heute nur mehr mit viel Fantasie vorstellbar ist, dürfte nach Rudolf Schwarz damals wütenden Rebellen anzulasten sein, welche das Gebäude im Revolutionsjahr 1848 in Trümmer zerlegten. Im Jahr 2018 wurde das Überbleibsel davon zumindest von Erde und Überwucherung befreit, sowie schließlich saniert.
Unter den noch etwas besser erhaltenen, größeren Liechtenstein-Ruinen seien hier der „Schwarze Turm“ (1810), das „Amphitheater“ bzw. „Kolosseum“ (1810/11), sowie die „Römerwand“ (vermutlich 1826) zu nennen. Die „Augengläser“ wurden eventuell zeitgleich mit dem schwarzen Turm, an der Stelle eines 1596 erwähnten Wachthauses errichtet. Nicht zu vergessen wären Zubauten bei der Burgruine Liechtenstein (1810), sowie Burgruine Mödling (1812, ebenso im Revolutionsjahr zerstört).
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